Also ich fühle mich jetzt auch dazu animiert ein paar Worte zu schreiben, nachdem ich alle Beiträge mehr oder weniger genau durchgelesen haben.
Als erstes möchte ich bemerken, dass ich eine Aussage "Wer noch nie Drogen konsumiert hat, kann gar nicht mitreden, da er/sie nicht weiss von was sie spricht" nicht sehr durchdacht finde. Ich denke im Gegenteil, dass auch eine Person die z.B. noch nie LSD konsumiert hat, sich mit dem Thema auseinandersetzt, mit Leuten spricht etc. sich durchaus eine Meinung bilden und mitreden kann. Ein Eheberater muss nicht ja auch nicht zwingend selbst verheiratet (gewesen)sein - oder?
Mir fällt auf, dass häufig Aussagen kommen "An anderen(allen) Partys werden Drogen konsumiert..." , "An Saufpartys fallen viel mehr Leute um.."oder " Alkohol macht dies und das..." Dazu kann ich nur sagen: Schlimmeres macht das Schlechte nicht besser! Es bringt nichts, wenn wir mit dem Finger auf Andere oder Anderes zeigen. Damit verschliessen wir nur die Augen vor dem was bei uns geschieht.
Auf der anderen Seite finde ich es nicht nützlich, wenn mit Argumenten wie "Alkohol ist auch eine Droge..." oder "Wer kifft ist auch ein Drogenkonsument..." versucht wird, die Definition von Drogen so zu relativieren und zu verwässern, dass nicht mehr über das Thema geredet werden kann und ergo jeglicher Drogenkonsum entweder zu befürworten oder abzulehnen ist. Entweder Partys an dem jedermann/frau alles Konsumieren darf und kann woimmer sie/er das will, oder GOA's an denen nur Mineralwasser und Fruchtsäfte an der Bar verkauft werden (und ja kein Kaffee, weil Koffein!-du weisst schon)? Sorry, weder das Eine noch das Andere kann es sein.
Bleiben wir realistisch. Wir alle wissen um was es geht und was gemeint ist wenn wir von der Goaszene sprechen und was mit der Drogenproblematik gemeint ist. (und wer dies Grundsätzlich diskutieren will, der soll doch den Thread 'Was sind Drogen? ' eröffnen).
Zu meiner Meinung:
Ich gehe schon seit längere Zeit an GOA Partys. Für mich sind sie einerseits Musik- und Tanzveranstaltungen und andererseits Freiluft-Events. Eine Indoor-Party kann sich zwar GOA-Party nennen aber nach meiner Meinung kann sie das einfach nicht sein (aber es kann durchaus eine gute Party sein). Es geht darum draussen zu sein! zu Tanzen! Sich von Musik bewegen zu lassen!
Was diese Partys für mich einzigartig machen und mich dazu bringen Wochenende für Wochenende quer durch die Schweiz zu reisen ist, dass sich eine Gruppe von Menschen gemeinsam in einem veränderten Bewusstseinszustand (altered state of consciousness) oder in Trance befindet und ich daran teilhabe. Ich möchte hier nicht das Thema durch und durch erklären, wer sich dafür interessiert geht doch mal auf
http://en.wikipedia.org/wiki/Altered_st ... sciousness oder Deutsch
http://de.wikipedia.org/wiki/Trance_%28Zustand%29 finde diese Artikel zum Einstieg sehr gut. (und vielleicht gibts ja aus dem auch mal ein Thread)
Fakt ist: Es gibt verschiedene Wege in Trance geraten zu können. Repetitive Musik, stimulierende Lichteffekte und kontinuierliche Bewegung gehören dazu. Sicher ist auch, das psychoaktive Drogen auch Trance-fördernd sind. Was ist also eine GOA-Party? Es ist eine Versammlung von eine Gruppe von Leuten, welche sich gemeinsam in Trance begeben - und dies unter freiem Himmel.
