„Aaalso, Goaparties sin scho d Anarchie!“

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Beobachter
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Registriert: Mi 9. Apr 2008, 20:39

„Aaalso, Goaparties sin scho d Anarchie!“

Beitrag von Beobachter »

Vor kurzem war ich in Zürich an einer Goaparty. Normalerweise ist in dieser Location ein sehr normales Publikum anwesend, um Konzerte zu hören. Nicht ganz normal war allerdings das Publikum, als ich morgens um sechs Uhr dort ankam. Mit drei Bier intus und ein bisschen mitrauchen war ich einigermassen nüchtern. So wie etwa zehn Prozent der Anwesenden. Die anderen 90 Prozent waren irgendwo zwischen gut angeballert und einer substanzinduzierten Psychose.

Ein Begleiter, der sonst Stammgast in Ichbinägeiläsiech-Schuppen wie Club Q und Supermarket ist, bemerkte trocken, dass seine Freundin hier nach zwei Minuten keinen Bock mehr hätte. Glaube ich sofort. Ein normaler Mensch findet sich ja schon im normalen Clubbing nicht zurecht, weil er nicht weiss, was er und die anderen da eigentlich genau machen. Aber an Goaparties gelten nochmals ganz andere Massstäbe.

Das ungeübte Auge wird auf dem Weg zur Toilette vielleicht feststellen, dass es da so komische Menschenklumpen gibt, die mit dem Rücken zum Gang stehen, als ob sie etwas verstecken wollten. Fragt sich vielleicht, wieso einige Leute eine irgendwie komische Motorik und Gestik zeigen. Wieso auf die Toiletten oft keine Einzelpersonen, sondern Gruppen von zwei bis fünf Leuten, Männer und Frauen zusammen, gehen. Und warum überall Kleidungsstücke und Menschen herumliegen.

Wer sich schon etwas tiefer mit der Materie befassen durfte und ein geschärftes Ohr und Auge hat, nimmt zusätzlich während eines Pisscalls folgendes wahr: fünf Mal das Wort Speed; zwei Mal das Wort Cola; das verräterische Geräusch von verschnupften Nasen; die Treppen sind belegt mit abhängenden Personen, die übelstes Gesichtstheater zur Schau stellen; die Gespräche sind laut und teilweise ziemlich planlos; in hohlen Händen wechseln Minigrips und Geld den Besitzer; auf horizontalen Ablagen liegen gefaltete Flyer mit Pulverrückständen; Leute gehen mit der einen Hand zum Mund, um danach mit der anderen einen Schluck aus ihrem Becher zu nehmen; die glimmenden Stengel haben meist keinen braunen Filter, sondern sind konisch und riechen süsslich und schwer.

Zumindest was die Verfügbarkeit von Drogen angeht, sind Goaparties gelebte Anarchie. Anything goes, everything available, everybody mashed for good. Weed, Speed, Ecstasy, Koks, Trips, GHB/GBL und natürlich Alkohol sind ohne grössere Probleme erhältlich. Und wer ernsthaft sucht, der findet auch Shrooms, Crystal, Benzos, Tryptamine, Opiate und weiteres. Solange man mit seinen Kollegen nicht wie ein Zivi aussieht. Allerdings könnte ich tatsächlich einer sein, und da ich keine Zwerge und Kinder als Freunde habe, kommen die Goaner öfter mal auf die Idee, wir seien Bullen auf Jagd. Wenn dann allerdings meine Hüften und Schultern in Bewegung kommen, verfliegt diese Idee recht schnell. Und die Gesichtsausdrücke der anderen wechseln von misstrauisch zu freundlich.

Eingefleischte Goaner preisen den Spirit ihrer Parties, der so anders sei als an anderen Events. Und dass dies eben nicht an den Drogen läge, sondern dass die Goaszene eine Subkultur sei, welche die Gemeinschaft hochhalte. I call bullshit on that! Drogen sind DAS konstitutive Element der Goaszene. Allerdings gilt das eigentlich für die ganze elektronische Musikkultur, von Cüpli-House mal abgesehen. Und man kann das ja auch einfach mal hinnehmen, ohne es werten zu müssen.

