„Aaalso, Goaparties sin scho d Anarchie!“
Verfasst: Fr 11. Apr 2008, 14:19
Vor kurzem war ich in Zürich an einer Goaparty. Normalerweise ist in dieser Location ein sehr normales Publikum anwesend, um Konzerte zu hören. Nicht ganz normal war allerdings das Publikum, als ich morgens um sechs Uhr dort ankam. Mit drei Bier intus und ein bisschen mitrauchen war ich einigermassen nüchtern. So wie etwa zehn Prozent der Anwesenden. Die anderen 90 Prozent waren irgendwo zwischen gut angeballert und einer substanzinduzierten Psychose.
Ein Begleiter, der sonst Stammgast in Ichbinägeiläsiech-Schuppen wie Club Q und Supermarket ist, bemerkte trocken, dass seine Freundin hier nach zwei Minuten keinen Bock mehr hätte. Glaube ich sofort. Ein normaler Mensch findet sich ja schon im normalen Clubbing nicht zurecht, weil er nicht weiss, was er und die anderen da eigentlich genau machen. Aber an Goaparties gelten nochmals ganz andere Massstäbe.
Das ungeübte Auge wird auf dem Weg zur Toilette vielleicht feststellen, dass es da so komische Menschenklumpen gibt, die mit dem Rücken zum Gang stehen, als ob sie etwas verstecken wollten. Fragt sich vielleicht, wieso einige Leute eine irgendwie komische Motorik und Gestik zeigen. Wieso auf die Toiletten oft keine Einzelpersonen, sondern Gruppen von zwei bis fünf Leuten, Männer und Frauen zusammen, gehen. Und warum überall Kleidungsstücke und Menschen herumliegen.
Wer sich schon etwas tiefer mit der Materie befassen durfte und ein geschärftes Ohr und Auge hat, nimmt zusätzlich während eines Pisscalls folgendes wahr: fünf Mal das Wort Speed; zwei Mal das Wort Cola; das verräterische Geräusch von verschnupften Nasen; die Treppen sind belegt mit abhängenden Personen, die übelstes Gesichtstheater zur Schau stellen; die Gespräche sind laut und teilweise ziemlich planlos; in hohlen Händen wechseln Minigrips und Geld den Besitzer; auf horizontalen Ablagen liegen gefaltete Flyer mit Pulverrückständen; Leute gehen mit der einen Hand zum Mund, um danach mit der anderen einen Schluck aus ihrem Becher zu nehmen; die glimmenden Stengel haben meist keinen braunen Filter, sondern sind konisch und riechen süsslich und schwer.
Zumindest was die Verfügbarkeit von Drogen angeht, sind Goaparties gelebte Anarchie. Anything goes, everything available, everybody mashed for good. Weed, Speed, Ecstasy, Koks, Trips, GHB/GBL und natürlich Alkohol sind ohne grössere Probleme erhältlich. Und wer ernsthaft sucht, der findet auch Shrooms, Crystal, Benzos, Tryptamine, Opiate und weiteres. Solange man mit seinen Kollegen nicht wie ein Zivi aussieht. Allerdings könnte ich tatsächlich einer sein, und da ich keine Zwerge und Kinder als Freunde habe, kommen die Goaner öfter mal auf die Idee, wir seien Bullen auf Jagd. Wenn dann allerdings meine Hüften und Schultern in Bewegung kommen, verfliegt diese Idee recht schnell. Und die Gesichtsausdrücke der anderen wechseln von misstrauisch zu freundlich.
Eingefleischte Goaner preisen den Spirit ihrer Parties, der so anders sei als an anderen Events. Und dass dies eben nicht an den Drogen läge, sondern dass die Goaszene eine Subkultur sei, welche die Gemeinschaft hochhalte. I call bullshit on that! Drogen sind DAS konstitutive Element der Goaszene. Allerdings gilt das eigentlich für die ganze elektronische Musikkultur, von Cüpli-House mal abgesehen. Und man kann das ja auch einfach mal hinnehmen, ohne es werten zu müssen.
Weiter oben habe ich geschrieben, dass Goaparties zumindest in Bezug auf die Verfügbarkeit von Drogen gelebte Anarchie sind. Viel gravierender als die Verfügbarkeit ist jedoch die Wirkung von Drogen. Drogen verändern die Denkweise und die Stimmung. Und da der Mensch ein soziales Wesen ist und aus Beobachtung lernt, können sich solche Stimmungen auch auf nichtkonsumierende Personen übertragen. Jeder spricht mit jedem (Enthemmung) und die Musik lässt sich einen verlieren (Auflösung des Egos). Aber gleichzeitig spürt man eine persönliche Bindung zu den anderen (Einfühlvermögen) und ist bereit, mit ihnen Gemeinsamkeit zu zelebrieren (Aufhebung sozialer Grenzen). Sonst akzeptierte und verinnerlichte Weltbilder und Wertvorstellungen werden umgedeutet oder nicht akzeptiert. Goaparties haben gerade durch die Präsenz und den Konsum illegaler Substanzen anarchistische Züge. Sehr viel Freiheit, sehr wenig Regeln.
