Dekadenz

Hier kannst Du allg. Fragen stellen.
Benutzeravatar
Cat
Platin Member
Platin Member
Beiträge: 503
Registriert: Di 18. Apr 2006, 18:10
Wohnort: Uf em Land
Kontaktdaten:

Dekadenz

Beitrag von Cat »

Mich würde 'mal sehr interessieren, was Ihr unter dem Wort Dekadenz versteht.
Ich musste heute feststellen, das es da anscheinend eine Unmenge an Definitionen gibt, je nach dem, wen man fragt, und mit den üblichen Lexikonerklärungen: Verfall, Ruin, sittlicher Untergang etc. mag ich mich nicht zufrieden geben.
:-s
"It's not reality, it's just the way you feel." Mark Knopfler
LittleMissGinger

Beitrag von LittleMissGinger »

Dekadenz = decadere = verfallen oder besser gesagt: der Verfall.

Bin kein Freund davon und habe grosse Mühe, diesen unwürdigen, erschreckenden "Virus," der sich rasant schnell und immer flächendeckender vor allem in der westlichen (+ "weissen") Gesellschaft verbreitet, zu akzeptieren. Ein klitzekleines, aber vielsagendes Beispiel dafür ist z.B. das amerikanische Fernsehen ... . Die "Schwester" der Dekadenz nennt sich Degeneration. Begriffe und Fakten, die heute jeder kennen (und bekämpfen) sollte.
Zuletzt geändert von LittleMissGinger am Fr 2. Jun 2006, 07:30, insgesamt 1-mal geändert.
LittleMissGinger

Beitrag von LittleMissGinger »

- error - (sorry)
Zuletzt geändert von LittleMissGinger am Fr 2. Jun 2006, 07:32, insgesamt 1-mal geändert.
M!GuZ / Wasabidelux
dj
dj
Beiträge: 2180
Registriert: Mo 6. Sep 2004, 22:01
Wohnort: Gotham City

Beitrag von M!GuZ / Wasabidelux »

Benutzeravatar
Cat
Platin Member
Platin Member
Beiträge: 503
Registriert: Di 18. Apr 2006, 18:10
Wohnort: Uf em Land
Kontaktdaten:

Beitrag von Cat »

merci für Eure Antworten, aber das habe ich eben nicht gesucht... besser gesagt, selbst auch schon gefunden.
Es geht mir eher um Beispiele und Verhaltensweisen, die man als Dekadenz bezeichnen könnte, eben je nach Ansicht.

Wenn z.B. Paris Hilton ein Diamanthalsband für ihr Köterchen kauft, ist das für mich Dekadenz, für jemand anderen sind es nur Starallüren.

Oder z. B. der Tsunami in Thailand und die Touristen, die da am Strand sassen im Liegestuhl mit Edelbikini und Guccisonnenbrille und um sie herum die Trümmer der Katastrophe. Für mich ist das auch eine Dekadenzerscheinung, für einen anderen jedoch wieder nur eine Geldeinnahme für die Einheimischen, die ja jetzt umso mehr darauf angewiesen sind.

Wo sind da bei Euch die Grenzen? Denke ich da zu extrem? Bin ich zu intolerant? Oder ist Euch die Frage zu persönlich? Reine Neugier...
Man hört dieses Wort so oft in letzter Zeit und mir kommt es so vor, dass die wenigsten je darüber nachdachten, was es bedeutet. Oder eben wie gefragt, gibt es anscheinend gar keine bindende Definition. Also doch ein herrliches Wort, über das man stundenlang aneinander vorbeireden kann...
"It's not reality, it's just the way you feel." Mark Knopfler
Benutzeravatar
gizmo
Platin Member
Platin Member
Beiträge: 650
Registriert: Do 16. Sep 2004, 18:41
Wohnort: Zureich

Beitrag von gizmo »

