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***tRIPBERICHT: Wanderung im Bilderbuch***

Verfasst: Mo 21. Mai 2018, 09:45
von Der Fragensteller
Wanderung im Bilderbuch

HINWEISE:

Einleitend, möchte ich die Leser auf einiges hinweisen:

Der Konsum von PAS (psychoaktive Substanzen) bietet immer Risiken. Von der Einnahme ist generell abzuraten. Dies ist daher kein Aufruf zum Konsum, sondern lediglich eine Geschichte; die keinesfalls PAS Konsum verharmlosen soll. Für jegliches, durch diese Geschichte motiviertes Einnehmen von PAS, übernehme ich keine Haftung.
Die Ereignisse und die beschriebene subjektive sowie objektive Wahrnehmung des Autoren, sind daher als frei erfundene Belletristik zu verstehen.
Die Aussagen zur Menge der genannten Substanzen und wie oft sie konsumiert wurden, sind deshalb fiktiver Natur.
Jegliche Namen sind Erfunden und daher ist jegliche Übereinstimmung mit Lebenden und/oder toten Personen eher zufällig ;-)

Mein verbindlichster Dank gilt Dr. Ph.D. Phil. Timothy Leary für sein Schaffen; Dr. Alber Hofmann für seine Entdeckung und seine philosophischen Gedanken dazu; D.M. Turner (The Essential Psychedelic Guide) für das aufopferungsvolles Archiviere seiner Erfahrungen; Maria Sabina für ihre rituelle, schamanistische Tätigkeit; sowie Terence McKenna; Hunter S. Thomson; Aldous Huxley und Bill Hicks uvm.

Es Dankt der Autor
A.LARINX



Ich begab mich mit rund 3g getrockneter Pilze auf Wanderung in den östlichen Ausläufern des Juragebirges.
Ich hatte vor mich, für meinen ersten Trip seit einer kleinen Ewigkeit, langsam an die perfekte Dosis heran zu tasten.
Ich starte immer mit dem grösste Pilz, da Pilze im Wachstum ihre Wirkstoffe schon ziemlich früh ausbilden und daher unabhängig ihrer Grösse, genau gleich viel Psilocybin enthalten, natürliche Schwankungen ausgenommen.

Ich kaute also wohl gelaunt auf dem herben Stiel eines Grossen Pilzes herum, als ich durch die Flache, bewaldete Talseite eines grossen Hügelparadieses wanderte.
Als die ersten körperlichen Schwingungen einzusetzen begannen, fiel mir auf, dass optisch zwar noch keine Veränderungen zu beobachten waren, meine Umgebung jedoch in sehr natürlichen, erdigen Farben leuchtete und überaus symmetrisch war.
Ich hatte mir vorab zum Ziel gesetzt, für mich fest zu halten, was ein Trip eigentlich genau sei - die Bilder, das Gefühl.
Es ist überaus kompliziert, ein psychedelisches Erlebnis zu beschreiben und ich wollte versuchen, dies mindestens für mich selbst einmal in aller Ruhe festzuhalten.

Es war ein warmer, sonniger Tag anfangs Mai. Das Wetter war sonnig die Luft war klar und von sommerlichen Gerüchen erfüllt.
Ich trug kurze Hosen, ein Shirt und meine Füsse steckten in ein paar ausgelatschten, leichten Bootslippern. Als ich einen liegenden Baumstand entdeckte, zog ich sie aus und balancierte Barfuss darauf. Das Gleichgewicht wurde vom Einfluss des Psychedelikas wirklich nicht sonderlich beeinträchtigt. Am anderen Ende zog ich sie, auf dem Baumstamm balancierend, wieder an und hüpfte auf den Weg zurück.
Ich stieg einen Hügel hoch.

Oben angekommen, lief ich den Kamm entlang. Weiter unten, mitten im Wald, schien eine Strasse zu verlaufen. Ich kannte aber die Umgebung hier recht gut und wusste, dass sich der Kiesweg erst viel weiter unten befand.
Wenn ich mich konzentrierte und in die Weite spähte, konnte ich auch ein Stück des Kiesweges sehen, der sich am Fusse des bewaldeten Hügels dahinzog.
Aber besagte, nicht existente Strasse, war ein ziemlich gerader Abschnitt im sonst steil abfallenden, bewaldeten Hügel.
In meinem momentanen Zustand, konnte ich die Illusion klar erkennen und je nach belieben ein- und wieder abschalten.
Ich lief weiter auf einen grossen Hügel zu, welcher mich endgültig aus der bewaldeten Senke führen würde.

