Ein verändertes Bewusstsein / Wissenschaft vs. Glauben
Verfasst: Mo 2. Jul 2007, 20:00
Auf die Frage nach dem Konsum von Substanzen, die wiederum andere Substanzen im Körper auslösen, und so die Sicht der Dinge verändern, bestimmte Fähigkeiten des Körpers stärken, und andere Teile des Körpers betäuben, energetisieren und so weiter, auf diese Frage gibt es viele Antworten und noch mehr Fragen. Wer hat sich noch nicht mit der Frage beschäftigt, warum er schon wieder ein Glas füllt, einen Joint dreht, die Nase mit weissen Pülverchen einstäubt und eine massive Veränderung der Wahrnehmung nicht allein in Kauf nimmt, sondern gar noch sucht. Und lässt es sich mit Sucht, Flucht und Suchen ausreichend erklären?
Jeder weiss, dass er am nächsten Tag verändert sein wird, dass er am nächsten Tag nicht mehr auf die gleiche Weise funktionieren würde, wie wenn er ein gesundes Essen zu sich nimmt und früh schlafen geht. Und dennoch machen fast alle Menschen zumindest mal mit Alkohol, Schnupftaback und Kaffee, viele auch mit weitaus stärkeren Mitteln ihre Erfahrungen. Alkohol macht vielen weitaus weniger zu schaffen, vermutlich weil die Nachwirkungen, abgesehen vom einen oder anderen Kater und der einen oder anderen Leberzhirrose nicht so lange anhalten.
Dennoch verändert auch Alkohol das Bewusstsein - öffnet Dinge, verschliesst andere. Sind alle Drogen letztlich das gleiche? Wohl eher nicht. Die Wirkung hat insgesamt betrachtet, ähnliche Auswirkungen in unterschiedlicher "Festigkeit". Anders ist das Flash-Empfinden, das Ritual und die Dauer - und die Nachwirkung.
Wieso fällt es so schwer, jemandem die Frage, ob es möglich ist, dass ein Flash schon eingesetzt hat, oder ob es immer noch oder nicht mehr wirkt? Mir fällt die Beanwortung echt schwer. Denn wie soll eine Veränderung des Bewusstseins eines anderen Menschen wahrgenommen werden? Wie kann man denn wissen, ob der andere das meint, oder ob er das Gefühl meint, oder die Müdigkeit? Die Frage lässt sich meiner Ansicht nach nicht beantworten. Die Wirkung hält an.
Nicht aber die Substanz an sich - die ist längst in den Nieren angelangt, rausgeschwitzt, "verarbeitet" - aber die Wirkung? Was, wenn wir schon dabei sind, IST denn die Wirkung einer Droge? Ist bei Speed die Wirkung, dass man länger wach ist? es gibt Leute, die pennen wunderbar auf Speed. Ist es vielleicht, dass man das Gefühl hat, genug Energie zu haben, um die ganze Nacht zu tanzen (eine gedankliche Entscheidung: «wer speed konsumiert hat, ist wach, das weiss ja jeder, also wirds wohl so sein, also geh ich mal tanzen und oh ja ich muss schauen, dass ich genug trinke...») - woher kommt aber diese Energie?
Ich bezweifle einfach mal, dass Ausdauer wie bei Asterix Zaubertrank irgendwo in diesem Pulver ist - das Pulver setzt das ganz einfach frei, was schon da ist. Genau wie MDMA kein Seratonin IST, sondern es "nur" in übertriebener Form ins Gehirn schiessen lässt. Warum kommen Menschen schräg drauf? ist es der Wassermangel (ein gern gehörtes Argument, dass einerseits wissenschaftlich belegt ist, aber auf der anderen seite...) oder der Mangel an Seratonin? Oder ist es ganz einfach zu viel? Zu viel Botenstoff innerhalb des Gehirns, oder auch ein mystisch-schamanisch angehauchter Zugang zur Seele.
