Die Ressourcen gehören zuerst einmal dem Land, in dem sie rumliegen. Wenn dieses Land nun diese Ressourcen "ausbeutet" so erschafft es damit eine Handelsware. Da wird es bereits kompliziert. Wer beutet denn die Ressourcen aus? Sind es die Bewohner, sind es staatliche Firmen, sind es internationale Firmen? Mit welchem Recht beuten diese einzelnen Menschen und Firmen diese Ressourcen aus? Zahlen sie Steuern auf dem Gewinn dieser Ausbeutung, und wenn ja wo?
Es ist etwas einfach, das einfach nur philosophisch zu betrachten, und zu sagen, wir Schweizer gehören auch zu "allen" also gehören uns (anteilsmässig) auch ein paar Schätze dieser Erde. Genaugenommen ist es eher so, dass wir überhaupt keine Ressourcen haben - ausser Wasser, das durch das Kalkgestein fliesst und so wundersamerweise zu Mineralwasser wird - welches inzwischen aber auch einigen internationalen Firmen gehört. Im Grunde genommen läuft es darauf hinaus, dass wenn der eine etwas hat, und der andere nicht, so muss der eine dem anderen etwas anbieten, damit der andere gewillt ist, ihm das zu geben.
Die Kolonialisierung hat diese "natürliche Ordnung" etwas verformt. Erste international agierende Handelsfirmen wie die East India Company sicherten sich die Ausbeutung der Ressourcen. So nutzten sie ihre Vormachtstellung (Schiffe), um Monopole zu errichten. Die Bevölkerung der Länder in denen diese Ressourcen abgebaut wurden, bekamen einen bestimmten Preis bezahlt (oder wurden gleich versklavt), die Gewinne blieben bei den Kolonialmächten. Leute wie Gandhi, Bolivar und viele andere wollten das ändern, und sie erkämpften sich die Unabhängigkeit. Bedauerlicherweise nur die politische. Denn an den wirtschaftlichen Gegebenheiten hat sich bislang kaum etwas geändert, ausser vielleicht, dass jetzt auch noch China Wirtschaftskolonialismus betreibt. Insofern stellt sich schon die Frage, ob es richtig ist, diese Frage damit zu beantworten, dass die Ressourcen allen Bewohnern gehören. Gehören sie denn nicht vielmehr, in erster Linie, den Leuten, die sie an- und abbauen?
Wenn Ressourcen so etwas wichtiges sind - und das sind sie ja ganz offensichtlich, weshalb müssen sich dann die "reichen" Länder (also jene, die reich an Ressourcen sind) von den armen Ländern (also jene, die nicht so viele Ressourcen haben, wie zum Beispiel die Schweiz), Kredite aufschwatzen lassen, deren Schuldzinsen mehr kosten, als jegliche Korruption jemals verschlingen könnte? Die Berichte von irgendwelchen Diktatoren, die Spendengelder veruntreuen, sind doch reine Propaganda, damit WIR in der ersten Welt unser Gewissen beruhigen können, wenn wir mehr für die Verpackung von Nespressokapseln zahlen, als für den Inhalt...
Das Problem ist, dass die Ressourcen sehr billig gekauft werden. Noch dazu, ohne dass der jeweilige Staat, in dem die Ressourcen gekauft wurden, allzu viel Steuern oder Abgaben dafür kassiert. Als internationale Firma brauchst Du einfach eine Tochtergesellschaft auf den Cayman Islands, oder in Zug - und dort zahlst Du dann die Steuern. Das ist noch dazu völlig legal. Wehe aber, Du hast ein paar hunderttausend Euro, und willst die auf einer Schweizer Bank verstecken. Das gilt dann als Steuer-Betrug. Naja, anderes Thema, aber irgendwie interessant, wie unterschiedlich das moralische Empfinden in den "entwickelten" Ländern hierzu gehandhabt wird.
Natürlich gibt es auch noch das Argument, dass die jeweiligen Ländern eben zu arm seien, um die Ressourcen selber auszubeuten, oder dass allein durch internationale Firmen so etwas wie Menschen- und Arbeiterrechte in diese Länder "exportiert" werden. Tja, ähnlich dachten schon die Spanier, als sie den Amerikanern erst das Gold, und dann das Leben nahmen, bevor sie überall Plantagen errichteten, auf denen die Armen dann endlich mal einer sinnvollen Beschäftigung (Monokultur, Unterwerfung, Urbi et Orbi...) nachgehen durften. Wir Europäer haben's halt einfach drauf...