Interessant an meinem momentanen Zustand finde ich immer die Tatsache, dass schon leichte Sinnestäuschungen auftraten, lange bevor das rationale Denken vom Einfuss der Substanz beeinflusst wird.
Wo Psilocybin wellenartig auf den Peak - die Spitze – zusteuert; wo man im einen Moment noch denkt, -boahh wie drauf bin ich den jetzt!- hat man im anderen das Gefühl alles sei wieder normal. Nur um dann erneut fortgespült zu werden.
LSD erscheint mir da weitaus gleichmässiger und es verändert den Denkvorgang von beginn weg.

Dem Talbecken entklommen, stieg ich einen rapide ansteigenden Hügel hinauf.
Als am Boden die orangen, verwelkten Tannennadeln anfingen geometrische Symbiosen zu bilden, entschied ich mich nicht länger zu warten und die fünf Pilze, die ich noch hatte zu essen.

So auf einem Hügelkamm stehend, die Pilze schon im Mund, genoss ich also die wärmenden Sonnenstrahlen die meine Haut auf dieser Waldlichtung wärmten.
Ich hatte noch nicht zu kauen begonnen, als ich neben mir ein Geräusch vernahm.
Ich drehte den Kopf zur Seite. Keine fünf Meter zu meiner Rechten, stand ein junger Hirsch. Mir den Rücken zugewandt, renkte er seinen Hals zu mir herüber, so als wartete er ab, ob meine nächste Reaktion ihn dazu veranlassen sollte, in zwei, drei mächtigen Sätzen das weite zu suchen. Da ich gar keine Reaktion zeigte, schien es für ihn in Ordnung zu gehen, einfach dort stehen zu bleiben. Wir starten uns also eine Weile an, er mampfte Gras, dass er noch im Mund hatte und ich kaute auf meinen Cubensis herum. 

Er zeigte aber wirklich gar keine Scheu und das kam mir trotzdem nicht mehr normal vor. Ich wollte schliesslich nicht unterlassene Hilfeleistung begehen, falls die fehlende Scheu auf irgendwelche Verletzungen oder Probleme hindeutete. So tat ich zögerlich einen Schritt auf ihn zu. Augenblicklich trabte er ein paar Schritte auf die nächste dichtere Stelle im Unterholz hin und blieb dann erneut stehen und schaute mich an.
Nun – er schien sich normal zu bewegen, also hatte er ausser der für in gefährlichen fehlenden Scheu wohl keine Probleme.

Ich wünschte ihm noch überschwänglich einen schönen Tag und ging weiter.
Ich war keine 100 Meter gelaufen, da fing die Umgebung an unbekannte Züge anzunehmen. Die Rinde der Fichten um mich herum, schienen auf einmal sehr porös zu werden und die dunklen Astaugen - Überbleibsel abgebrochener Äste in der Rinde - liessen die Bäume wie Gegenstände wirken, die ebenso auf einem anderen Planeten hätten wachsen können. Ich fühlte mich unweigerlich an die schroff verspielten Landschaftsbilder von Max Ernst erinnert.

Meine typischen Pseudohalluzinationen wollten sich aber partout nicht einstellen, selbst jetzt wo meine Umgebung rasch sehr fremdartige Züge anzunehmen begann.
Wo ich sonnst im Wald immer Spiegel oder je nach Standort und Verfassung, Dimensionstore zwischen den Bäumen zu sehen begann, war da jetzt 'bloss' fremder Boden, der sich durch den Wald zog.

Ich erinnerte mich daran, irgendwo gelesen zu habe, dass man vor einem Trip seinen Kopf mit etwas interessantem 'Füttern' sollte.
Auf einmal hörte ich Grace Slicks kratzig-wilde Stimme in meinen Ohren. Jefferson Airplanes White Rabbit ertönte in meinem Kopf: "..remeber what the Dormouse said, feed your head... feed your head.."
Auf einmal ergab mir diese Textzeile einen versteckten Sinn. Mich ereilte der Verdacht, dass ich nur deshalb sonnst so grafische Halluzinationen erlebe, weil ich mir vorher Kunst oder Filme angesehen habe. Sprich: es ereilen mich nur optische Veränderungen, kaleidoskopartiger Natur und sehr wenige Halluzinationen, wenn ich nicht vorher explizit meinen Kopf gefüttert habe.
Ein Umstand, der sich im Verlauf dieses Trips bestätigen sollte.