Was ist mit LSD? Ich habe das Sorgenkind gelesen, und weiss wie alle anderen auch, dass es aus einem Pilz (Mutterkorn) "raffineriert" wurde. Und es verändert das Bewusstsein. Und es geht lang. Und man ist wach. Aber wie wirkt es? Ein Militropfen, verdünnt, auf einem Trägermaterial das bestenfalls flüchtig ist - und doch hat es die Eigenschaft Tore zu öffnen, wo zuvor Luken waren. Auf so sanfte, fast schon gemein fiese sanfte liebevolle Weise, dass jeder Joint dagegen ein gewalttätiger Hammer ist, der Dich voll verhaut, verschleisst und drangsalisiert. Und Alkohol dagegen anmutet wie Opium - oder das was "man" so über Opium denkt... Das mechanische Erklären allein reicht also nicht aus - zuviele Fragen bleiben unbeantwortet, wenn das Flash auf einen mechanischen Vorgang reduziert und wissenschaftlich erklärt wird. Wenn es auf das Flash reduziert wird.
Was kommt nach der wissenschaftlichen Methode, was ist hinter dem Flash. Okay man könnte jetzt sagen, bei Alkohol der Kater, bei Joints die Benommenheit etc. doch das wäre irgendwie einfach zu wenig, würde nicht all das erklären, was die Wirkung bewirkt. Es bewirkt eine andere Sicht der Dinge, die man zuvor als relativ gegeben hingenommen hat. Hattet ihr noch nie das Gefühl, nach einem echt durchzechten Abend, am nächsten Tag, gewisse Dinge auf einmal von einer anderen Warte aus zu betrachten, dass vielleicht das eine oder andere, was ihr gesagt habt, und zwar nicht zwingend am vergangenen Abend, sondern vielleicht sogar schon Wochen her, vielleicht doch nicht ganz das war, oder eben doch?
Das Bewusstsein hat sich verändert. Mit anderen Materialien wird es vielleicht etwas stärker verändert. Vielleicht sogar so stark, dass die Gesellschaft es als Psychose einstuft, als den völligen Verlust des Filters, den die Menschen (angeblich) brauchen, um klar zu kommen, um klar zu sein, um zu funktionieren und richtig zu ticken. Wie im Uhrwerk, dessen Teil wir sind. Auch das ist übrigens mit Alkohol und Joints durchaus machbar. Auch wenn die nicht als "harte" Drogen bezeichnet werden, vermutlich weil es seltener vorkommt. Nur ist genau das vermutlich ein ziemlicher Irrtum unserer Gesellschaft.
Nun ja, bleiben wir mal bei den Psychosen, das Wort hat so etwas dramatisches - was hilft einem Menschen der im Zustand des Filterlosen verbleibt? Sind es Medikamente (TM by Novartis), die einen künstlichen Filter herstellen - hey wie machen diese Medikamente das? Was ist eigentlich Ritalin? Worin liegt der Unterschied zwischen Drogen, Medikamenten und Alkohol? Was hilft "besser", beim Vergessen von all diesen Eindrücken, denen man ständig ausgesetzt ist? Warum haben immer mehr Menschen, die von Drogen noch nie was gesehen haben, eine sogenannte Psychose? Öffnet sich vielleicht ganz einfach unser Bewusstsein, wie es esoterische Schriften behaupten? Vielleicht eher nicht.
Doch die Kommunikationsgesellschaft, in die wir kurz nach der Informationsgesellschaft hineingeschliddert sind (kennst Du sms, internet...?) bewirkt einen Austausch zwischen Menschen, der zuvor nicht möglich war. Und innerhalb dieses Austauschs entstehen auf einmal ganz andere Suchtmittel, die Natelrechnungen gehen ins unendliche, Internet-Sucht hat bereits Todesopfer gefordert, während andernorts in dieser virtuellen Realität Beziehungen entstehen, und Menschen zueinander finden. Und doch ist alles ein Teil der Realität. Das vereinfachte Reisen, das nun seit Jahrzehnten praktiziert wird, lässt neue alte Gedanken, auf anderen Orten, als ihrem Ursprungsort keimen. Verändert das Bewusstsein.