Dekadent ist für mich zum Beispiel sich auf Kosten anderer zu bereichern und dann so zu tun, als wäre das völlig normal! -> z.B ein Jahressalär von 25 Mio CHF während ein normaler Angestellter geradmal 60'000 CHF verdient...
"But I don't want to go among mad people," Alice remarked.
"Oh, you can't help that," said the Cat: "we're all mad here. I'm mad. You're mad." - Lewis Carrol

http://myspace.com/gizmogoa
Benutzeravatar
@fire
Platin Member
Platin Member
Beiträge: 344
Registriert: Mi 18. Mai 2005, 09:14
Wohnort: Atizapan de Zaragoza

Beitrag von @fire »

gizmo hat geschrieben:Dekadent ist für mich zum Beispiel sich auf Kosten anderer zu bereichern und dann so zu tun, als wäre das völlig normal! -> z.B ein Jahressalär von 25 Mio CHF während ein normaler Angestellter geradmal 60'000 CHF verdient...
Vielleicht hat er was gearbeitet, dass er sich ein Salär von 25Mio. leisten kann? Hat ein Geschäftshandy, dass auch am Wochenende auf Betrieb ist, während der 60`000er Angestellte sich im Bett breit macht um sich sein vom Bürostuhl geschädigtes Hinterteil zu pflegen? Denke, dass dies in keinster Weise irgendetwas mit Dekadenz zu tun hat.
Die obigen Beispiele von Cat erklären Dekadenz schon recht gut.

Auch der 60`000er Angestellte kann sich sehr dekadent anstellen ;-)

peace
Psymäleon
Platin Member
Platin Member
Beiträge: 885
Registriert: Sa 13. Aug 2005, 14:37
Wohnort: Bern

Beitrag von Psymäleon »

Oder wenn am Sauffest in unserem Nachbardorf eine Popcorn-Party veranstaltet wird.... Ja, so was gibt's anscheinend. Anstatt Schaum, werden mit einem Gebläse 1,5 Tonnen Popcorn in die besoffene Menge befördert. So richtig im Stil: Hey, wir können uns (halb) bewusstlos saufen und dabei noch auf verdammt viel Mais rumtorkeln. Wir können uns das ja leisten, wir haben ja eh zu viel zu Essen. Das ist für mich dekadent und absolut zum Kotzen! :-&
Es ist nicht wenig Zeit die wir haben. Sondern viel Zeit, die wir nicht nutzen.
abraxas
administrator
administrator
Beiträge: 1934
Registriert: Di 4. Nov 2003, 13:43
Kontaktdaten:

Beitrag von abraxas »

@fire hat geschrieben: Vielleicht hat er was gearbeitet, dass er sich ein Salär von 25Mio. leisten kann? Hat ein Geschäftshandy, dass auch am Wochenende auf Betrieb ist, während der 60`000er Angestellte sich im Bett breit macht um sich sein vom Bürostuhl geschädigtes Hinterteil zu pflegen?
Niemand kann soviel arbeiten oder soviel Verantwortung tragen, dass er 25Mio. im Jahr verdient hätte. Der Betrieb Beat Richners Spitäler (also mehrere!) in Kambodscha kostete vor 6 Jahren noch 12Mio. / Jahr. Wie kann ein einzelner Mensch alleine so viel Geld in die eigene Tasche wirtschaften wie es bräuchte um tausende von Menschen (insbesondere Kinder) gratis zu behandeln? Da müssen schon ein paar Gründe mehr her als "hat sein Handy auch am Wochenende im Betrieb".

Was ich dekadent finde: Mit dem Flugzeug an eine Party fliegen um abzufeiern.
---------------------------------------
musik und so
http://www.bufta.ch
---------------------------------------
Drachenherz

Beitrag von Drachenherz »

hmm...

Vielleicht ein wenig spitzfindig von mir, aber was ich persönlich auch ein (vielleicht kleines) Zeichen von Dekadenz finde, ist z.B. im Restaurant was bestellen, und es dann stehen lassen, weil es einem halt nicht so gut schmeckt...

Oder auf der Strasse an nem Bettler mit Hund vorbeigehen und dann Geld geben mit der Bemerkung "Das ist für den Hund, damit er mal wieder was zu fressen kriegt".