In der praktischen Umsetzung zeigt sich dies umso stärker, je weiter die Uhr schon fortgeschritten ist. Als wir einige Stunden später den Floor verliessen, um kurz später ans Tageslicht zu treten und uns über den öffentlichen Verkehr, die pfeifenden Vögel und die zwei uniformierten Polizisten zu freuen, schauten wir die Partygäste an, das Licht, die Dekorationen, den Abfall und Siff, das Gekotzte mit dem Bier am Boden, nahmen die Stimmung auf und realisierten: Goaparty ist Anarchie.
Ein Begleiter, der sonst Stammgast in Ichbinägeiläsiech-Schuppen wie Club Q und Supermarket ist, bemerkte trocken, dass seine Freundin hier nach zwei Minuten keinen Bock mehr hätte. Glaube ich sofort. Ein normaler Mensch findet sich ja schon im normalen Clubbing nicht zurecht, weil er nicht weiss, was er und die anderen da eigentlich genau machen. Aber an Goaparties gelten nochmals ganz andere Massstäbe.
Das ungeübte Auge wird auf dem Weg zur Toilette vielleicht feststellen, dass es da so komische Menschenklumpen gibt, die mit dem Rücken zum Gang stehen, als ob sie etwas verstecken wollten. Fragt sich vielleicht, wieso einige Leute eine irgendwie komische Motorik und Gestik zeigen. Wieso auf die Toiletten oft keine Einzelpersonen, sondern Gruppen von zwei bis fünf Leuten, Männer und Frauen zusammen, gehen. Und warum überall Kleidungsstücke und Menschen herumliegen.
Wer sich schon etwas tiefer mit der Materie befassen durfte und ein geschärftes Ohr und Auge hat, nimmt zusätzlich während eines Pisscalls folgendes wahr: fünf Mal das Wort Speed; zwei Mal das Wort Cola; das verräterische Geräusch von verschnupften Nasen; die Treppen sind belegt mit abhängenden Personen, die übelstes Gesichtstheater zur Schau stellen; die Gespräche sind laut und teilweise ziemlich planlos; in hohlen Händen wechseln Minigrips und Geld den Besitzer; auf horizontalen Ablagen liegen gefaltete Flyer mit Pulverrückständen; Leute gehen mit der einen Hand zum Mund, um danach mit der anderen einen Schluck aus ihrem Becher zu nehmen; die glimmenden Stengel haben meist keinen braunen Filter, sondern sind konisch und riechen süsslich und schwer.
Zumindest was die Verfügbarkeit von Drogen angeht, sind Goaparties gelebte Anarchie. Anything goes, everything available, everybody mashed for good. Weed, Speed, Ecstasy, Koks, Trips, GHB/GBL und natürlich Alkohol sind ohne grössere Probleme erhältlich. Und wer ernsthaft sucht, der findet auch Shrooms, Crystal, Benzos, Tryptamine, Opiate und weiteres. Solange man mit seinen Kollegen nicht wie ein Zivi aussieht. Allerdings könnte ich tatsächlich einer sein, und da ich keine Zwerge und Kinder als Freunde habe, kommen die Goaner öfter mal auf die Idee, wir seien Bullen auf Jagd. Wenn dann allerdings meine Hüften und Schultern in Bewegung kommen, verfliegt diese Idee recht schnell. Und die Gesichtsausdrücke der anderen wechseln von misstrauisch zu freundlich.
Eingefleischte Goaner preisen den Spirit ihrer Parties, der so anders sei als an anderen Events. Und dass dies eben nicht an den Drogen läge, sondern dass die Goaszene eine Subkultur sei, welche die Gemeinschaft hochhalte. I call bullshit on that! Drogen sind DAS konstitutive Element der Goaszene. Allerdings gilt das eigentlich für die ganze elektronische Musikkultur, von Cüpli-House mal abgesehen. Und man kann das ja auch einfach mal hinnehmen, ohne es werten zu müssen.
Weiter oben habe ich geschrieben, dass Goaparties zumindest in Bezug auf die Verfügbarkeit von Drogen gelebte Anarchie sind. Viel gravierender als die Verfügbarkeit ist jedoch die Wirkung von Drogen. Drogen verändern die Denkweise und die Stimmung. Und da der Mensch ein soziales Wesen ist und aus Beobachtung lernt, können sich solche Stimmungen auch auf nichtkonsumierende Personen übertragen. Jeder spricht mit jedem (Enthemmung) und die Musik lässt sich einen verlieren (Auflösung des Egos). Aber gleichzeitig spürt man eine persönliche Bindung zu den anderen (Einfühlvermögen) und ist bereit, mit ihnen Gemeinsamkeit zu zelebrieren (Aufhebung sozialer Grenzen). Sonst akzeptierte und verinnerlichte Weltbilder und Wertvorstellungen werden umgedeutet oder nicht akzeptiert. Goaparties haben gerade durch die Präsenz und den Konsum illegaler Substanzen anarchistische Züge. Sehr viel Freiheit, sehr wenig Regeln.
In der praktischen Umsetzung zeigt sich dies umso stärker, je weiter die Uhr schon fortgeschritten ist. Als wir einige Stunden später den Floor verliessen, um kurz später ans Tageslicht zu treten und uns über den öffentlichen Verkehr, die pfeifenden Vögel und die zwei uniformierten Polizisten zu freuen, schauten wir die Partygäste an, das Licht, die Dekorationen, den Abfall und Siff, das Gekotzte mit dem Bier am Boden, nahmen die Stimmung auf und realisierten: Goaparty ist Anarchie.