Wer kann Siddharta von Herrmann Hesse lesen, ohne das eine oder andere oder sogar alles auf einmal ganz anders zu sehen? Wer kann von Kreuzzügen lesen, ohne seine Kirche zu hinterfragen? Nicht zu vergessen, was unsere Eltern begonnen haben, das bewusste auseinandersetzen, mit so ziemlich allem. Wie viele Jugendliche gibt es eigentlich, die nicht wissen, wo sie sich zuordnen sollen, und wie viele gibt es, die genau das als Ausrede nehmen, um nicht zu erkennen, dass sie zuguterletzt immer noch zu sich selbst gehören. Und wie viele davon gibts unter den 50jährigen...?
Es ist verwunderlich, dass die Gesellschaft solch klare Trennungen zwischen Arbeitswelt und Privatleben sucht und sogar Richtlinien aufstellt, was vom einen ins andere rüberschwappen darf - und was nicht. Und es ist noch viel verwunderlicher, dass es dieses Wort Gesellschaft als solches überhaupt gibt, von vielen als Schimpfwort verstanden. Drogen werden von der Gesellschaft abgelehnt - doch niemand sagt die eigentlichen Gründe, weshalb man überhaupt was gegen Drogen haben kann.
Natürlich sind die Szenen der Kinder vom Bahnhofszoo einfach nur scheisse, und wer will das schon, der ein Herz hat? Aber geht es denn darum? Ist denn nicht gerade die Prohibition der Grund für Detlefs Prostitution? Angst bestimmt die Handlungen der Gesellschaft - und die Gesellschaft besteht zu 100% aus Menschen, auch aus denen, die sich nicht dazu zählen. Angst vor was? Gerade die Wirtschaft würde von einem veränderten Bewusstsein punkto Verantwortungsbewusstsein, punkto Herzlichkeit, punkto Ehrlichkeit, Zusammenarbeit, Kooperation, Menschlichkeit, dem Verstehen von Zusammenhängen durchaus profitieren.
Mit einem veränderten Bewusstsein der Mitarbeiter lässt sich Geld machen. Also was jetzt, jedem ein LSD-Tee'chen zum zmorgen und wir werden alle reich? Wohl kaum. Denn so massiv verändernd Drogen auch sein mögen, sie ersetzen nicht die Reise zum eigenen inneren Kern, diese Reise ist es auch vor dem so viele Menschen sich fürchten. Sie flüchten davor, in den Konsum von Alkohol (weil's am besten funktioniert...), den Fernseher, die Spielchen mit Nachbarn und nicht zuletzt in ihre Arbeit.
Arbeiten kann helfen, das Bewusstsein zu stärken. Aber nicht, wenn es als Flucht vor dem eigenen Inneren getan wird, wenn Ränge und Macht das bewusste Erleben der Arbeit verdrängen, wenn das Ziel (einen guten Job zu machen) von der Funktion abgedrängt wird. Es ist erfüllend einen Job zu machen, bei dem man am Abend sagen kann, man habe alles gegeben. Es ist absolut nicht erfüllend und macht Dich kaputt, wenn Du keinen guten Job machen darfst, weil es nicht Deine Aufgabe ist, Du irrsinnigen (!) Befehlen folgen musst oder das firmeninterne System ganz einfach nicht damit klarkommt.
Andererseits: je bewusster, und um-die-ecke-denkender Du bist, umso eher fällt dir eine kreative Lösung dafür ein... Und umso mehr Freude an dem was Du tun "musst" hast Du. Manche Dinge darf man auch geniessen. Was die Voraussetzung dafür ist, ist dass Du Dich kennst und auch weisst, dass Du etwas kannst. Selbst das beste Diplom kann dieses Bewusstsein nicht ersetzen. Mit "können" meine ich nicht, "ich kann jeden Tag kiffen ohne das es mir was ausmacht", sondern dass Du ganz genau weisst, dass Du etwas in eine Firma einbringen kannst.