Oder am See rumhängen, ne riesen Sauordnung machen, und dann, wenn man drauf angesprochen wird, sagen: "Hey, morgen kommen ja die Putzleute, die werden dafür bezahlt, dass sie hier aufräumen, warum soll ich das machen?".

etc...

Für mich fängt es schon "im Kleinen" an...

Peace
A.
Benutzeravatar
@fire
Platin Member
Platin Member
Beiträge: 344
Registriert: Mi 18. Mai 2005, 09:14
Wohnort: Atizapan de Zaragoza

Beitrag von @fire »

abraxas hat geschrieben: Niemand kann soviel arbeiten oder soviel Verantwortung tragen, dass er 25Mio. im Jahr verdient hätte. Der Betrieb Beat Richners Spitäler (also mehrere!) in Kambodscha kostete vor 6 Jahren noch 12Mio. / Jahr. Wie kann ein einzelner Mensch alleine so viel Geld in die eigene Tasche wirtschaften wie es bräuchte um tausende von Menschen (insbesondere Kinder) gratis zu behandeln? Da müssen schon ein paar Gründe mehr her als "hat sein Handy auch am Wochenende im Betrieb".

Was ich dekadent finde: Mit dem Flugzeug an eine Party fliegen um abzufeiern.
Nun lieber Abraxas, ist nur ein kleines Beispiel, ich wollte mich ehrlich gesagt auch nicht gross darüber aufhalten. Es kann ja auch sein, dass genau dieser mit seinen 25Mio. sehr spendabel ist, schau auf Bill Gates (auch wenn es nicht so ganz willkommen erscheint). Aber ER ist der spendabelste unter allen Reichen dieser Erde, er kann es sich auch leisten und er tut es. Mein obiges Beispiel musste nicht zitiert werden, ist "nur" ein Beispiel zu dekadenz wie viele auch.

Ich finds auch dekadent, mit dem Flieger an eine Party zu fliegen um abzufeiern,....aber habe auch noch nie nen ausländischen Act gesehen, der sch aufnem Schiff anheuert, um auf einer Party zu spielen resp. abzufeiern. Ist dies gleich?

peace
Benutzeravatar
@fire
Platin Member
Platin Member
Beiträge: 344
Registriert: Mi 18. Mai 2005, 09:14
Wohnort: Atizapan de Zaragoza

Beitrag von @fire »

Rischtich Drachenherz,....so sehe ich es auch, es sind die kleinen Dinge des Lebens, welche die wahre Dekadenz unsrer Welt aufweisen.
abraxas
administrator
administrator
Beiträge: 1934
Registriert: Di 4. Nov 2003, 13:43
Kontaktdaten:

Beitrag von abraxas »

in dem kontext dass andere aus armut sterben finde ich es dekadent so hohe löhne zu beziehen. egal ob man sein gewissen durch spenden beruhigt oder nicht :)

was die acts und das schiff angeht - da geb ich dir recht. allerdings ist es für einen act auch was geschäftliches, was ich noch ein wenig anders beurteilen würde als einfach nur für eine party irgendwo hin fliegen (hab ich zwar auch einmal im leben gemacht :)
---------------------------------------
musik und so
http://www.bufta.ch
---------------------------------------
Benutzeravatar
@fire
Platin Member
Platin Member
Beiträge: 344
Registriert: Mi 18. Mai 2005, 09:14
Wohnort: Atizapan de Zaragoza

Beitrag von @fire »

Naja, hat ja nichts mit Gewissen zu beruhigen zu tun. In der augenscheinlichen "niederwertigen" Gesellschaft, wirds gerne so gesehen, allerdings sollte man doch ins Auge fassen, was denn für so ein Einkommen getan werden muss, ich gehe von richtiger Arbeit aus, von Grund auf. Wenn ich soviel Kohle hätte, würde ich im Verhältnis dazu gerne etwas spenden, oder eigene Projekte für ein besseres Miteinander starten. Du hast sicherlich recht, 25Mio Jahreseinkommen im Verhältnis von 6Mio/Jahr um Ärmste (Kinder & Alte) kostenlos zu versorgen ist ein recht krasses Beispiel. Es gibt genügend Reiche auf dieser Welt, die gerne und viel spenden, nicht unbedingt um nachts besser schlafen zu können, sonst könnt man das auf ALLE(S) und JEDEN reflektiern.

