Hallo Dennis,
danke für Dein Lob, darüber freuen wir uns natürlich sehr.
Du schreibst, dass Du zur Zeit ein Antidepressivum und ein Antipsychotikum einnimmst.
Du beschreibst Dein Verlangen, wieder einmal psychoaktive Substanzen konsumieren zu wollen. Leider konnten wir Deiner Anfrage nicht entnehmen, welche Substanzen Du konsumieren möchtest, und ob Du mit Deiner "Sehnsucht nach bunten Bildern" vor allem Halluzinogene meinst.
Zum Thema Antidepressiva und Halluzinogene haben wir in den vergangenen Jahren einige Fragen beantwortet. Du findest sie in dieser Mail unter den entsprechenden Abschnitten, eine Anfrage schon mal hier: "Clenbuterol-und-Cannabis".
Antidepressiva bewirken einen Anstieg der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin im Gehirn. Dies kann zum einen durch die sogenannten MAO-Hemmer, die den Abbau von Serotonin und Noradrenalien hemmen, geschehen. Zum anderen können Antidepressiva auch verhindern, dass die Botenstoffe zurück in den synaptischen Spalt gelangen. Trevilor gehört zu Letzteren und bewirkt, dass die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin gehemmt wird.
Neuroleptika (Antipsychotika) beeinflussen - wie Antidepressiva - Übertragungsvorgänge von Botenstoffen im Gehirn. Es wird derzeit davon ausgegangen, dass Psychosen u.a. durch einen Dopaminüberschuss im Gehirn entstehen. Durch das Medikament wird Dopamin abgebaut bzw. werden die D2-Rezeptoren, an die sich Dopamin bindet, blockiert. Abilify ist seit 2005 auf dem europäischen Markt. Es stabilisiert das Dopaminsystem und wirkt in zwei Richtungen: gibt es eine zu hohe Dopaminaktivität im Gehirn, fördert es den Abbau, ist zu wenig Dopamin vorhanden, werden die D2-Rezeptoren stimuliert, um Depressionen zu vermeiden.
Die antipsychotische und antidepressive Wirkung der Medikamente bedeutet nicht, dass betroffene Personen von ihren Problemen befreit sind. Sie stabilisieren den Hormonhaushalt, um u.a. Angstattacken, Unruhe, Verwirrtheit und depressiver Stimmung entgegen zu wirken.
Wir können zu einem Mischkonsum aus Antidepressivum, Antipsychotikum und halluzinogen wirkendenden psychoaktiven Substanzen keine fundierten Aussagen treffen. Es gibt kaum wissenschaftliche Erkenntnisse zur Thematik, die in Deinem Fall hilfreich wären. Für Personen, die in psychiatrischer Behandlung sind oder psychische Probleme haben, bestehen jedoch ziemlich sicher beim Konsum psychoaktiver Substanzen besondere Risiken. Es besteht die Gefahr, dass neue Psychosen entstehen oder schon geheilte wieder ausbrechen und so sich dauerhaft akute psychische Konflikte entwickeln.
Wie Du schon selbst erwähnt hast, besteht außerdem die Gefahr eines Serotoninsyndroms, was u.U. lebensgefährliche Folgen haben kann. Durch den hohen Serotoninspiegel im Gehirn ist u.a. Deine Muskulatur sehr erregt, was auf die Atemmuskulatur übergeht und zur Atemnot führen kann.
Das gilt besonders für den Mischkonsum mit Substanzen, die ebenfalls den Serotoninhaushalt beeinflussen, z.B. MDMA und MAO-Hemmer.
Allerdings gibt es auch Berichte von Usern, die positive Erfahrungen mit der Kombination von Antidepressiva und Halluzinogenen gemacht haben. Diese Erfahrungen beziehen sich aber nur auf die Kombination von einem Medikament und einer Substanz. Wir können daher nicht abschätzen, ob diese Erfahrungen auf Dich übertragbar sind. Mehr Informationen dazu und Hinweise zur weiteren Recherche findest Du in dieser Anfrage: "Wechselwirkungen-Clomipraminhcl-und-Cannabis".