Natürlich, der Lohn in Franken dafür, dass Du 40h pro Woche für andere arbeitest, ist mehr oder weniger lausig - nur hilft Dir auch ein Lohn von 100'000 Franken pro Monat nicht dabei, die Reise in Dein Inneres aufzunehmen. Benutze das was Du bekommst nicht um zu flüchten, sondern öffne Dich Dir selbst, indem Du Dinge damit kaufst, oder Dir ermöglichst, die Dich weiterbringen. Bei den einen ist das eine Reise, beim nächsten ein Goa-Weekend, für andere eine Ausbildung.
Aber mach keine Ausbildung, nur für's Diplom, geh nicht an Partys oder nach Indien um vor Dir selbst zu flüchten - sondern um Dir selber näher zu kommen. Wenn Du dafür Drogen benötigst, gebrauchst du sie nicht. Öffne Dich Deinem Bewusstsein, verändere Dein Bewusstsein, mach Dir bewusst, dass auch nach einem Flash, es durchaus möglich ist, einen anderen Blickwinkel auf die Welt beizubehalten - ohne dass dies eine Psychose darstellt - vielleicht eher sogar eine Gesundung.
Chefs stellen übrigens gerne glücklich verliebte Menschen ein, "die arbeiten besser" - nun ob sie wirklich besser arbeiten sei einmal dahingestellt, es dürfte aber durchaus zutreffen, dass sie mehr Freude verbreiten und haben. Dinge auf einmal lockerer sehen, die zuvor einfach nur genervt haben.
Übermässiger Konsum dagegen kann eigentlich nur schädlich sein. Nicht auf Jobs bezogen (aber auch), und auch nicht wegen der Leber und den Nieren (aber auch), sondern weil Dein Bewusstsein ständig neuen Ausdrücken ausgesetzt ist, die das Denken derart animieren, dass Du verwirrt bist. Das ist keine Veränderung des Bewusstseins, sondern eine Achterbahnfahrt, mit ständig wechselnden Perspektiven. Auch mit Alkohol und Joints - gerade weil's einfacher ist zu funktionieren. Denn hier ändert sich am funktionieren selbst normalerweise recht wenig - dafür umso mehr an der Intensität des Funktionierns.
Man könnte auch Verdrängen dazu sagen. Wer jeden Tag Alkohol trinkt, und sich selbst dazu sagt, "nach dem anstrengenden Tag brauche ich das einfach" sollte vielleicht wirklich mal über seine Funktion nachdenken, und ob sie wirklich so erfüllend ist, wie er vielleicht annimmt. Bewusstsein ist Veränderung.
Edit: Abschnitte
Jeder weiss, dass er am nächsten Tag verändert sein wird, dass er am nächsten Tag nicht mehr auf die gleiche Weise funktionieren würde, wie wenn er ein gesundes Essen zu sich nimmt und früh schlafen geht. Und dennoch machen fast alle Menschen zumindest mal mit Alkohol, Schnupftaback und Kaffee, viele auch mit weitaus stärkeren Mitteln ihre Erfahrungen. Alkohol macht vielen weitaus weniger zu schaffen, vermutlich weil die Nachwirkungen, abgesehen vom einen oder anderen Kater und der einen oder anderen Leberzhirrose nicht so lange anhalten.
Dennoch verändert auch Alkohol das Bewusstsein - öffnet Dinge, verschliesst andere. Sind alle Drogen letztlich das gleiche? Wohl eher nicht. Die Wirkung hat insgesamt betrachtet, ähnliche Auswirkungen in unterschiedlicher "Festigkeit". Anders ist das Flash-Empfinden, das Ritual und die Dauer - und die Nachwirkung.
Wieso fällt es so schwer, jemandem die Frage, ob es möglich ist, dass ein Flash schon eingesetzt hat, oder ob es immer noch oder nicht mehr wirkt? Mir fällt die Beanwortung echt schwer. Denn wie soll eine Veränderung des Bewusstseins eines anderen Menschen wahrgenommen werden? Wie kann man denn wissen, ob der andere das meint, oder ob er das Gefühl meint, oder die Müdigkeit? Die Frage lässt sich meiner Ansicht nach nicht beantworten. Die Wirkung hält an.