Ich ging weiter den Waldweg entlang, der sich nun auf der anderen Seite nach unten hin zog und sich - mal hier mal da - in andere Wege aufgabelte. Ich lief geradeaus und liess die kaleidoskopische Blätterpracht auf mich wirken.

Auf einer grossen Lichtung hatten sich jugendliche versammelt und waren gerade dabei Bier und Fleisch zum Grillieren auszupacken.

Als ich vorbei lief, konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen. Viel mir doch auf wie die Jungs - da auch zwei junge Mädels dabei waren - herumstolzierten wie die Hähne und sich absichtlich cool und gelassen gaben, um diesen Mädchen schon fast zwanghaft zu imponieren.

Ich kam an einem grossen Findling vorbei. Jedes Mal wenn ich meinen Blick von dem Stein abwendete und erneut hinsah, erschien er mir anders; verformt, kalt und doch von einer Art anthropomorphen Lebendigkeit beflügelt. Wie die Seiten eines Comicstrips nahm der Stein, bei jedem hinsehen ein anderes Bild einer anderen Szenerie angehörend an.

Weiter oben waren etwas abseits des Weges erneut ein paar Jugendliche am Grillieren. Sie hörten leise Musik, die etwas nach französischer Hitparade der 80er Jahre tönte, zumindest für mich.
Als ich vorbeiging, schauten sie mir lange mit ausdruckslosen Augen nach, so als würden sie etwas verbotenes tun und angst haben, dass ich jeden Moment etwas tun könnte um ihre Ruhe zu stören.

Je nachdem wo ich mich auf dem Weg befand, liess das Blätterdach mehr oder weniger Sonne zu mir durch, der ich da weit unten auf dem Waldboden dahintrottete.
Jeder wechsel an Lichtintensität liess meine Umgebung anders wirken.
Wie in einem Bilderbuch zum ausmalen.
Mal nahm die Umgebung bedrohliche, dunkle Formen an. Alles wurde etwas eng und unheimlich. Mal war es heller Sonnenschein. Die Umgebung funkelte geradezu auf und die Welt erstrahlte im hell- und dunkelgrünen Muster der verschiedenen, von der Sonne durchstrahlten Blättern.

Eine Biegung weiter kam ich in eine 'hohle Gasse'. Das Blätterdach dieser jungen Haselnussstauden bildete einen Halbbogen über mir und es
wirkte wie in einem botanischen Garten.
Der Trip nahm merklich an Intensität zu.
Zu vividen Mustern, die sich nun in meiner Umgebung bildeten, gesellte sich ein wellenartiges, sich bis in die Fingerspitzen ausbreitendes Rauschgefühl.
Die Gedanken schweiften ab in die Unendlichkeit.
Gerade eben noch den Gedanken gefasst mich dort, in mitten des gleichmässig schlängelnden Weges nieder zu lassen um zu Meditieren, musste ich mich höllisch konzentrieren um dabei zu bleiben, so stark wurden die Eindrücke. Ich zog die Schuhe aus und lief ein Stückchen des Weges barfuss.

Der Kontrast zwischen dem warmen Erdboden und den doch recht kühlen,
flachen Steinen fühlte sich toll an.
In der Mitte der 'Haselnussunterführung' angekommen erinnerte ich mich
wieder an mein Vorhaben, zu meditieren.

Ich setzte mich also hin und schloss die Augen. Etwas, was ich sonnst auf
Trip viel zu selten tue, leider.
Augenblicklich jagten grosse violette Dreiecke - mit erstaunlicher Tiefe und Plastizität, sich in gegenseitiger Harmonie, Zahnrädern gleich drehend - über meine Retina.
Neongrün und Tiefseeblau folgten ihnen. Auch wenn sich die Muster stetig
änderten, waren Dreiecke doch die vorherrschende Form.
Ich konzentrierte mich darauf, nichts zu denken und alles fliessen zu
lassen, was erstaunlich gut klappte und die Konturen noch verstärkte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit watschelte ich weiter. Desto weiter ich dem
Nutellastudentunnel folgte, desto dunkler wurde es. Aber in meiner Vision, blieb es eine fröhliche Umgebung. Ganz hinten war es recht dicht und beinahe
Nacht. Als ich zu meiner Rechten sah ward dort eine kleine Lücke und auf
dieser kleinen Lichtung, nicht unweit des Weges, stand ein kleiner weisser
Baum mit kleinen hellgrünen Knospen. Von oben wurde er von der Sonne,
einem Bühnenscheinwerfer gleich angestrahlt.
Der kleine Star meines ganz persönlichen Kopftheaters.

