Leuchtherz hat geschrieben:abraxas hat geschrieben:endlich mal wieder eine diskussion, in welcher es um handfeste themen geht. sex, drogen, gewalt. ah nein, sex hatten wir noch nicht..
ernsthaft:
für mich sind alle dinge werkzeuge. es hängt davon ab, wie sie benutzt werden. es gibt keine bösen dinge, es gibt nur böse menschen. wobei gut und schlecht subjektive wertungen sind und in meinen augen objektiv nicht definierbar sind. ich selber finde waffen auch nicht toll. aber ich sehe ihren sinn und zweck ein. ja, ich sehe sogar den sinn eines kriegs, auch wenn ich sehr mühe damit habe das einzugestehen. ich war ja immer strikte gegen krieg. aber die welt ist nicht so einfach, sie ist nicht binär, nicht schwarz/weiss.
Ich bekunde sehr grosse mühe in diese etwas gutes hinein zu interpretieren nur im Konzept zu bleiben das alles gut und böse ist und alleine der Mensch böse ist.
Vergeltung, Rache, Gewaltausübung für Erkenntnisse halte ich für sehr niedrige Gefühle, auch wenn ich sie selber in mir kenne.
Da verstehst du mich falsch, sonst würdest du das mit den Gefühlen nicht sagen. Ich sage nicht, dass alles gut und böse ist. Sondern dass es in einem übergeordneten Sinn nicht existiert. Erst durch die Subjektivität, durch den Menschen und seine Interpretation der Dinge, entsteht die Wertung und Unterteilung in gut und böse. Es braucht immer eine wertende Instanz um etwas als gut oder böse zu kategorisieren. Du kannst etwas gut finden, oder schlecht. Aber für jemand anderen ist dasselbe vielleicht etwas anderes. Was gilt nun? Wer entscheidet das? Da bräuchte es eine übergeordnete Instanz. In der Gesellschaft schaffen wir diese zum Beispiel durch Gesetze. Aber auch das ist von Menschen gemacht. Manche Gesetze finden wir als Einzelpersonen gut, andere nicht. Einige fehlen, andere sind zuviel. Ist die Todesstrafe ok oder nicht? Wer entscheidet das? Ich für mich finde das nicht gut. Aber es gibt andere, die finden für sich es sei gut. Ist meine Meinung nun mehr wert, besser, korrekter als die Meinung des anderen? Du erklärst schlussendlich ob eine Handlung gut oder schlecht ist durch dein eigenes Rechtsempfinden (mehrt es das Leid oder das Glück). Aber das ist einfach deine Wertung und Meinung. Anderen ist das vielleicht egal, oder sie sehen und erklären die Welt anders. Haben sie weniger recht?
Und weiter gefasst: Viele Denken den Planeten zu zerstören sei schlecht oder böse. Aber wer bestimmt denn das? Gibt es einen höheren Plan? Wenn ja, wer weiss denn, ob es nicht dazugehört, dass die Erde zerstört wird? Wer richtet denn nun in oberster Instanz? Ich finde das schlecht, und schade. Es tut mir leid für unsere Kinder, welche unsere Welt erben. Aber das ist meine Meinung. Den "grossen Plan" kenne ich nicht. Abgesehen davon scheint es mir persönlich logischer, dass es keinen Plan gibt sondern Dinge zufällig geschehen.
Oder war es nun gut oder schlecht dass Saddam gestürzt wurde? Immerhin war er ein Diktator, der einen Folterapparat befehligte. Aber all das Leid, dass dieser Krieg gebracht hat? Wer wertet dies gegenüber dem Leid, das verhindert wurde? Man kann versuchen den Krieg danach zu bewerten, warum er geführt wurde. Aber immer steckt eine Wertung drin. Und diese Wertung ist immer subjektiv, auch wenn sie von vielen geteilt wird.
Deswegen: Ist ein Stein nun böse? Für mich ist es einfach nur ein Stein. Einfach nur ein Messer. Einfach nur ein Fluss, einfach nur ein Gewehr. Egal welche Intention hinter der Schöpfung steckt. Man kann ein Gewehr an die Wand hängen, auf Tontauben schiessen oder die mechanische Handwerkskunst bewundern. Ist das böse? Man kann damit Leute einschüchtern, Leben zerstören, Familien auslöschen. Das ist ziemlich böse. Aber es war nicht das Gewehr, es war der Finger am Abzug. Diese Dinge passierten auch vor der Erfindung des Gewehrs. Das Problem steckt nicht in der Waffe, sondern im Menschen. Ich besitze übrigens keine Schusswaffe und würde das auch nie wollen.
Leuchtherz hat geschrieben:
ich bin mir jetzt nicht ganz sicher aber ich glaube die Bienen sind länger auf der Erde als der Mensch. Sie hätten also genügend Zeit gehabt um sich zu überlegen Waffen zu bauen. Vielleicht passt das aber auch einfach nicht zum Konzept ihres Zusammenlebens.
Vielleicht sind sie einfach von der Biologie und der Intelligenz her nicht fähig Waffen zu bauen. Der Überlebenstrieb ist existenziell und übersteuert alle anderen kognitiven Funktionen im Ernstfall (siehe: Panik). Das primäre Ziel des meisten Lebens ist das Überleben. Hattest du schon mal Todesangst? Dann weisst du vielleicht, wie stark dieser Trieb ist... In meinem Weltbild ist es logisch, dass Bienen Waffen entwickelt hätten, wenn sie das könnten.
Ich bin übrigens mit dir einig, dass Gewalt, Rache, Hass sehr niedrige und auch destruktive und schlechte Gefühle sind. Man sollte versuchen solchen Gefühlen möglichst wenig Platz zu lassen. Sie mehren nicht das Glück, sondern Leid und Unglück. Aber das ist eine subjektive Wertung, es ist eine moralische Vorstellung, von Menschen (mir) gemacht. Wir versuchen über solchen Gefühlen zu stehen und uns davon loszusagen. Aber: wir werden sie vermutlich nie ganz los. Es ist sehr schwer solche Gefühle auch bei bewusstem Umgang damit nicht zu entwickeln in bestimmten Situationen. Wir können lernen nicht davon geleitet zu werden, aber loswerden ist sehr schwierig. Ich glaube das ist deswegen, weil sie in unserer Natur liegen. Weil wir halt so sind. Weil es auch diese Gefühle braucht in der Welt, auch wenn uns das subjektiv nicht gefällt. Aber alle diese Dinge sind Teil der Welt, in welcher wir leben. Ich habe meinen Frieden mit ihr geschlossen und akzeptiere sie so, wie sie ist, und versuche für mich das Beste draus zu machen. Ich verzweifle nicht an ihr, auch wenn sie nicht perfekt ist. Das heisst nicht, dass ich finde man soll oder darf nichts ändern.