Nicht aber die Substanz an sich - die ist längst in den Nieren angelangt, rausgeschwitzt, "verarbeitet" - aber die Wirkung? Was, wenn wir schon dabei sind, IST denn die Wirkung einer Droge? Ist bei Speed die Wirkung, dass man länger wach ist? es gibt Leute, die pennen wunderbar auf Speed. Ist es vielleicht, dass man das Gefühl hat, genug Energie zu haben, um die ganze Nacht zu tanzen (eine gedankliche Entscheidung: «wer speed konsumiert hat, ist wach, das weiss ja jeder, also wirds wohl so sein, also geh ich mal tanzen und oh ja ich muss schauen, dass ich genug trinke...») - woher kommt aber diese Energie?
Ich bezweifle einfach mal, dass Ausdauer wie bei Asterix Zaubertrank irgendwo in diesem Pulver ist - das Pulver setzt das ganz einfach frei, was schon da ist. Genau wie MDMA kein Seratonin IST, sondern es "nur" in übertriebener Form ins Gehirn schiessen lässt. Warum kommen Menschen schräg drauf? ist es der Wassermangel (ein gern gehörtes Argument, dass einerseits wissenschaftlich belegt ist, aber auf der anderen seite...) oder der Mangel an Seratonin? Oder ist es ganz einfach zu viel? Zu viel Botenstoff innerhalb des Gehirns, oder auch ein mystisch-schamanisch angehauchter Zugang zur Seele.
Was ist mit LSD? Ich habe das Sorgenkind gelesen, und weiss wie alle anderen auch, dass es aus einem Pilz (Mutterkorn) "raffineriert" wurde. Und es verändert das Bewusstsein. Und es geht lang. Und man ist wach. Aber wie wirkt es? Ein Militropfen, verdünnt, auf einem Trägermaterial das bestenfalls flüchtig ist - und doch hat es die Eigenschaft Tore zu öffnen, wo zuvor Luken waren. Auf so sanfte, fast schon gemein fiese sanfte liebevolle Weise, dass jeder Joint dagegen ein gewalttätiger Hammer ist, der Dich voll verhaut, verschleisst und drangsalisiert. Und Alkohol dagegen anmutet wie Opium - oder das was "man" so über Opium denkt... Das mechanische Erklären allein reicht also nicht aus - zuviele Fragen bleiben unbeantwortet, wenn das Flash auf einen mechanischen Vorgang reduziert und wissenschaftlich erklärt wird. Wenn es auf das Flash reduziert wird.
Was kommt nach der wissenschaftlichen Methode, was ist hinter dem Flash. Okay man könnte jetzt sagen, bei Alkohol der Kater, bei Joints die Benommenheit etc. doch das wäre irgendwie einfach zu wenig, würde nicht all das erklären, was die Wirkung bewirkt. Es bewirkt eine andere Sicht der Dinge, die man zuvor als relativ gegeben hingenommen hat. Hattet ihr noch nie das Gefühl, nach einem echt durchzechten Abend, am nächsten Tag, gewisse Dinge auf einmal von einer anderen Warte aus zu betrachten, dass vielleicht das eine oder andere, was ihr gesagt habt, und zwar nicht zwingend am vergangenen Abend, sondern vielleicht sogar schon Wochen her, vielleicht doch nicht ganz das war, oder eben doch?
Das Bewusstsein hat sich verändert. Mit anderen Materialien wird es vielleicht etwas stärker verändert. Vielleicht sogar so stark, dass die Gesellschaft es als Psychose einstuft, als den völligen Verlust des Filters, den die Menschen (angeblich) brauchen, um klar zu kommen, um klar zu sein, um zu funktionieren und richtig zu ticken. Wie im Uhrwerk, dessen Teil wir sind. Auch das ist übrigens mit Alkohol und Joints durchaus machbar. Auch wenn die nicht als "harte" Drogen bezeichnet werden, vermutlich weil es seltener vorkommt. Nur ist genau das vermutlich ein ziemlicher Irrtum unserer Gesellschaft.