Andere User berichten, dass sie mithilfe ihres Arztes bzw. ihrer Ärztin die Medikamente für eine kurze Zeit abgesetzt haben, um gefährliche Nebenwirkungen zu vermeiden. Darüber solltest Du aber vorher unbedingt mit einem Arzt/einer Ärztin sprechen, da das Risiko, dass wieder psychische Probleme auftreten, sehr hoch ist.
Welche Auswirkungen es haben könnte, wenn Du Halluzinogene wie Salvia Divinorum, LSD, Meskalin oder Pilze konsumierst, können wir Dir nicht sagen. Ebenso unklar ist die Lage bei Cannabis. Auch hier wird von positiven wie negativen Erfahrungen berichtet. Viele MedizinerInnen raten vom Mischkonsum jeglicher Medikamente mit Cannabis ab. Andererseits haben insbesondere Menschen mit schizophrenen Auffälligkeiten positive Erfahrungen mit Cannabis gemacht. Eine Anfrage zum Thema findest Du HIER.
Und hier findest Du eine sehr ausführliche Beschreibung zur Wirkungsweise von Cannabinoiden im Gehirn, außerdem Infos zu Cannabiskonsum bei Schizophrenie:
www.inside.to/cannabis/index.html
Cannabiskonsum bietet im Gegensatz zu bspw. LSD den Vorteil, dass man sich einfacher an eine angenehme und risikoarme Dosis herantesten kann.
Entscheidest Du Dich trotz der aufgeführten unterschiedlichen Aussagen für den Konsum, solltest Du Dir Gedanken darüber machen, welche Vor- und Nachteile der Konsum für Dich mit sich bringt und in welchem Verhältnis diese zueinander stehen.
Erinnere Dich, welche Erfahrungen Du bereits mit den unterschiedlichen Substanzen gemacht hast, achte darauf, wie Du Dich gerade fühlst (Set) und ob Du Dich in der Umgebung, in der Du die Substanzen konsumieren möchtest, wohl fühlst (Setting). Konsumiere auf keinen Fall alleine! Eine nüchterne Person, der Du vertraust und die über Dich Bescheid weiß, sollte bei Dir sein und im Notfall Hilfe leisten oder holen. Dosiere sehr niedrig und warte die volle Entfaltung der Wirkung ab, bevor Du die Dosis steigerst.
Viel Wissenswertes inklusive guter Safer-Use-Tipps findest Du auch auf:
www.drogenkult.net/?file=Psychedelika&view=4
Übrigens: in der Beschreibung von Venlafaxin (Trevilor) findet sich der Hinweis, dass das Medikament insbesondere bei jungen Menschen die Selbstmordtendenz steigern kann.
(Quelle:
www.de.wikipedia.org/wiki/Venlafaxin#Suizidalit.C3.A4t)
Wir wissen nicht, wie gut Du auf das Medikament eingestellt bist und wie Du mit Deiner Medikamentenkombi klar kommst. Auch können wir nicht abschätzen, inwieweit ein Mischkonsum mit anderen psychoaktiven Substanzen dieses Risiko beinflussen könnte. Bist Du in dieser Hinsicht vorbelastet, raten wir definitiv vom Mischkonsum ab. Solltest Du durch den Konsum von Halluzinogenen auf einen schlechten Trip kommen (vgl. Horrortrip), ist die Gefahr eines Selbstmords wahrscheinlich stark erhöht.
Eventuell wäre es auch sinnvoll, mit Deinem Arzt über eine Umstellung auf ein anderes Medikament zu reden, welches diese spezifischen Nebenwirkungen nicht hat.
Generell empfiehlt es sich immer bei verschiedenen ÄrztInnen um Rat zu fragen. Vielleicht kannst Du auch mit einem Neurologen/einer Neurologin Kontakt aufnehmen und Dich dort nochmal beraten lassen. ÄrztInnen unterliegen der Schweigepflicht.