Ich bin kein Moralapostel und ich möchte niemandem sagen, was er/sie zu tun hat. Wer Drogen konsumieren will, der soll dies tun. Jedem sein eigener Weg zu seiner/ihrer Trance. Auffallend finde ich, dass ich an Party extrem viel um Drogen angefragt werde, sobald ich auf der Tanzfläche 'abgehe'. Die meisten Leute suchen offenbar an einer GOA-Party einen Zugang um in Trance zu geraten. Leider denken aber allzuviele, dass dies nur mit Drogen möglich ist. Ich denke auch, das ist der Grund wieso einige sagen "an GOA's sind 98% auf Drogen" - die sehen Menschen in Trance und denken: So wie die/der abgeht, das muss von irgendeiner Droge kommen. Falsch! Ich denke der effektive Prozentsatz von Leuten die Drogen konsumieren an einer GOA ist viel kleiner (möchte mich aber nicht auf eine Schätzung einlassen) GOA-Partys = Drogenpartys. Muss ich jemandem, der zum ersten Mal an eine GOA geht empfehlen, Drogen zu konsumieren?
Es gibt einige Personen die Sagen, sie haben bemerkt, dass sich etwas an den Parties geändert habe. Es sei nicht mehr 'wie früher'. Es sei das 'miteinander' verloren gegangen. Ich denke, dass hat wohl einerseits mit der extremen Popularisierung von GOA-Parties zu tun, welche meines Erachtens spätestens mit der ersten Zoom nach der Streetparade eingesetzt hat. Es ist für mich heutzutage nicht mehr ungewöhnlich, dass ich an der Bar stehe, die Leute um mich anschaue und mir denke ich könnte auch in x-einem Klub sein. Die Zigis werden weggespickt, die Becherli auf der Tanzfläche an den Boden geschmissen und offensichtlich wird auch immer mehr geklaut etc.... grössere Gruppe - grössere Annonymität - weniger Gemeinsamkeit (zugegeben eine etwas allzusehr vereinfachende Formel)
Auf der anderen Seit steht wohl auch die Form der Drogenkonsums mit der Idee des 'sich zuknallen'. Die Leute wollen weg sein. Sie wollen nicht zu sich finden, in Trance geraten und sich selbst spüren. Nein - weg von sich selber - ins Delirium geraten, das scheint mir das Ziel zu sein. Logisch, dass da einiges zusammengemischt werden muss, schliesslich muss das System (der Geist) überfordert werden.
Ich finde: GOA Partys müssen keine Drogenpartys sein. Ja - sie dürfen keine Drogenpartys sein! Andere Dinge stehen viel mehr im Zentrum als Drogen - Musik, Natur, Bewegung, Licht, etc.. Es geht nicht an, dass an GOA's Drogen offen konsumiert werden. Da stehen für mich auch die Orgs. in der Verantwortung. Ich finde auch, eine Organisation hat das gute Recht zu sagen 'Die Nasen sollen Zuhause bleiben!' und meines Erachtens dürfen (ja sollten) Dealer härter angepackt werden. Rausschmeissen, Stoff vernichten (ins Feuer schmeissen, nicht behalten) oder halt auch der Polizei übergeben (natürlich geht das nur an einer legalen Party). Es geht dabei auch um die Glaubwürdigkeit eines Veranstalters. Die Szene wird sich wohl nicht ändern. Es werden weiterhin an GOA-Partys Drogen konsumiert werden. Die Frage ist, wie und was konsumiert wird. Schlussendlich geht es ja auch um die Frage: Woher kommen die Drogen? Wenn an einer Party 5 Leute unabhängig voneinander umkippen, dann haben die höchstwahrscheinlich den Stoff dort gekauft. Wer hat den verkauft? Wie viele andere Personen haben diesen Stoff gekauft? Es ist zu hoffen, dass so eine Geschichte nicht einmal noch tragischer enden wird...
Persönlich hoffe ich, dass ich weiterhin an Partys gehen kann, ohne dass Dinge vor denen ich wegschauen muss überwiegen. Das sich weiterhin an GOA-Partys Menschen mit einem gemeinsamen Ziel treffen. Eine gute Zeit zu haben. Sich gehen lassen zu können. Von der Musik bewegt zu werden und gemeinsam mit Anderen auf den Boden zu stampfen. Den Moment in der freien Natur und unter dem Sternenhimmel zu leben. Sich bewusst zu sein im Hier und Jetzt zu existieren und breitlächelnd daran Freude haben...
In dem Sinne : See you on the Dancefloor!