Elias hat geschrieben:@Abraxas
Dies was du da mal geschrieben hast, hallt in mir immer noch nach.
...ich weiss was du meinst, aber ich sehe das nicht so. ich würde eher sagen einige sind noch jung und / oder naiv. bescheuert ist aber was anderes. schlussendlich, auch wenn das vielleicht ein bisschen warmduscherisch klingt:
richtig glücklich wirst du erst, wenn du alle gern hast. soviel solltest du eigentlich auch schon gelernt haben an parties
das kann man extrem auffassen wenn man will, und es dann gleich als dummes gelaber abtun. man kann sich das aber auch mal ganz vernünftig und philosophisch überlegen, und vielleicht denkt man dann "soo falsch ist das gar nicht". man kann sich überlegen "das heisst eigentlich, wenn man mit den menschen zufrieden wäre, und wenn man mit der welt zufrieden wäre, und auch mit sich selbst, dann wäre man eigentlich mit dem ganzen leben in seiner unvollkommenheit zufrieden. und deswegen vielleicht irgendwie auch ein wenig glücklicher"..
und dann könnte man vielleicht plötzlich auch anderen ihre fehler verzeihen, wenn man sich selbst schon seine fehler verzeihen kann. und irgendwie könnte man vielleicht sogar "der menschheit" ihre fehler verzeihen. und plötzlich würde man ein klein wenig sanftmütiger, und würde irgendwie nach ner weile merken dass es sowieso viel schöner ist ein bisschen sanftmütiger und nachsichtiger mit all der unvollkommenheit zu sein. dass man auch selber viel weniger genervt ist mit der zeit ob all der unvollkommenheit. dass man das schlussendlich ja irgendwie auch für sich selbst macht. und wenn man das begriffen hätte, dann merkte man vielleicht dass zufriedenheit irgendwie auch ein bisschen aus einem selber kommt, und dass dieselbe welt die früher mal so fies, ungerecht und voller deppen war immer noch dieselbe ist, aber man sie plötzlich gerne hat. und dass es wohl nur an der eigenen einstellung liegt. und dass all die leute die sich noch über diese dinge aufregen sich schlussendlich selber im wege stehen, weil die welt sich nie ändern wird, und man nur sich selbst ändern kann.
Zu so einer Einstellung zu kommen, ist in meinen Augen Wunder genug.
Da brauchts nicht noch einen, der übers Wasser gehen kann.
Ich denke Wunder geschehen nur an einem Ort, im Innern.
das ist mal ein hammer-beitrag. und ein zitat, das lange zeit stand hält.
allerdings ist eine welt, in der alles unvollkommene zu einer Vollkommenheit wird, alles andere als vollkommen. und ein Forum ohne die vollkommen anders denkenden, manchmal nervenden, ausgesperrten, vertriebenen, zusammengestauchten, manchmal auch beleidigenden, ist alles andere, als lustig. und lustig... sollte es sein.
und selbst wenn man alle zesis, dudes, pearls, Illusionen, und wie sie alle heissen, wegdenkt, so wird man nicht an seinem inneren vorbeikommen. vielleicht stellt sich dann eine Gleichgültigkeit ein, oder - von der wunder-aufgabe her, die einsicht:
nicht das (oder die), wer oder was nervt, ist der schlüssel zum wunder, sondern die arbeit, mit dem umgehen zu können, wer, wie, was, warum überhaupt nervt.
jedenfalls ist das, was mich an der Unvollkommenheit nervt, oder eben am meisten nervt, oftmals randvoller mit arbeit und auseinanderesetzung gefüllt, als alles, was ich gewohnheitshalber als voll easy-peasy in mein leben als angenehm integriert habe. ich weiss - es schreibt sich einfach, wenn man in zehn Minuten Aussicht auf einen Klappstuhl an der sonne hat - und danach stundenlang nichts, was einen nervt. wäre aber auf die dauer, tag für tag - stillstand schlechthin
Dr. Acid hat geschrieben:
Im Übrigen sind einige den Weg des frei Denkens vor gegangen, wenn man ihnen also nach folgt, dann befindet man sich auch in einer Sekte. Hi hi hi Goa ist auch eine Sekte und die tanzen auch so komisch und irgendwie massenhypnotisiert, wenn man davon ein Video macht, sieht das in etwa ähnlich aus, wie bei den Christen im Video, oder nicht? : )
Was unterscheidet uns in unserer Gruppendynamik und im Zusammengehörigkeitsgefühl von den paralysierten Christen?
gute frage
wir haben acid
mal abwarten, was passiert, wenns ausgeht
Was bieten Sekten, religiöse Gruppierungen und Psychokulte?
Sie bieten straffe Organisationen mit klaren Strukturen. In der Gruppe fühlt sich jeder einzelne an- und aufgenommen, geborgen und mitgetragen. Einsamkeit und die so oft mit Einsamkeitsgefühlen verbundenen Depressionen verschwinden. Zwischenmenschliche Auseinandersetzungen fallen weitgehend weg, da es ein wichtigeres übergeordnetes Ziel gibt. Dadurch reduzieren sich auch die Beziehungsängste und die Minderwertigkeitsgefühle. Die individuellen Unterschiede gleichen sich aus. Dank dem Kampf um das gemeinsame Ziel werden Aggressionen nach aussen (an den gemeinsamen Feind, die schlechte Aussenwelt, Menschen, die sie nicht mehr verstehen) abgeleitet. In der Gruppe entsteht eine symbiotische Harmonie.
Ein in der Gruppe oder Organisation Höhergestellter, Guru, Führer, bestimmt die klaren Regeln, entscheidet, was, gut und was schlecht, was recht und was unrecht, was weiss und was schwarz ist. Schwierige, problematische und vielfach sogar lebenswichtige Entscheide werden den Mitgliedern abgenommen. Entscheide werden von oben zielsicher und richtig gefällt. Auf alle Fragen und Unsicherheiten der Mitglieder gibt es eine klare, eindeutige Antwort. Das vereinfacht vieles und erübrigt jenes zeitaufwendige Vor-sich-Herschieben und Mit-sich-Herumtragen von Problemen und Entscheiden, die meistens auch im Nachhinein doch noch ungeklärte Unsicherheiten offen lassen.
Bei Lebens- und Sinnkrisen, No-Future-Gefühlen und Hoffnungslosigkeit bieten Sekten, religiöse Gruppierungen und Psychokulte eine wirksame Lösung. Sie haben ein klares Ziel, meistens geht es um bessere Menschen - und mit besseren Menschen gibt es eine bessere, eine "heilere Welt" (mehr Liebe, mehr Verständnis, weniger Aggression und Brutalität). Oft sind es Elite-Gemeinschaften, die Kriege, Weltuntergänge oder gar Atomkatastrophen überleben werden oder zumindest das Paradies im Jenseits abverdienen. Diese Gruppierungen zeigen, was das Leben lebenswert macht, wofür es lohnenswert ist, zu kämpfen und sich im Leben einzusetzen, wozu wir da sind, was der Sinn dieses Lebens ist. Sie zeigen uns, dass es sich lohnt, an das Gute zu glauben, dafür zu kämpfen und daran festzuhalten, dass wir das Böse in der Welt ausrotten und damit verschwinden lassen können.
Mitgliedern von Sekten, religiösen Gruppierungen und Psychokulten gelingt es nicht mehr, die eigene Abhängigkeit zu sehen oder zu spüren. Ihre Optik ist so auf das Schlechte der Aussenwelt, auf die Rettung der ganzen Menschheit eingestellt, dass der eigene Schatten und das Böse, das in der eigenen Gruppe geschieht, gar nicht mehr wahrgenommen wird. Von früheren Bekannten fühlen sie sich zusehends unverstandener, verlassen ihr altes soziales Umfeld und bewegen sich mit der Zeit nur noch innerhalb der Gruppe, die sie versteht. Kritiklos werden wieder die früher sogar oft bekämpften, straffen Organisationsstrukturen und die alten, einst verhassten Hierarchie-Modelle übernommen, die bei näherer Betrachtung nicht selten an die Zeit der Leibeigenen im Mittelalter erinnern.
Selbst wenn ein Mitglied sich nach einer gewissen Zeit mit der Gruppe und deren Zielen nicht mehr identifizieren kann und mit dem Gedanken spielt, die Gemeinschaft zu verlassen, ist der Schritt zu einem Austritt alles andere als einfach. Das Leben hat sich dann unter Umständen schon über Jahre in dieser Gemeinschaft abgespielt, deren Normen und Werte übernommen und integriert worden sind. Nach einem Austritt müssen wieder neue, eigene Werte und Ziele erarbeitet werden. Da sich die Beziehungen auf die Gruppenmitglieder beschränkten, entsteht nach dem Austritt ein Beziehungsvakuum, das durch neue Beziehungen und ein neues soziales Umfeld gefüllt werden muss.