ich mag nicht abstreiten, das sich die "Szene" verändert, gewandelt, in neue Richtungen geformt, gespalten, vereint, vergrössert und gleichzeitig verkleinert hat. oder radikalisiert. die hardcore-spirituellen-tripper und wolle-Pullover-goaner mögen oftmals unter sich sein wollen, was man ihnen eigentlich gar nicht übel nehmen kann. doch irgendwie scheint mir paradox zu sein, sich nicht in eine Gesellschaft eingliedern zu wollen, um sich nicht anpassen zu müssen; stattdessen aber alles erdenkliche tun, um in der Szene ein angepasstes bild von sich zu repräsentieren. und selbst wenn ich mich immer wieder frage: was mache ich an dieser Party eigentlich, so ist auch das nichts neues. hatte ich mir nicht mehr oder weniger bewusst oder unbewusst ständig solche fragen gestellt? war da nicht neben schönen Erlebnissen auch nicht immer ein fahler; komischer Beigeschmack? und gab es nicht schon ewigs menschen, die sich anderen gegenüber erhaben fühlten? menschen, die glaubten, sie hätten den ort der Geschehnisse für ihresgleichen und ähnlichem und ihrer selbst gepachtet. partygänger, die alles, was ihnen nicht gerade in den kram passte, in frage stellten? gab es nicht schon monotones herumgetrommel in steinzeithöhlen? zugegeben: die hatten damals nicht die selben hilfsmittelchen, die heute erhältlich sind, aber irgendwie erkenne ich da Parallelen, und selbst da wurden manche aus den höhlen verstossen, nicht geschätzt, wie andere, oder einfach ignoriert. und der rest hat sich zusammen in Trance getanzt, am feuer gelabt, und eine art "ihr-seid-so-geili-siech(inn((e)"-Erfahrungen gemacht. und war das nicht auch damals wie heute nicht das selbe: ein versuch, den ehe schon schwierigen alltag ein wenig - unsinnvoll-sinnvoller, oder zumindest etwas angenehmer zu gestalten? jagen und beeren im Schnee sammeln hört sich eigentlich genauso monoton an, wie bahnhofs-wc`s reinigen, Steuererklärungen für wildfremde menschen ausfüllen, oder ihnen tag für tag Versicherungspolicen anzudrehen versuchen. immer wieder aufs neue. und findet man in diesem Alltagstrott nicht ähnliches vor, wie dann, wenn die Wochenenden auch zu einer art trott mutieren? wenn man nicht aus dem einen uv-licht in die nächste Illusion eines... sagen wie mal: paralleluniversums schlittert? längere pausen dazwischen können in einer art und weise die eigene Veränderung, oder die Einstellung, oder ganz einfach augen für dinge öffnen, die man nie zuvor für möglich gehalten hätte.
und dazu braucht es manchmal einfach mut. mut, sich für eine zeit lang zu verabschieden. auf unbestimmte zeit. und staunend zurück zu kehren und merken: ich liebe diesen zusammengewürfelten haufen, der schlussendlich die Szene ausmacht. ich liebe es, zu horchen, was für töne aus den boxen kommen, und gemeinsam mit wildfremden, neu kennengelernten, Urgesteinen, und Slips-trägern, und darkpsy-teenies, und früher-war-ich-jünger-opas die hallenwände zum einkrachen zu bringen zu versuchen, oder am feuer unter bäumen zu sitzen und einander wortlos zu verstehen.
es bleiben auch Erinnerungen: und die geben verdammt viel power. weil sie kraft geben, dann, wenn ich meine, keine mehr zu haben. weil sie wärmen, obwohl auch meine füsse frieren. weil sie manchmal berge versetzen können. weil sie keine zeit zu kennen scheinen, selbst wenn sie allmählich blasser und blasser werden.
und ja: die Szene hat sich verändert. und das ist gut so. sehr gut, sogar. sonst würde sie mich nicht seit über zwanzig jahren ständig aufs neue faszinieren. und sie kann sehr gut ohne mich. ich ohne sie wäre aber um einiges... denk dir was passendes!
hätte sie sich nie geändert - die Szene; dann wäre ich vermutlich nach drei jahren aus lauter langeweile fern geblieben. und wäre die musik stehen geblieben in der Steinzeit, wäre sie ausgestorben. dem ist zum glück nicht so.
bis zum nächsten Festival. oder irgendwo im nirgendwo