Weiter oben habe ich geschrieben, dass Goaparties zumindest in Bezug auf die Verfügbarkeit von Drogen gelebte Anarchie sind. Viel gravierender als die Verfügbarkeit ist jedoch die Wirkung von Drogen. Drogen verändern die Denkweise und die Stimmung. Und da der Mensch ein soziales Wesen ist und aus Beobachtung lernt, können sich solche Stimmungen auch auf nichtkonsumierende Personen übertragen. Jeder spricht mit jedem (Enthemmung) und die Musik lässt sich einen verlieren (Auflösung des Egos). Aber gleichzeitig spürt man eine persönliche Bindung zu den anderen (Einfühlvermögen) und ist bereit, mit ihnen Gemeinsamkeit zu zelebrieren (Aufhebung sozialer Grenzen). Sonst akzeptierte und verinnerlichte Weltbilder und Wertvorstellungen werden umgedeutet oder nicht akzeptiert. Goaparties haben gerade durch die Präsenz und den Konsum illegaler Substanzen anarchistische Züge. Sehr viel Freiheit, sehr wenig Regeln.

In der praktischen Umsetzung zeigt sich dies umso stärker, je weiter die Uhr schon fortgeschritten ist. Als wir einige Stunden später den Floor verliessen, um kurz später ans Tageslicht zu treten und uns über den öffentlichen Verkehr, die pfeifenden Vögel und die zwei uniformierten Polizisten zu freuen, schauten wir die Partygäste an, das Licht, die Dekorationen, den Abfall und Siff, das Gekotzte mit dem Bier am Boden, nahmen die Stimmung auf und realisierten: Goaparty ist Anarchie.
Zuletzt geändert von Beobachter am Di 22. Apr 2008, 16:43, insgesamt 1-mal geändert.
Capablanca

Re: „Aaalso, Goaparties sin scho d Anarchie!“

Beitrag von Capablanca »

Irgendwie, irgendwo, irgendwann trifft das alles zu.

Aber es trifft noch viel mehr als das zu.

Was und wie viel denn genau zutrifft, hängt davon ab, wer was wie beleuchtet. Beleuchten vermag.

So kann man auch bei einem Fußballspiel die ganze Kotze, Schläge, den Müll und die Freundinnen sehen, die keinen Bock haben.
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dalamascus
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Re: „Aaalso, Goaparties sin scho d Anarchie!“

Beitrag von dalamascus »

eins würder mich wundernehmen.... /ohaa
und zwar wie dieser Blogger über eine kleine durch Mundpropagierte Waldparty schreiben würde... /grim
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mercury fall
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Re: „Aaalso, Goaparties sin scho d Anarchie!“

Beitrag von mercury fall »

Some guys should think twice before hitting the "Enter" key.... /wurm
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Giftzwerg
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Re: „Aaalso, Goaparties sin scho d Anarchie!“

Beitrag von Giftzwerg »

was willst Du genau sagen, Du Klugschei$$er..? #-o
Das Du besser bist als"WIR" weil Du "nur" säufst und kiffst?

Super Beitrag
Fallen Angel 2

Re: „Aaalso, Goaparties sin scho d Anarchie!“

Beitrag von Fallen Angel 2 »