Wenn ein jeder, einen gewissen Prozentsatz seines Einkommens verspenden würde, gäbe es vermutlich sehr weniger Leid auf dieser unserer Erde, allerdings wird dies das derzeitige menschlich egozentrische Dekadenz-Denken auch wieder zu verhindern wissen.
abraxas
administrator
administrator
Beiträge: 1934
Registriert: Di 4. Nov 2003, 13:43
Kontaktdaten:

Beitrag von abraxas »

@fire hat geschrieben:Naja, hat ja nichts mit Gewissen zu beruhigen zu tun. In der augenscheinlichen "niederwertigen" Gesellschaft, wirds gerne so gesehen, allerdings sollte man doch ins Auge fassen, was denn für so ein Einkommen getan werden muss, ich gehe von richtiger Arbeit aus, von Grund auf.
gibt es eine form von arbeit+vorbildung+verantwortung die so viel wert ist? die einzigen die das behaupten sind die, welche selber so viel verlangen ;)

ich weiss nicht was ich tun würde, hätte ich so viel geld. aus meiner jetzigen sicht aber sage ich, dass es einfach irgendwie krank und falsch ist, so viel geld für sich zu besitzen. man kann mit 10'000 / monat sehr gut leben (sagen wir mal eine person, ein single ;). das sind 120'000 im jahr. mit diesem jahreslohn lebt man eigentlich schon fast im luxus, wenn man von den verhältnissen in anderen ländern (nicht mal direkt 3. welt länder) ausgeht. was geschieht nun mit den restlichen millionen? man kann ja grosszügig sein und sagen, ok, man arbeitet viel und hat was verdient. lass den menschen das doppelte dieses eigentlich schon genügenden einkommens für sich nehmen. nein, sagen wir das fünffache. richtig grosszügig. dann bist du bei 600'000.- und weisst immer noch nicht wo die restlichen 24,4 millionen hin sollen.... vielleicht eine insel kaufen? einen rolls? eine autosammlung anfangen? ein high-end PA ins wohnzimmer, einen whirlpool aufs dach?

nein im ernst, so hohe löhne finde ich einfach dekadent. schau mal auf unserer website, da hats nen link zu nem projekt für aidswaisen in den slums von kapstadt. wies dem projekt momentan geht weiss ich nicht, aber als ich dort war war der typ froh um jeden noch so kleinen betrag. 100.- zum beispiel, da konnte der schon viel mit anfangen. oder eben, beat richner ...

ich frage mich ja auch nicht jedesmal wenn ich irgendwo 100.- auf den putz haue. aber wenn ich dann mal zurückblicke und es mir vor augen halte, wie viel geld ich für irgendeinen schlussendlich unwichtigen scheiss ausgebe, und was man mit dem geld sinnvoll eingesetzt alles tun könnte, dann gibt mir das schon sehr zu denken. vielleicht ist das ja auch schon dekadent, solche beiträge schreiben und dann ein paar hundert franken im monat für cds ausgeben, welche man in den meisten fällen ein oder zweimal an einer party spielt und danach für den rest des lebens in eine ecke stellt....
@fire hat geschrieben: Wenn ein jeder, einen gewissen Prozentsatz seines Einkommens verspenden würde, gäbe es vermutlich sehr weniger Leid auf dieser unserer Erde, allerdings wird dies das derzeitige menschlich egozentrische Dekadenz-Denken auch wieder zu verhindern wissen.
ja, damit hast du wohl recht. ich glaube aber dass das problem noch weiter geht. eine wirklich sehr interessante website diesbezüglich ist http://www.globalissues.org/
sehr sehr umfangreich, und wirklich gute topics. ich empfehle in dem zusammenhang insbesondere die texte über armut. allerdings keine zwischendurch-lektüre...
---------------------------------------
musik und so
http://www.bufta.ch
---------------------------------------
Antworten