Eine Abzweigung führte mich wieder zurück auf einen doppelspurigen Weg, dem
ich noch immer barfuss folgte.
Am laufenden Band änderte sich die Umgebung nun bilderbuchartig.
Oben in der Kurve stand eine Birkenwelt. Die Sonnenstrahlen dieses schönen
Nachmittags durchfluteten die kleinen Blätter und liessen sie - die Hälfte
in einem besonders hellen, die andere Hälfte in einem dunklen - satten Grün erstrahlen.
Die Blätter ordneten sich vor meinen Augen und gerieten dann wieder in wilder, kaleidoskopischer Manier durcheinander. Sie wirbelten rundherum und drehten und verschoben sich.
Dies verzückte mich derart, dass ich unglaublich lange einfach nur da stand und dem Schauspiel zusah.

Ein bisschen abseits des Weges an einem steil abfallenden Hang, war eine
grosse Lichtung, welche mit mächtigen, blätter reichen Bäumen umstellt war.
Der Wind raschelte andächtig durch die Äste die, ihres nach oben strebenden
Wuchses wegen wie grüne Pfifferlinge (Eierschwämme) auf mich wirkten. Auch hier verweilte ich in purer Verzückung.

Ich versuchte in die Tat umzusetzen, was ich mir anfangs vornahm. Nämlich dingfest zu machen, was den psychedelischen Zustand – den Moment des Seins und nicht des Werdens – ausmacht.

Wenn der Filter durchbrochen wird der uns die Regeln der Welt auferlegt, versucht der Verstand scheinbar Ordnung in das Chaos der Eindrücke zu bringen, so gut er eben kann. Er tut dies mit Anknüpfungsversuchen an ihm bekannte Objekte oder Subjekte.
Er versucht also, in der durch die Substanz hervorgerufene Verfremdung der Umwelt, die ihm bekannten Muster der Logik zu finden. Solange das so ist, sehen wir sogenannte Modellpseudohalluzinationen. Bei höherer Dosierung, scheint es so, als ob der Logikverstand sein sinnloses Unterfangen aufgibt. Völlige Abstraktion und absolute Verfremdung der Umwelt aber auch gegenüber sich selbst in tiefgreifenden Erfahrungen scheint die Folge davon zu sein.

Die Wirkung wurde nun zusehends stärker. Beim weiterlaufen, kam ich an einem hölzernen Blockhaus mit einem etwas abseits stehenden Schober vorbei.
Durch den dichten Wald und seine, sich stetig kaleidoskopisch wandelnde Blätterschar, hielt ich es erst für eine Halluzination.
Die Balken wirkten dreidimensional, obwohl es eine einfache, gerade Holztäflung war. Vor dem Haus war ein grosser Kiesplatz und in der Mitte stand eine mächtige Winterlinde, deren Äste eine so perfekte Tropfenform bildeten, dass sie - einem Haus der Schlümpfe nicht unähnlich - einen wunderschönen, pulsierenden Pilz schufen.
Der Schober war aus lauter senkrecht verlaufenden, viereckigen Holzpfosten gezimmert worden. Wenn ich mich von links nach rechts bewegte, folgten die Pfosten meiner Bewegung mit ihrer zugespitzten Seite.
Erst als ich näher heran ging erkannte ich, dass es sich in Wirklichkeit um flache Bretter handelte.
Als ich durch danebenstehenden Zaun späte - welcher eine Baumschule daran zu hindern schien auszubrechen - schwirrte mein Verstand endgültig ab.
Alles um mich fing an zu Rauschen und Hintergründe traten hervor und Sachen in meiner direkten Umgebung traten von mir weg.
Ich verliess den Kiesplatz Richtung meiner Nase nach.
"Ich hab' mir einen rechten Trip eingebaut.." ging mir noch durch den Kopf. Danach schweiften die Gedanken mal da, mal hier hin und meine Umgebung entschwand zu einem sich ständig bewegenden, wunderschönen Farbspiel.
Flächen, Blätter und Grashalme bekamen unterschiedlich raue oder glatt wirkende Oberflächen.
Ich hörte mich mehrmals Sachen murmeln wie: "ouwh.. wie schön ihr das hier arrangiert habt" und "ochh.. entzückend habt ihr das aber gestaltet".
Auch fragte ich über den ganzen Trip hinweg konstant meine ständige Umgebung: "Wie Bitte?", denn antworten bekam ich viele.
Auf einmal trat ich aus dem Wald heraus und sah vor mir viele zersägte Bäume, die dem letzten Sturm zum opfer gefallen sein mussten und in der ferne, ganz weit unten, nahm ich die Siedlungen der Menschen war.
Auf einer Bank in der Mitte einer Weggabelung, liess ich mich nieder. Mit meinem Geist, aussrersphärisch angeregt und in entfernte Weiten entflogen, schaute ich die Häuser an und machte mir Gedanken über die Menschheit, so gut es mir noch gelang konkrete Gedanken zu fassen. Den in dieser, erneut an flutenden Welle, wurde alles GROSS aufgebläht und dann wieder klein gewintzt.