also ich glaube er will einfach die behauptung aufstellen, dass der ganze spirit nur auf drogen basiert. und unterlegt das mit einer GROSSEN Indoor Party. Naja, eigentlich müsste man das nicht ernst nehmen (jeder der an einer kleinen Wald-Outdoor-Party schon einmal war, wird das bestätigen), andererseits finde ich es ziemlich frech, um nicht zu sagen, zerstörerisch. Es ist wie Capablanca schon gesagt hat, nur ein klitzekleines Mosaikstück des gesamten, und wer sich nur auf dieses Mosaikstück konzentriert wird das gesamte Bild niemals erfassen. Das gesamte Bild umfasst übrigens mehr als Goa, aber das wisst ihr vermutlich bereits. Und wenn nicht: Alles was existiert ist das gesamte Bild. Auch Indoor-Partys, auch übertriebener (?) Konsum. Nicht zu vergessen: er hat eine Behauptung aufgestellt, dass 90% druff gewesen seien. Ob das stimmt? Auch "man"'s sollten nie vergessen: es gibt auch sowas wie Körpereigene Drogen. Die klatschen manchmal ganz schön rein, wenn die Stimmung gut ist... Des Beobachters Behauptung Goa sei Anarchie ist eigentlich ein Kompliment. Gnurf und weitere haben schon festgehalten, dass dies - irgendwann in ferner Zukunft - die perfekte Staatsform wäre, nur dass die Menschheit noch nicht reif dafür ist. Goa ist vermutlich noch nicht ganz so weit, nur schon Eintrittspreise, DJ-Gagen (bitte nicht drüber diskutieren lol) und Mietpreise für Plätze, Anlagen, Ausgaben für Strom, Helfer und so weiter so weiter sind immer noch ziemlich fest in der wirtschaftlichen Struktur verankert. Aber die Charaktere der Besucher, die sind es, die "es" ausmachen, den ominösen Spirit über den so viel gezankt wird, statt einfach mal ihn wirken zu lassen, einfach mal in der Menge stehen und sich darüber zu freuen, dass so viele hier versammelt sind, die feiern, was sonst nicht gerade zu den "üblichen" Betätigungen in unserer Maschinen- und Roboter-Welt gehört. Einfach mal ausbrechen, und wenn auch nur für ein paar Stunden - das: ist: besser: als: nichts. Ja und diese Charaktere, die lernen, weiterkommen, sein wollen, die sich nicht zufrieden geben mit dem was unsere Gesellschaft uns als Schablone anbietet, die nicht immer perfekt sind, wer könnte das schon sein? Aber die sich dennoch hier versammelten um einander sich selbst zu geben, die eigene Anwesenheit, das kann sehen, wer es bereits geschafft hat, sich aus den Fesseln von Definitionen und bereits geschaffenen Bildern von diesen Goapartys zu befreien. Und wer diese Fesseln noch nicht abstreifen will, ist herzlich dazu eingeladen.
strigor

Re: „Aaalso, Goaparties sin scho d Anarchie!“

Beitrag von strigor »

lol..so han ich mich im fall ou mol gfüehlt a mire erste goaparty...han denn d welt ou nümm verstande ;-) isch halt so ä klassische bricht vom nä greenhorn ;-)
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Amanita
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Re: „Aaalso, Goaparties sin scho d Anarchie!“

Beitrag von Amanita »

Fallen Angel 2 hat geschrieben:also ich glaube er will einfach die behauptung aufstellen, dass der ganze spirit nur auf drogen basiert.
Na und, ist doch egal..
lg Amanita ૐ

Das Wirkliche ist ebenso zauberhaft, wie das Zauberhafte wirklich ist. (Ernst Jünger)

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Shrek
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Re: „Aaalso, Goaparties sin scho d Anarchie!“

Beitrag von Shrek »

"Aller Anfang ist schwer"; egal wo /ohaa
Dragonfly

Re: „Aaalso, Goaparties sin scho d Anarchie!“

Beitrag von Dragonfly »

Also als ich an meiner ersten Goa war (im November 07), das war auch eine Indoor und auch da war die Drogenpräsenz sehr offensichtlich. Aber naja, was solls, sollen die Drogen konsumieren die Drogen konsumieren wollen, ist doch eigentlich toll gibts noch so Orte wo die "Anarchie" ausgelebt wird in einem so durchstrukturierten und kontrollierten Land wie der Schweiz. ;)
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David Fraka
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Re: „Aaalso, Goaparties sin scho d Anarchie!“

Beitrag von David Fraka »

Dragonfly hat geschrieben: Aber naja, was solls, sollen die Drogen konsumieren die Drogen konsumieren wollen, ist doch eigentlich toll gibts noch so Orte wo die "Anarchie" ausgelebt wird in einem so durchstrukturierten und kontrollierten Land wie der Schweiz. ;)
naja was solls...

der mensch ist ziemlich gut in einer sache: zerstören

zerstören von leben, die umbgebung und sich selber.

konsum von drogen wird in unserer "goa"szene toleriert, aber was niemals toleriert werden darf ist der unmessbare schaden & elend welches durch den missbrauch dieser substanzen verursacht wird.

guter text =D>
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Saphira
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Re: „Aaalso, Goaparties sin scho d Anarchie!“

Beitrag von Saphira »