Es bleibt abzuwarten, was passiert, wenn sich die Länder, die wir ausrauben irgendwann auf die Hinterbeine stellen, und die internationalen Firmen des Landes verweisen. Venezuela hat beispielsweise seit 2007 bereits 347 Betriebe, die in den 80/90iger-Jahren privatisiert wurden, wieder enteignet und zu Staatsbetrieben gemacht. Ein Staatsbetrieb ist per Definition kein internationaler Betrieb. Wenn man es ganz genau nimmt, ist ein Staat so etwas wie die Summe seiner Bürger. Insofern gehören die Ressourcen in Venezuela jetzt wieder den Bürgern.
Das allerdings widerspricht so ziemlich allem, was unsere allerheiligste freie Marktwirtschaft ausmacht. Können wir das zulassen? Solange es nur ein Land ist, können wir das wohl. Doch wenn immer mehr Länder uns ihre Ressourcen auf einmal zu ihren Konditionen verkaufen wollen, ja wo kommen wir denn da hin?! Kommt eines Tages etwa noch die Zeit, wo wir für unsere Hyperhightechgeräte wie Iphones, die aus äusserst seltenen Ressourcen hergestellt werden, in Etwas das bezahlen müssen, was die Dinger eigentlich Wert sind? Nicht auszudenken, wenn künftig nicht nur die Margen sinken, sondern nein, noch dazu wir auch noch für die Arbeit des Minenarbeiters einen anständigen Lohn bezahlen müssten. Schliesslich sollten Ressourcen doch allen gehören... ach ja. Ich würde sagen, was die Welt braucht, ist Handel, also ich geb Dir was, was Du nicht hast, und Du gibst mir etwas, dass ich nicht habe. Ich sagte ich "würde" das sagen - denn in Tat und Wahrheit scheint ja gerade der Handel das zu sein, was zu der Ungleichheit auf dieser Welt geführt hat.
Wir sind aber nicht völlig macht- und ahnungslos. Grundsätzlich könnte ein jeder von uns ein paar Leute zusammensuchen, die sich einige Wochenenden lang mit internationalem Güterverkehr beschäftigen, um dann so eine Art Parallelwirtschaft ins Leben zu rufen. Jeder von uns könnte in einem "Parallelwirtschafts"-Laden arbeiten. Jeder von uns könnte einmal für 2-3 Jahre ein halbes Jahr in einem so genannten Entwicklungsland Englisch, Deutsch und Französisch lehren, oder was man halt sonst kann. Jeder von uns könnte in der anderen Hälfte des Jahres in diesen Ländern auf dem Feld arbeiten, und versuchen, mit dem Lohn durchzukommen.
Ist natürlich illusorisch, denn am Wochenende sollten wir Partys feiern, um uns vom stressigen Arbeitsalltag zu erholen, der eventuell ja auch deshalb so stressig ist, weil wir im Grunde genommen ganz genau wissen, das 90% von dem was wir tun, keinen direkten Nutzen für unsere Gesellschaft, noch für irgendeine andere Gesellschaft hat, sondern das meiste in Form von virtuellen Zahlen den (pauschalbesteuerten) Gewinn von irgendwelchen annonymen Gesellschaftern erhöht.
Aber: machbar wäre das alles, und manche machen es sogar, und wieder andere sind Lehrer, oder Kleinkinderzieher oder sie arbeiten in einem Beruf der sich nicht um Zahlen dreht, sondern um Liebe, Mitgefühl und Anteilnahme, Verantwortung und Hingabe. Es kann sein, dass manche die das hier lesen, schon etwas älter sind, und vielleicht die eine oder andere Illusion längst aufgegeben haben.
Jedoch mag es andere geben, die geistig innerlich immer noch Kind, die noch an so was wie eine Gerechtigkeit, einen Frieden auf Erden glauben, die glauben, dass alles was sie tun, einen grossen, viel grösseren Widerhall innerhalb der Welt als ganzes findet, als es oft den Anschein magen hab - diese sollten besser früh als spät beginnen, die Weichen so zu stellen, dass sie sich jeden Tag mit Freude im Spiegel anschauen, und nicht etwa einer Vergangenheit nachtrauern, die sie nie hatten. Die meisten Leute sind lieb - sogar Rohstoffhändler, Chinesen, Amis, Schweizer, Sozialisten und auch Kapitalisten - die meisten sind lieb, sie haben nur irgendwann vergessen, nicht nur lieb zu sein, sondern auch lieb zu handeln. Ändern wir das, oder die nächste Generation.
Schliesslich ist es unsere Welt - und unser Leben.
Edit: Abschnitte