Auf der einen Seite, mussten wir uns ZUSAMMENREISSEN, müssen wir DEMUT neu erlernen; vor der NATUR und den uns schonungslos ausgelieferten MITWESEN.
Die ZERSTÖRUNG, FORMUNG unserer Umwelt hat ein ENORMES Mass angenommen.
Kein Platz wo der MENSCH nicht DENKT, ihm seinen Stempel AUFDRÜCKEN zu müssen.
Kein Ort in der NATUR wo der MENSCH - in seiner arttypischen Überheblichkeit - nicht noch DENKEN würde, sich LandschaftsGESTALTERISCH AUSLEBEN zu müssen.
Mein Blick streifte eine Gruppe kleiner Jungbäume, sichtbar von Menschenhand in einer Reihe angepflanzt und gegen Wildschäden mit einem Plastikzaun umgarnt.

Auf der anderen Seite dieser WILLE, grosses zu schaffen. Den eigenen HORIZONT und alles was bis anhin für möglich gehalten wurde zu überflügeln. Der Wille, seine Rasse progressiv weiter zu bringen.

Wie ein Pilz kam er mir vor, dieser Mensch, in der ihn umgebenden Pflanzennatur. Sich, verschieden von der ihn umgebenden Materie wahrnehmend, aber doch gleich, geschaffen aus ein und denselben Grundbausteinen des Lebens.
Ich kam nicht umhin, ihn auch ein wenig zu bewundern. Nicht den Mensch als Individuum. Die Menschheit als Plenum.
Wie die Fruchtkörper des Pilzes lassen sie aus der perfekten Symbiose der Natur ihren imperfekten Willen emporsteigen.
Vor meinem inneren Auge sah ich Häuser aus Beton, Stock für Stock in die Höhe steigen.
Ich fing an melancholisch zu werden, da mein Blick Materie durchdrang, als wäre die lebendige Welt auf die kalte Wirklichkeit purer Atome reduziert worden.

Ich sehnte mich nach der Nähe eines anderen Lebewesens. Etwas anderem, das mich daran zu erinnern vermochte, dass das Leben mehr bedeutete als pure Zweckdienlichkeit der Dinge. Mehr als die Aufsprenkelung in die mieren Bausteine des Seins.
Ich sehnte mich nach meinen Katzen.
Also beschloss ich, nach hause zurück zu kehren.
Dies obwohl ich mich fragte, ob meine eigenen vier Wände mir nicht zu klaustrophobisch würden. Mich vielleicht sogar in die rationelle Alltagsrealität zurückholen würden oder zumindest in ein Stadium dazwischen, in dem es mir gar nicht mehr wohl wäre.