Der Beobachter war an der Party im Volkshaus - wen wundert's? Eine grosse, kommerzielle Veranstaltung in Zürich, die halt auch schon wieder ganz anderes Volk anzieht, als eine "richtige" Goa im hintersten Bergdorf am Ende der Schweiz in tiefen Wäldern versteckt. Ja, solche Grossveranstaltungen, an denen sogar Partyguide fotografiert, haben für mich eben nicht mehr viel von diesem lieblichen, was ich so an Partys mag und weshalb ich mich wohl so oft dort rumtreibe :-$ Bestimmt kann auch an einer Indoor eine überwältigende Stimmung aufkommen, ich will ja die Winterlückenfüller-Partys nicht verurteilen, aber für deine 1. Goa war das wohl eine sehr schlechte Wahl :)

Den Aspekt des Drogenkonsums muss man überhaupt nicht schönreden, aber naja ... darüber wird in anderen Threads schon seiteweise diskutiert...
-(°_o)/¯ ┐(-。ー ┌ ヽ(´ー`)ノ ٩(͡๏̯͡๏)۶ ٩͡[๏̯͡๏]۶ ͡๏_͡๏ ٩(●̮̮̃•̃)۶ ≧△≦ 凸'へ'凸 ☽ (°ロ°)☝ ε(●̮̮̃•̃)з
Capablanca

Re: „Aaalso, Goaparties sin scho d Anarchie!“

Beitrag von Capablanca »

Ich frage mich nur, wie man so schnell herausfindet, dass man auf einer Goa-Party alles bekommen kann ... bis zu Opiaten. Und dass dann so verallgemeinert, d.h. auf jede Goa-Party abgefärbt wird (dazu bräuchte es mal eine richtige Studie) :-)

Also was man wo bekommen kann, hängt von den Personen ab, die dort zu Besuch kommen. Was ja - wie erkannt - auf jede elektronische und inzwischen sogar Rock-Veranstaltung zutrifft.

Ganz nebenbei: ich finde Alkohol einer der schlimmsten und härtesten Drogen die es überhaupt gibt, und diese sind frei zugänglich. Ganz zu schweigen von dem Schaden und dem Elend den man tagtäglich Alkoholmissbrauch in die Schuhe schieben kann. Ich kenne so viele durch Alkohol vernichtete Existenzen. Traurig. Ich will damit sagen, dass ich grundsätzlich kritisch gegenüber Veranstaltungen bin, bei denen sich Menschen bis zur Unkenntlichkeit in einen Rausch versetzen. Ob das nun MDMA oder Jägermeister (was ich persönlich sowohl vom Rausch als auch vom Geschmack her ekelerregend finde) ist, spielt dabei überhaupt keine Rolle.

Macht doch nicht den Fehler und sucht das Übel bei den Substanzen: das Übel ist immer noch unser Konsumverhalten, liegt also in unserem Charakter. Ob das nun eine Goa-Party, ein Elektro-Event oder ein Rock-Konzert ist, solange es Menschen gibt, die vernünftig mit sich selbst und mit anderen umgehen (und die gibt es zu genüge), kann man nicht etwas grundlegendes über die Veranstaltung als solche (d.h. über ihre ursprüngliche Idee) sagen.

Trotzdem möchte ich nicht etwas verharmlosen. Der Ausmaß des Drogengebrauchs/missbrauchs auf Goa-Partys ist mir durchaus bewusst.
souris
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Re: „Aaalso, Goaparties sin scho d Anarchie!“

Beitrag von souris »

Find den Text sehr gut geschrieben...
Ich denk, der Wahrheitsgehalt kann nicht geleugnet werden.. Vorallem konnt ich darin nicht erkennen, dass Alkohol und das Kiffen eher gut geheissen wird...
Und das immer gesagt wird, jooo das sind halt die grossen kommerziellen Partys, wo der Drogenkonsum so sehr präsent ist, seh ich ned so... Auch an kleinen Waldpartys wird konsumiert, und da oftmals keine allzugrosse Auswahl von Drogen vorhanden ist, sind halt alle mehr oder weniger auf dem gleichen Trip... was natürlich das "Miteinander" ungemein fördert.
Egal, jeder soll das so geniesen, wie's für jeden einzelnen passt.. Mich muss das doch nicht kümmern...
Allerdings gibt es auch immer Leute, die nüchtern sind... Oftmals dan soo abgehn, dass man denkt, der ist 100 % druuuf *ggg
Naja, zum Glück haben wir die Möglichkeit, so zu feiern wie wir wollen, welch ein privileg : ) geniessen wirs... : )
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