Nun ja, bleiben wir mal bei den Psychosen, das Wort hat so etwas dramatisches - was hilft einem Menschen der im Zustand des Filterlosen verbleibt? Sind es Medikamente (TM by Novartis), die einen künstlichen Filter herstellen - hey wie machen diese Medikamente das? Was ist eigentlich Ritalin? Worin liegt der Unterschied zwischen Drogen, Medikamenten und Alkohol? Was hilft "besser", beim Vergessen von all diesen Eindrücken, denen man ständig ausgesetzt ist? Warum haben immer mehr Menschen, die von Drogen noch nie was gesehen haben, eine sogenannte Psychose? Öffnet sich vielleicht ganz einfach unser Bewusstsein, wie es esoterische Schriften behaupten? Vielleicht eher nicht.
Doch die Kommunikationsgesellschaft, in die wir kurz nach der Informationsgesellschaft hineingeschliddert sind (kennst Du sms, internet...?) bewirkt einen Austausch zwischen Menschen, der zuvor nicht möglich war. Und innerhalb dieses Austauschs entstehen auf einmal ganz andere Suchtmittel, die Natelrechnungen gehen ins unendliche, Internet-Sucht hat bereits Todesopfer gefordert, während andernorts in dieser virtuellen Realität Beziehungen entstehen, und Menschen zueinander finden. Und doch ist alles ein Teil der Realität. Das vereinfachte Reisen, das nun seit Jahrzehnten praktiziert wird, lässt neue alte Gedanken, auf anderen Orten, als ihrem Ursprungsort keimen. Verändert das Bewusstsein.
Wer kann Siddharta von Herrmann Hesse lesen, ohne das eine oder andere oder sogar alles auf einmal ganz anders zu sehen? Wer kann von Kreuzzügen lesen, ohne seine Kirche zu hinterfragen? Nicht zu vergessen, was unsere Eltern begonnen haben, das bewusste auseinandersetzen, mit so ziemlich allem. Wie viele Jugendliche gibt es eigentlich, die nicht wissen, wo sie sich zuordnen sollen, und wie viele gibt es, die genau das als Ausrede nehmen, um nicht zu erkennen, dass sie zuguterletzt immer noch zu sich selbst gehören. Und wie viele davon gibts unter den 50jährigen...?
Es ist verwunderlich, dass die Gesellschaft solch klare Trennungen zwischen Arbeitswelt und Privatleben sucht und sogar Richtlinien aufstellt, was vom einen ins andere rüberschwappen darf - und was nicht. Und es ist noch viel verwunderlicher, dass es dieses Wort Gesellschaft als solches überhaupt gibt, von vielen als Schimpfwort verstanden. Drogen werden von der Gesellschaft abgelehnt - doch niemand sagt die eigentlichen Gründe, weshalb man überhaupt was gegen Drogen haben kann.
Natürlich sind die Szenen der Kinder vom Bahnhofszoo einfach nur scheisse, und wer will das schon, der ein Herz hat? Aber geht es denn darum? Ist denn nicht gerade die Prohibition der Grund für Detlefs Prostitution? Angst bestimmt die Handlungen der Gesellschaft - und die Gesellschaft besteht zu 100% aus Menschen, auch aus denen, die sich nicht dazu zählen. Angst vor was? Gerade die Wirtschaft würde von einem veränderten Bewusstsein punkto Verantwortungsbewusstsein, punkto Herzlichkeit, punkto Ehrlichkeit, Zusammenarbeit, Kooperation, Menschlichkeit, dem Verstehen von Zusammenhängen durchaus profitieren.
Mit einem veränderten Bewusstsein der Mitarbeiter lässt sich Geld machen. Also was jetzt, jedem ein LSD-Tee'chen zum zmorgen und wir werden alle reich? Wohl kaum. Denn so massiv verändernd Drogen auch sein mögen, sie ersetzen nicht die Reise zum eigenen inneren Kern, diese Reise ist es auch vor dem so viele Menschen sich fürchten. Sie flüchten davor, in den Konsum von Alkohol (weil's am besten funktioniert...), den Fernseher, die Spielchen mit Nachbarn und nicht zuletzt in ihre Arbeit.
Arbeiten kann helfen, das Bewusstsein zu stärken. Aber nicht, wenn es als Flucht vor dem eigenen Inneren getan wird, wenn Ränge und Macht das bewusste Erleben der Arbeit verdrängen, wenn das Ziel (einen guten Job zu machen) von der Funktion abgedrängt wird. Es ist erfüllend einen Job zu machen, bei dem man am Abend sagen kann, man habe alles gegeben. Es ist absolut nicht erfüllend und macht Dich kaputt, wenn Du keinen guten Job machen darfst, weil es nicht Deine Aufgabe ist, Du irrsinnigen (!) Befehlen folgen musst oder das firmeninterne System ganz einfach nicht damit klarkommt.
Andererseits: je bewusster, und um-die-ecke-denkender Du bist, umso eher fällt dir eine kreative Lösung dafür ein... Und umso mehr Freude an dem was Du tun "musst" hast Du. Manche Dinge darf man auch geniessen. Was die Voraussetzung dafür ist, ist dass Du Dich kennst und auch weisst, dass Du etwas kannst. Selbst das beste Diplom kann dieses Bewusstsein nicht ersetzen. Mit "können" meine ich nicht, "ich kann jeden Tag kiffen ohne das es mir was ausmacht", sondern dass Du ganz genau weisst, dass Du etwas in eine Firma einbringen kannst.
Natürlich, der Lohn in Franken dafür, dass Du 40h pro Woche für andere arbeitest, ist mehr oder weniger lausig - nur hilft Dir auch ein Lohn von 100'000 Franken pro Monat nicht dabei, die Reise in Dein Inneres aufzunehmen. Benutze das was Du bekommst nicht um zu flüchten, sondern öffne Dich Dir selbst, indem Du Dinge damit kaufst, oder Dir ermöglichst, die Dich weiterbringen. Bei den einen ist das eine Reise, beim nächsten ein Goa-Weekend, für andere eine Ausbildung.
Aber mach keine Ausbildung, nur für's Diplom, geh nicht an Partys oder nach Indien um vor Dir selbst zu flüchten - sondern um Dir selber näher zu kommen. Wenn Du dafür Drogen benötigst, gebrauchst du sie nicht. Öffne Dich Deinem Bewusstsein, verändere Dein Bewusstsein, mach Dir bewusst, dass auch nach einem Flash, es durchaus möglich ist, einen anderen Blickwinkel auf die Welt beizubehalten - ohne dass dies eine Psychose darstellt - vielleicht eher sogar eine Gesundung.
Chefs stellen übrigens gerne glücklich verliebte Menschen ein, "die arbeiten besser" - nun ob sie wirklich besser arbeiten sei einmal dahingestellt, es dürfte aber durchaus zutreffen, dass sie mehr Freude verbreiten und haben. Dinge auf einmal lockerer sehen, die zuvor einfach nur genervt haben.
Übermässiger Konsum dagegen kann eigentlich nur schädlich sein. Nicht auf Jobs bezogen (aber auch), und auch nicht wegen der Leber und den Nieren (aber auch), sondern weil Dein Bewusstsein ständig neuen Ausdrücken ausgesetzt ist, die das Denken derart animieren, dass Du verwirrt bist. Das ist keine Veränderung des Bewusstseins, sondern eine Achterbahnfahrt, mit ständig wechselnden Perspektiven. Auch mit Alkohol und Joints - gerade weil's einfacher ist zu funktionieren. Denn hier ändert sich am funktionieren selbst normalerweise recht wenig - dafür umso mehr an der Intensität des Funktionierns.
Man könnte auch Verdrängen dazu sagen. Wer jeden Tag Alkohol trinkt, und sich selbst dazu sagt, "nach dem anstrengenden Tag brauche ich das einfach" sollte vielleicht wirklich mal über seine Funktion nachdenken, und ob sie wirklich so erfüllend ist, wie er vielleicht annimmt. Bewusstsein ist Veränderung.
Edit: Abschnitte