An dieser Stelle ein Text von mir zum Thema. er ist bereits etwas älter, scheint mir aber nach wie vor trefflich zu sein.
Vorwiegend ist von Kakteen die Rede, doch die Eigenschaften treffen auch auf Meskalin Hydrochlorid zu.
Peyote und San Pedro sind wohl die zwei bekanntesten Kakteen, welche Meskalin (Trymethoxy-phenyl-ethylamin) enthalten.
Es gibt auch noch andere weniger bekannte Gattungen, welche man teilweise im Gartenhaus findet. Der Alkaloid-Gehalt ist bei letzteren wesentlich geringer.
San Pedro und Peyote finden bereits seit Jahrtausenden Verwendung bei indianischen Heilzeremonien. In den USA ist der religiöse, kulturelle Gebrauch davon legal, jedenfalls für diverse indigene Stämme. Es gibt sogar eine offizielle Peyote-Kirche: Native American Church of North America.
Der Gebrauch davon ist in einem rituellen/psycholytischen Setting zu empfehlen. Dies gilt im Grunde für alle Entheogene. Für uns Europäer ist es oftmals schwieriger solche Erfahrungen in den Alltag zu integrieren, vor allem wenn diese Erfahrungen in chaotischen, unstrukturierten Settings erlebt werden.
Der Kaktus ist eher mit einer Medizin vergleichbar, als mit einem Rauschmittel. Er wirkt sehr körperlich und kann zu Erbrechen, Husten und Durchfall führen. Beabsichtigt man eine seelische und körperliche Reinigung, sind das durchaus willkommene Begleiterscheinungen. Erhofft man sich jedoch einen vergnüglichen, einfachen geistigen Höhenflug zu reinen Vergnügungszwecken, kann es anstrengend und mitunter sehr beängstigend werden.
Der Kaktus ist ein Werkzeug, dass vorwiegend für eine Sache gebraucht werden möchte; und dass ist nun einmal die Arbeit. Die Arbeit der Selbsterkenntnis. Dass schmeckt nicht immer und wer das nicht möchte oder noch nicht bereit dazu ist, wird nicht viel davon haben.
Möchte man sich seinen tieferen Wesensschichten nähern und ist bereit sich auch auf die schwierigen Anteile davon einzulassen, kann der Kaktus wohl ein wertvoller Lehrer sein. Seine Energie ist meistens männlicher Natur und gut geeignet um sich mit den männlichen Aspekten der eigenen Persönlichkeit und denen der Natur zu verbinden. Er führt in die Willenskraft. Körperlich und energetisch ist dies sehr gut im Solarplexus spürbar. Doch die Willenskraft fordert auch ihren Preis: Mit ihr geht nämlich die bedingungslose Selbstverantwortung einher. Ein Preis den nicht alle zahlen wollen.
Grossvater Kaktus kann uns zeigen, wo wir noch Kind sind, uns selbst und anderen noch nicht gänzlich ein Vater sind. Dabei können idealerweise auch Vaterkonflikte angeschaut und ver-und bearbeitet werden.
Werden die Gefühle von Willenskraft und Macht nicht überprüft oder auch noch gleich für bare Münze genommen, können sie sich ins Destruktive wenden. Sie machen uns dann grössenwahnsinnig, arrogant, tyrannisch und enden im Machtmissbrauch. Dies zeigt sich ja dann auch bei vielen anderen Substanzen, welche die Willenskraft begünstigen. Z.B. Kokain, Amphetamin und Co. Man wird herrschsüchtig und möchte damit den tieferen Gefühlen des Ausgeliefert und Ohnmächtig-Seins ausweichen. Indem man glaubt macht über alles und jeden um sich herum zu erlangen müssen, hofft man erneuter Verletzung und alten schmerzlichen Ängsten zu entgehen.
Der Kaktus kann das uns dann auch aufzeigen, wie er das tut, ist seine Sache. Möglicherweise müssen wir dann nochmal richtig durch die Hölle gehen um Demut zu erfahren und zu verstehen, dass es wesentlicher ist über uns selbst und unser Tun Macht zu erhalten. Nämlich in den Bereichen, in denen wir träge, zügellos, faul sind. Dann wird uns möglicherweise klar, dass Willenskraft nicht ohne Selbstdisziplin und Verantwortung zu haben sind.
Soweit die Theorie. Die Praxis nimmt sich merklich komplexer aus und fordert viel Geduld mit sich und der Welt. Und manchmal lässt man sich dann auch wieder einfach gehen
Das war vielleicht schon fast etwas zu Offtopic, dennoch möchte ich es einmal so stehen lassen.