Auf dem Weg zurück sah ich Felder, die Erde Rot, dazwischen Grün. Lange Linien, perfekt gepflügter Erde. Wie die Muster auf einer Kinderdecke lagen sie vor mir.
Ich musste mich auf dem Peak befinden. Ich wandelte durch den Wald, wie ein Geist. Läufer die im Wald meinen Weg kreuzten, wirkten wie leere Hüllen: Hüllenmenschen.
Ein fahrradfahrender junger Mann machte mit seinen monströsen Veloreifen ein surrendes Geräusch, so dass ich dachte er fahre ein Motorrad. Ein Ökomotorrad: der Lärm eines ganz gewöhnlichen Motorrades mit umweltschonendem Beinantrieb, was für eine Kombination!

Nach etlichen Irrungen und Wirrungen, trat ich an der Stelle aus dem Wald, wo ich ihn, vor ungefähr 4/5stunden - ich konnte es nicht mehr so genau sagen, wollte es auch nicht - betreten hatte.
Auf dem Weg der Hauptstrasse entlang, wurde ich mir wieder einmal der Hektik der mich umgebenden Welt bewusst; die sich der Mensch - seinem Komfort wegen - geschaffen hatte.
Selbst das freundliche, einander Zuhupen zweier Autofahrer - in ihren glänzenden Grossraumlimousinen, als freundlicher Gruss gedacht - löste in mir alptraumartige, lärmbelästigte Verstörung aus.

Im Treppenhaus roch es angenehm, und gustatorische Entzückung ereilte mich. Aber oben angekommen musste ich feststellen, das wir in einer enormen Unordnung lebten. Für meinen substanzveränderten Verstand war alles dreckig, überstellt, unordentlich, das pure Chaos.
Wie konnte es soweit kommen?
Ich musste aufräumen!
Wenn meine Partnerin von der Arbeit kommt, trifft sie ja der Schlag! Ich sah sie schon schimpfend im Türrahmen stehen.
Nicht gerade der krönende Abschluss, den ich mir für meinen Trip ausgemalt hatte.
Aber ich war noch so drauf, dass an Kombination Wasser + Spülmittel + Bewegung = sauberes Besteck, noch gar nicht zu denken war.

So schmuste ich, nach einem gescheiterten Versuch, auf dem Sofa mit den Katzen und versuchte mich dann schlafen zu legen, um wenigstens ein wenig auszunüchtern und danach den Abwasch in angriff zu nehmen.

Aber an schlafen war natürlich nicht zu denken. Im halbdunkel des Schlafzimmers, zogen blaugraue Schlieren mit roten Punkten ihre Runden. Wie kleine Amöben oder die Pantoffeltierchen, die wir damals in der Schule beobachten konnten, zogen die Flächen umher. Sprenkelten mal hier mal da auseinander und nahmen meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch.

Ich weiss nicht ob ich einschlief, aber als meine Partnerin zurück kam, war ich schon wieder am ausnüchtern.
Und auch wenn wir sicher nicht in einem Vorzeigehaus für Sauberkeit aus den 70er Jahren leben, wo die Frau ihren Mann an der Türe mit dem Martignyglas empfängt, war es mittlerweile weit weniger unordentlich, als es anfangs aussah. Ich fühlte mich etwas benommen, aber irgendwie auch noch wohlig eingelullt.
Am nächsten Tag startete ich dann trotzdem eine weit angelegte Putzaktion.

Jetzt, da ich diese Zeilen – zwei Wochen und einen weiteren Trip reicher - ins Reine tippe und mich umschaue, fällt mir auf wie sich meine Wohnung zum besseren verändert hatte.
Der Schock der mich zum Ende eines jeden Trips hin befällt, wenn ich in meine vier Wände zurückkehre, veranlasst mich am Tag danach jeweils dazu, eine fröhliche Putzaktion zu starten.
Da soll noch jemand behaupten Substanzkonsum mache faul und unordentlich.

- ENDE -

Re: ***tRIPBERICHT: Wanderung im Bilderbuch***

Verfasst: Mi 6. Jun 2018, 01:33
von mystizismus
Bitte schreibe hier weiter :) Oder aber du suchst dir eine plattform wo es mehr leute lesen, zum beispiel hier einschicken: https://tripberichtsammlung.wordpress.com/

Re: ***tRIPBERICHT: Wanderung im Bilderbuch***

Verfasst: Mi 6. Jun 2018, 08:06
von illusion
Du schreibst gefälligst hier weiter :n25 - alles andere kannst Du copy-pasten und irgendwo hineinpflanzen :kiff: