Bob der Raumfahrer

Mysteriöse Erfahrungen, Weisheiten, Rätselhaftes.
Fallen Angel 2

Bob der Raumfahrer

Beitrag von Fallen Angel 2 »

Prologue

Wann die Wende kam, war alsbald vergessen. Im Zuge des Wiederaufbaus richteten sich die Gedanken der Menschen hauptsächlich auf die anstehenden Herausforderungen, sodass die Vergangenheit nurmehr eine sagenhafte Gestalt in dunklen Mänteln war, die am Horizont der Erinnerung vorbeihumpelte und die Saat auslegte, aus der die anstehenden Tätigkeiten herauswuchsen. Zwar gab es in den Schulen, die vom Terranischen Rat auf dem ganzen Planeten verteilt, aufgestellt wurden durchaus Geschichtsunterricht, und so erfuhren die Menschen genug über die zerstörerischen Kräfte, die fast zum Totalausfall des Gaianischen Systems führten, um motiviert in die Fachschulen einzusteigen, wo sie diese Fehler ausbügeln konnten, wo sie tatsächlich etwas tun konnten, um dem Gaia-Organismus, dessen Existenz die Wissenschaftler vor wenigen Jahren mittels weltweiten Analysen bewiesen hatten, zu unterstützen. Doch weiter darüber nachzudenken, war vergleichbar mit den Gedanken jener armen Seelen, die der Depression anheim fielen, die sie derart lähmte, dass sie es kaum wagten, sich der Gegenwart zu stellen. Bald schon wurde es unziemlich allzu sehr in der Vergangenheit zu leben, und darüber zu klagen, wie viel Leid unsere Vorväter über uns gebracht hatten. Nun - es war wie es war, und es war egal.

Wichtiger erschien es dem Rat, was jeder einzelne tun konnte, und es gab genug zu tun. Einige kümmerten sich um die Repopulation der Meerestiere, deren Bestand auf wenige kleine Fische und Krabben gesunken war. Die grossen Säugetiere erschienen wie die Sagen, die manche Geschichtenerzähler berichteten. Andere planzten Bäume, Sträucher, züchteten Insekten und Bakterien, um die einstmals natürlichen Ökosysteme der Wälder zumindest im Ansatz wieder zu kultivieren. Auch die Wiederaufbereitung von Öl, das in weiten Landstrichen im Erdboden versickert war erforderte den Einsatz von motivierten Leuten, jung und alt, die gemeinsam in einer täglich stattfindenden Erfahrungsaustauschsitzung das bestmögliche Vorgehen weiter raffinierten. Ganz besonder mutige, wagten sich an die Extraktion von Uranabfällen, um diese dem Recyclingprozess zuzuführen, das dringend benötigte Stromreserven freischaltete.

Nach einigen Jahren der gemeinsamen Anstrengung sah der Planet schon viel besser aus. Es half natürlich, dass alle Fahrzeuge, die nicht dem Wiederaufbau dienten, schon seit langer Zeit für die Herstellung von Alluminiumbehausungen auseinandergeschraubt wurden. Manche richteten ihre Aufmerksamkeit auch auf die Erforschung des Alls. Material gab es genug, es war das, was übrig geblieben war, von der alten Zeit. Milliarden Autos, riesiege Hochhäuser, gewaltige Staudämme, die urlängst gebrochen waren, deren Betongestein jedoch ohne grosse Anstrengung geborgen werden konnte und für die Anlage riesiger Zuchtbecken für Kleinstlebewesen verwendet wurde.

Es dauerte nicht lange, dann wurden die Terraformingmaschinen, die auf der Erde ihren Dienst taten in ein Raumschiff gepackt. Das Ziel war der Mars. Nachdem die Menschheit in Zusammenarbeit ihre wahre Bestimmung gefunden hatten, wo Liebe und Toleranz nicht blosse Worte abgefahrener, gesellschaftsfeindlicher Elemente bedeuteten, sondern als Grundlage für den Wiederaufbau jedem Menschen schon früh erläutert wurden, da wurde die Frage laut, warum dieses Bewusstsein auf die Erde beschränkt bleiben sollte. Da draussen warteten unzählige Welten darauf, diese Liebe zu erfahren. Ein neues gemeinsames Projekt, das über die Grenzen der Erde hinausging wurde beschlossen, einerseits um das Gefühl für Weisheit und Wahrheit erneut in der Bevölkerung bewusst zu machen, andererseits (so munkelten wenige) auch, weil es mit der Zeit langweilig wurde, auf die Erde beschränkt zu sein, niemanden zu haben mit dem man Tauschen konnte, niemand der eine andere Sicht, als die des Wiederaufbaus überhaupt nur kannte.

Schliesslich war es soweit und das Raumschiff Bazillus, so benannt um die Verbreitung des Lebens von Beginn weg zu kennzeichnen, und auch weil die Erbauer Astrophysiker waren, deren Humor schon immer etwas verschroben zu bezeichnen war. Bazillus wurde nur mit einem einzigen Mann ausgestattet, der Rest, des voluminösen Körpers wurde mit Maschinen gefüllt, die dem Überleben dienlich sein sollten. Es gab interessanterweise wenige Freiwillige. Die Motiviertesten waren zugleich auch jene, die ihre Aufgabe auf Erden sahen, andere waren der Ansicht, dass Gaia ihre Anwesenheit erforderte, wieder andere hatten einfach nur Angst oder fürchteten sich vor der Einsamkeit.

Nicht so William "Bob" Cornfield. Er war ursprünglich ein Farmer der im Nordamerikanischen Kontinent mit der Zucht von Mais beschäftigt war und sich später als Pionier, wie die Raumfahrer zu dieser Zeit genannt wurden, ausbilden liess, um, wie er sagte, "die Welt einmal von oben zu betrachten". Von seinen fünf Söhnen waren alle gestorben, sie kämpften den anfangs auswegslos erscheinenden Kampf gegen die Unordnung der Alten Tage. Einer jedoch nahm sich das Leben, nachdem er es geschafft hatte, einen Antikörper zu erschaffen, der - ähnlich dem einstmals grassierenden HIV-Virus - die Bakterien von Innen her angriff, und so eine fast vollständige Immunität vor Krankheiten bot. Bob verstand das nur teilweise, ein Psychologe erklärte ihm, dass das erreichen eines Ziels einen Menschen in einen tiefen Abgrund stürzen konnte, da er alles erreicht hatte, wofür er lebte. Die Antwort befriedigte Bob nicht ganz, ebensowenig wie die euphorischen jungen Menschen, die aus den Schulen kamen, und sich strahlend in jedes Strahlenverseuchte Gebiet begaben, um dort zu heilen. Er mochte diese Leute, aber sie verwunderten ihn ein wenig.

Dieser Mann nun also sollte jener sein, der das Licht der menschlichen Vernunft auf die kahlen Stellen des Planeten Mars bringen sollte. Dieser Mann wäre es der einen Basisstein legen sollte, um später weitere Pioniere anzuziehen, die aus dem Mars eine ebenso blühende Oase inmitten dunkler Materie machen sollte, wie es das Gaia-System seit Menschengedenken war. Er war bereit. Er war da für die Menschheit. Es sollte das grösste Unterfangen werden, das jemals unternommen wurde - und es wurde das grösste Scheitern in der Geschichte der Menschheit...
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Elias
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Re: Bob der Raumfahrer

Beitrag von Elias »

Dieser Mann nun also sollte jener sein, der das Licht der menschlichen Vernunft auf die kahlen Stellen des Planeten Mars bringen sollte. Dieser Mann wäre es der einen Basisstein legen sollte, um später weitere Pioniere anzuziehen, die aus dem Mars eine ebenso blühende Oase inmitten dunkler Materie machen sollte, wie es das Gaia-System seit Menschengedenken war. Er war bereit. Er war da für die Menschheit. Es sollte das grösste Unterfangen werden, das jemals unternommen wurde - und es wurde das grösste Scheitern in der Geschichte der Menschheit...
… die Menschheit hat gelernt, sie hat eine Erfahrung gemacht.
Die Erfahrung, dass es ein Kollektives Bewusstsein gibt, das genug Kraft entwickelt hat,
die Welt in eine Welt zu verwandeln, die dem Denken von Millionen kleinen Meister entsprach.
Diese Erfahrung wirkte.
Das Scheitern, das denken über das Scheitern, hat sich völlig geändert.
Das Scheitern wurde nicht mehr als ein Endgültiges Ende wahrgenommen.
Es wurde als das Spannendeste Spiel wahrgenommen, das es gibt...!
http://www.vimeo.com/elfilmias
http://www.youtube.com/elfilmias

Wage du, zu irren und zu träumen! Hoher Sinn liegt oft in kind'schem Spiel.
(Schiller)
Fallen Angel 2

Re: Bob der Raumfahrer

Beitrag von Fallen Angel 2 »

Die Reise

Five, Four, Three, Two, One, Go in the Name of Gaia!
Diese Worte blieben Bob lange in Erinnerung. Der Schub von Bazillus drückte ihn in seinen Sessel, Erwartung in Form von Adrenalin schoss durch seinen Geist, nun gab es kein zurück mehr, die Reise zum Mars hatte begonnen. Der Bordcomputer übernahm die Steuerung, und auf den Anzeigetafeln wurde Geschwindigkeit, Kurs und Distanz zum Ziel fortlaufend berechnet angezeigt. Bald war die Stratosphäre durchdrungen und das Raumschiff wurde von der Dunkelheit des Alls verschluckt.
"Erde an Bob, wie läufts da oben"
"Alles im Grünen Bereich"
"Wir sind stolz und glücklich zugleich. Du wirst dem Bewusstsein dazu verhelfen, sich in der Leere des Alls zu manifestieren. Du wurdest zum Pionier ausgebildet, doch nun bist Du der grösste Pionier aller Zeiten."
"Gaias Liebe hat mich hierhergeführt, sie ist es, der wir zu danken haben"
"Wahrlich...,"
Was war das? Ein seltsames Knirschen unterbrach den Sprecher mitten im Satz! Bob prüfte sofort die Lebenserhaltungssysteme, alles war in Ordnung... Er prüfte anschliessend die Funkverbindung.
"Computer, was ist los?"
"Spezifizieren Sie Ihre Frage"
Das war ungewöhnlich. Die modernen Computer waren darauf programmiert aufgrund der Situation und den Worten von Menschen, in sekundenschnell die logischen Schlüsse zu ziehen und eine angemessene Antwort zu geben. Irgendetwas war hier kontaminiert...
"Computer, prüfe die Funkverbindung zur Erde"
"Analyse läuft."
Nach dreissig Sekunden noch immer keine Antwort, Bob wurde langsam unruhig.
"Computer, bist Du noch da?"
nichts.
Das positronische Hirn des Computers schien sich in Luft aufgelöst zu haben - weniger als Luft um genau zu sein. Bob überprüfte die Anzeige, die Bazillus war bereits auf dem richtigen Kurs, und würde "geradeaus" fliegen, bis der Eintritt in die Umlaufbahn des vierten Planeten begann. Bob löste die Haltungsriemen und begab sich zum Computerraum. Im Inneren unternahm er akribisch alle Schritte, um sowohl die Mechanik, wie auch die Software zu überprüfen. Danach wiederholte er alle Schritte. Um nochmals sicher zu gehen, machte er dies ein drittes Mal und danach noch einmal. Das Ergebnis blieb das gleiche:
Alles war im Grünen Bereich.
Keine Fehlfunktion, keine durchgeschmorten Drähte, kein Programmabsturz, alles lief reibungslos, doch der Computer blieb stumm. Wie auch die Funkverbindung.
"Muss an der Geschwindigkeit liegen", brummte er.
Die Geschwindigkeit war nicht so ganz das, was man sich in früheren Zeiten unter Fortbewegung vorgestellt hat. Wie es ganz genau funktionierte hatte er zwar verstanden, doch es war eher eine gefühlsmässige Ahnung, kein Wissen, dass er in seinem Hirn gespeichert hatte. Wie ihm der schrullige Astrophysiker erklärt hatte, war das auch völlig in Ordnung, denn es gab nicht einen einzigen Menschen, der es wirklich verstand. Es lief darauf hinaus, dass die Antriebssysteme ein Feld um das Raumschiff herum generierten, welches ihm ermöglichte auf Subatomarer Ebene zu "springen", wie es ein Frosch tun mochte, der von einer Seite des Teichs auf die andere hüpfte. Warum dies zur Verschiebung des Raumschiffs innerhalb des Raums führte, war jedoch fernab jeglicher Erklärung, die ein Menschliches Hirn fassen konnte. "Es funktioniert", hatte ihm der Astrophysiker versichert, "und das ist schliesslich die Hauptsache".
Offenbar vertrug sich das Springen subatomarer Teile nicht mit dem künstlichen Gehirn des Computers, eine andere Erklärung wollte Bob nicht einfallen. Na gut - er wurde hungrig und so genehmigte er sich die erste Ration seiner Reise. Diese bestand aus einer Kugel, die dem Nahrungsgehalt eines Hähnchens entsprach. Auch so ein Wunder, das nur eine weltweit verknüpfte Wissenschaft erreichen konnte, die ohne Profit und Geltungssucht auskam. Was für eine wundervolle Welt - eine kleine Woge des Heimwehs erfasste Bob. Es sollte nicht die letzte sein. Und grössere würden folgen. Bis schliesslich ein Tsunami des Verlusts und der Einsamkeit über ihn hereinbrechen sollte, würde es noch eine Weile gehen.

Während er seine Schlafkoje für den relativ kurzen Schlaf zurechtmachte, wanderten seine Gedanken zu Gabriela, seiner Frau. Gaby und er trafen sich vor bald 30 Jahren. Sie waren beide erst 15 und es vergingen drei Jahre stürmischer Liebe. Gemeinsam übernahmen sie den Hof von Bobs Vater und machten aus ihm eine der ersten Maisfarmen, die es seit der Wende in dieser Region gegeben hatte. Gaby wurde schwanger und gebar bereits mit 19 Jahren ihren ersten Sohn. Welch glückliche Zeit... Gabys Lächeln wenn sie sich über einen unwichtigen Erfolg von Bob freute, ihre Strenge Mine, niemals zornig, nur einfach streng, wenn sie sich über ihn ärgerte... Gab er ihr zu oft Anlass, sich zu ärgern...? Wie er so sein konnte in seinen jungen Jahren als Vater von bald fünf Kindern, so voll von Tatendrang, nahm den Pflug in die Hand und rief zu seiner geliebten Frau hinüber, dass sie ihn hören konnte, welche Pläne er für die Welt bereit hielt. So viele Träume... Viele davon wurden schliesslich wahr. Er wurde Pionier, wie er es einstmals an einem gewitterverhangenen Abend in ihrer warmen Stube proklamierte, oh wie würde sie gelächelt haben. Doch Gaby konnte es nicht mehr miterleben. Ihre Zeit wurde von einem fürchterlichen Tornado allzuschnell beendet, der wie aus dem Nichts erschien, und ohne grosses Getöse wieder verschwand, mit ihm fortgerissen, seine Gaby, sein ein und alles...
Wären seine Söhne nicht gewesen, er hätte sich unverzüglich den nächsten Tornado gesucht und wäre hineingesprungen. Doch er hatte Menschen, die er liebte und die ihn liebten, und sie waren füreinander da. Jake, sein jüngster war es denn auch, der ihm zu seinem fünfunddreissigsten im Alter von gerade mal 9 Jahren sagte,
"Dad, Mommy hat mir ausgerichtet, dass sie nicht möchte, dass Du Deine Träume mit ihr begräbst." - Bob war geradezu schockiert, als er diese Worte hörte. Wie..? Woher..? Jake verstand ihn auch, ohne dass sein Vater danach fragte, wozu er in diesem Moment sowieso nicht fähig gewesen wäre. "ich habe von ihr geträumt, doch es war nicht wie in einem Traum, es war.. anders", Jake lächelte fröhlich, das Lächeln eines Neunjährigen, der noch nicht wusste, dass er seine Mutter bald wiedersehen würde.
"Sie will, dass Du Dich für die Pioniere anmeldest, noch bist Du jung genug, dass sie Dich nehmen." - Bob dachte darüber nach, zwar war er sicher schon zu alt, doch er war körperlich topfit, die tägliche Arbeit auf der Farm sorgte schon dafür. Zudem hatten die Pioniere wenig Freiwillige, weil die meisten Jungen Leute so sehr an diesen Wiederaufbau glaubten, dass sie lieber auf der Erde tätig sein wollten, als sich in enge Raumkapseln stecken zu lassen. Doch war dieser Traum überhaupt noch der Seine? Ja... Ja, das war er! Bob spürte in seinem Inneren das Feuer seiner Jugend, spürte, dass er noch immer daran glaubte, was er vor vielen Jahren gesagt hatte. Es war sein Traum und er träumte ihn noch immer. Er wollte die Welt einmal von oben sehen...

Bob hatte es nicht gemerkt, doch während er noch daran dachte, war er eingeschlafen, und schon vermischten sich seine Gedanken mit der Traumwelt. Und da war Gaby, sie stand vor dem Eingang zum Pionierszentrum. Und sie lächelte...
Fallen Angel 2

Re: Bob der Raumfahrer

Beitrag von Fallen Angel 2 »

Elias hat geschrieben:
Dieser Mann nun also sollte jener sein, der das Licht der menschlichen Vernunft auf die kahlen Stellen des Planeten Mars bringen sollte. Dieser Mann wäre es der einen Basisstein legen sollte, um später weitere Pioniere anzuziehen, die aus dem Mars eine ebenso blühende Oase inmitten dunkler Materie machen sollte, wie es das Gaia-System seit Menschengedenken war. Er war bereit. Er war da für die Menschheit. Es sollte das grösste Unterfangen werden, das jemals unternommen wurde - und es wurde das grösste Scheitern in der Geschichte der Menschheit...
… die Menschheit hat gelernt, sie hat eine Erfahrung gemacht.
Die Erfahrung, dass es ein Kollektives Bewusstsein gibt, das genug Kraft entwickelt hat,
die Welt in eine Welt zu verwandeln, die dem Denken von Millionen kleinen Meister entsprach.
Diese Erfahrung wirkte.
Das Scheitern, das denken über das Scheitern, hat sich völlig geändert.
Das Scheitern wurde nicht mehr als ein Endgültiges Ende wahrgenommen.
Es wurde als das Spannendeste Spiel wahrgenommen, das es gibt...!
Cooles Ende der Geschichte :)
Fallen Angel 2

Re: Bob der Raumfahrer

Beitrag von Fallen Angel 2 »

Der Fall

Die Reise ging flott von dannen, wenn auch etwas langweilig, da keine Gesprächspartner verfügbar waren, und der Computer neben seinem andauernden Schweigen auch keine allzu grosse Lust verspürte mit Bob irgendwelche Schachturniere durchzuführen. Bob blätterte gerade durch die Anweisungen des Rates, worin alle möglichen Szenarien mit vorgeschlagenen Vorgehensweisen abgedeckt wurden, da blinkten auf einmal jene Alarmlämpchen, die eigentlich nicht blinken dürften, schliesslich handelte es sich um das modernste Stück Technik, das Bob unter seinem Hintern hatte, und die entsprechenden Alarmlämpchen waren nicht etwa eingebaut worden, um jemals zu blinken, sondern eher der Vollständigkeit halber. Es waren jene Alarmlämpchen, die Bob darauf hinweisen würden, dass etwas im grossen Stil schief gegangen ist, dass die vorgesehenen Verhaltensweisen für diese Situation darin bestanden, möglichst schnell religiös zu werden, und mit dem Beten anzufangen, dass die ganze Mission mehr oder weniger mit dem Einsetzen des Blinkens dieser Alarmlämpchen zum Scheitern verurteilt und Bobs Leben mit einem mal nicht mal mehr einen Nickel Wert war.
Bobs Reaktion bestand darin, dass er sich sagte, "na dann halt" - danach blätterte er in seinem Buch nach, was denn nun genau das Problem ist, und welche Möglichkeiten es gibt, dieses zu beheben. Denn Bob war Pragmatiker. Es gab keinen Sinn, in Panik auszubrechen, wenn man genauso gut, noch irgendwas tun konnte. Er blätterte also nach, las durch, was diese Situation beinhaltete und war erstaunt, dass unter den Anweisungen der Hinweis stand. "die manuelle Steuerung wird aktiviert, bitte landen Sie mittels Gefühl". Die manuelle Steuerung bestand aus einem seltsam archaischen Steuerknüppel sowie vier Pads, die mittels Druck gesteuert wurden.
Bob übernahm also die Kontrolle und das Raumschiff begab sich in den Sturzflug auf den Planeten Mars. Im grossen und ganzen war die Landung Bilderbuchreif. Allerdings wären Eltern darum bemüht entsprechende Bilderbücher von ihren Sprösslingen fernzuhalten, bis diese bereits ausgezogen waren, geheiratet hätten, und mindestens vierzig Jahre alt wären. Zudem wären es natürlich genau die Bilderbücher gewesen, die die Sprösslinge jederzeit unbedingt haben wollten, und die auf dem Pausenhof eine menge Süssigkeiten wert gewesen wären.
Im grossen und ganzen war es ein Wunder das 100% der Besatzung überlebt hatten, allerdings überlebte von der Ausrüstung gerade einmal die Hälfte. Der Grund für diese unfassbar hohe Zahl weiterhin funktionierender Systeme, lag in der Polytheraniumhülle des Raumschiffs, die sich - ähnlich einer gefüllten Pet-Flasche - sozusagen nicht zerstören liess.
Bob hatte überlebt. Das Kommunikationssystem hatte dies nicht. Das Lebenserhaltungssystem hatte überlebt - das Terraformingsystem hatte dies nicht. Im grossen und ganzen war vieles erhalten, um eine funktioniernde Station zu bauen, es gab jedoch überhaupt keine Möglichkeit, dies der Erde mitzuteilen. Bob ging davon aus, dass es einige Monate dauern würde, bis ein Rettungstrupp eintraf. Es dauerte 10 Jahre.
In dieser Zeit musste Bob lernen, dass Einsamkeit in ihm einen Dämon zum Leben erwecken würde, einen Dämon, der ihm sagte, dass er niemanden brauchte, und der ihm klarmachte, dass es keinen Sinn hätte, aufzugeben, er hatte alles was es brauchte, um die kaputten Maschinen zu reparieren. Er hatte genug Selbstverständnis, um mit sich selbst klarzukommen.
Und doch wurde der Gedanke, von der Erde im Stich gelassen worden zu sein, anfangs nur ein nagender fast unhörbarer Zweifel, mit der Zeit zum beherrschenden und alles bestimmenden Gedanken. Bob bereitete sich auf den Rettungstrupp vor.

Unterdessen auf Erden, war sowohl der Rat wie auch die Bevölkerung bestürzt. Es schien, als wäre der Traum, Gaia auch auf anderen Planeten zu kultivieren, schon von Beginn weg gescheitert. Als die Kommunikation ausfiel, wurde darüber gerätselt, wie man weiter vorgehen sollte. Lösungen wurde keine gefunden. Aber als der Absturz auf dem Mars ersichtlich wurde, nahm Trauer den Platz der Lösungsvorschläge ein, und es wurde beschlossen, dem Weltraum vorerst den Rücken zuzukehren. Wie konnte das nur so schiefgehen. Nein, es brachte nichts darüber nachzudenken. Und so kümmerten sich der Rat und seine Anhänger nur noch um den Planeten. Nur einige wenige, hauptsächlich Angehörige des Raumfahrtprogramms, starteten eine eigene Initiative und versuchten genug Mittel zusammenzubringen, um eine zweite Expedition zu starten. Diese wussten, dass der Rat zu eingeschränkt in seinem Denken war, um andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, als die des Verlusts. Was sie nicht wussten, war, dass ihre gutgemeinte zweite Expedition, die zehn Jahre später erfolgreich startete, den Keim des Bösen in sich trug.
Drachenherz

Re: Bob der Raumfahrer

Beitrag von Drachenherz »

Nur so ein Gedanke, Engelchen.

Druck Deine Geschichten auf Papier, pack sie zwischen zwei Buchdeckel und bring sie für ein wenig Geld unter die Leute. :-)

Wär doch was für Dich, Schriftsteller und damit auch noch Deine Brötchen verdienen.

Ich meine, was ein King gemacht hat darfst Du schon lange! ;-)

Just my 2 Cents...
The Dude

Re: Bob der Raumfahrer

Beitrag von The Dude »

Genau meine Rede Drachi :)

häsch ghört, hopp hopp ängeli :)

go for it!! yeah!
/yo
Fallen Angel 2

Re: Bob der Raumfahrer

Beitrag von Fallen Angel 2 »

Leute, nun übertreibt mal nicht.
piraña

Re: Bob der Raumfahrer

Beitrag von piraña »

Fallen Angel 2 hat geschrieben:Leute, nun übertreibt mal nicht.
ach...die untertreiben.
Fallen Angel 2

Re: Bob der Raumfahrer

Beitrag von Fallen Angel 2 »

Fallen Angel 2 hat geschrieben:Leute, nun übertreibt mal nicht.
von wegen, wenn schon untertreibe ich ;)

mal ernsthaft, dieser Text soll nur ein kläglicher Versuch sein, adaptive Mythologie zu betreiben (L-Motte in der Zukunft oder so) und es ist von ein zwei Sätzen einmal abgesehen weit weit weit entfernt von etwas, das den namen literatur oder nur schon "buch" verdient. ein buch, das ist weitaus mehr, als das hier. Ein gutes Buch von einem guten Schriftsteller ist... nun es gibt drei verschiedene formen von fantasy/sciencefiction büchern:

1. der schriftsteller ist enorm gebildet, und verarbeitet diese bildung in seinen büchern zu kunstvollen, "weitergedachten" science fiction elementen oder "historischen" fantasy romanen. Beispiele dafür sind J.R.R. Tolkien, Charles Stross, Isaac Asimov

2. der schriftsteller ist enorm adaptiv und "verarbeitet" seine eigenen erlebnisse und empfindungen im zusammenleben mit anderen menschen zu fantastischen romanen, indem er angeblich "einfach mal drauf los schreibt" oder genauer gesagt indem er sozusagen mit den fingern "träumt" (Stephen King, Harry Potter, Michael Ende)

3. der schriftsteller kreiert eine geschichte am reissbrett und schreibt dann diese geschichte mehr oder weniger nach dieser vorlage. dabei wendet er elemente aus 1 und 2 an um die geschichte schliesslich in einen gelungenen, nachdenklich stimmenen roman zu verwandeln (Tad Williams, Hermann Hesse).

natürlich entspricht das jetzt nicht dem was du in einer schule zu dem thema lernen würdest, es ist eher meine subjektive beobachtung. meist sind wirklich ganz gute romane (und die schriftsteller in den oben genannten kategorien sind grundsätzlich fähig jede dieser schreibformen zu tätigen), eine mischung aller drei formen, aber vor allem ist der stil der sätze und worte und das zeug "zwischen den zeilen" derart atemberaubend, dass der leser nur schon von der sprachlichen fähigkeit des schriftstellers in den bann gezogen wird. die geschichten sind zudem meistens logisch und einigermassen realistisch, soweit das fantasy sein kann.

ich habe sicher ein einigermassen passables sprachgefühl, aber mich mit einem king zu vergleichen - also das grenzt nun wirklich an blasphemie.

*steine und feuerholz sammel* ;)
piraña

Re: Bob der Raumfahrer

Beitrag von piraña »

Fallen Angel 2 hat geschrieben: "zwischen den zeilen"
piraña hat geschrieben:
@Angel: Zwischen den Zeilen lesen find ich nicht schlecht. Gefährlich ist, dass es Dutzende lesen. Folglich dutzende falsch interpretieren können- wenn nicht sogar tun. Halt subjektiv. Und mit vier Ohren gelesen kommt nicht auf das Selbe, wie mit vier Augen gehört.

Bei mir ist es so, dass, je mehr ich zwischen den Zeilen vermute, desto unsicherer werde ich mir, ob ich es richtig verstehe. Da sind mir klare Aussagen lieber. Weiss ich besser, woran ich bin. Auch wenn Direktheit manchmal wehtut.

;)
Fallen Angel 2

Re: Bob der Raumfahrer

Beitrag von Fallen Angel 2 »

anders formuliert - ich meine damit nicht das zwischen den zeilen worin einfach irgendwelche subversiven sprüche stehen, wo vermitteln sollen, dass menschen gefälligst nicht aufmucken sollen, wie das in bestimmten von zeitungen und anderen institutionen verbreiteten pamplethen der fall ist.

nein ich meine damit, dass in den romanen dieser schriftsteller zwischen den zeilen gefühle erschaffen werden, die einem leser ein gefühl für gerechtigkeit, liebe und wahrheit vermitteln, wie es kein gesetzbuch dieser welt jemals gekonnt hat.

...und die sind manchmal durchaus ziemlich direkt ;)

so wie du O:)
The Dude

Re: Bob der Raumfahrer

Beitrag von The Dude »

Hey ängeli :)

mier isch klar, das du am king nöd (nonig? ;)) s'wasser reiche chasch. er isch immerhin dä könig :) usserdem hätter paar jährli meh erfahrig wi du! Usserdem häsch du da ja ä churzgschicht gschriebe und kein roman (dä würdi ohnehin nöd da inne poste, sondern zersch mal ame verleger schicke *fg*).
Mus aber ehrlich säge mann. ich han scho paar churzgschichte vom king gläse, die chömed minere meinig nah höd a "bob, der raumfahrer" ane!
wiiter bini dä meinig, das dini 3 ufzellte pünkt, au uf dich zueträffed.

1. der schriftsteller ist enorm gebildet, und verarbeitet diese bildung in seinen büchern zu kunstvollen, "weitergedachten" science fiction elementen...
passt.

2. der schriftsteller ist enorm adaptiv und "verarbeitet" seine eigenen erlebnisse und empfindungen im zusammenleben mit anderen menschen zu fantastischen romanen [oder churzgschichte], indem er angeblich "einfach mal drauf los schreibt"
passt au.

naja guet, 3. vilich nöd? aber 1. und 2. sind uf jedefall guet und au no usbaubar...

aso ich bliib bi mim statement ;-p

L&L
Fallen Angel 2

Re: Bob der Raumfahrer

Beitrag von Fallen Angel 2 »

[-X nee nee - also hör mal, gut dass du erkennst, dass ich dem king nicht das wasser reiche (also das heisst ich würds natürlich tun, wenn er darum bittet), das bewahrt dich davor, dass ich dich teere und federe und nach westen schicke, aber:

1. ich bin nicht gebildet! absolut ganz und gar nicht. ich hab meine bildung aus büchern (und teilweise aus computerspielen, wenns um historisches zeug geht) und diese bücher sind mehrheitlich fantasy (hauptsächlich terry prattchet). mit bildung ist gemeint, dass jemand wie tolkien 20 jahre lang die mythen und legenden von ganz europa zusammensucht und daraus eine geschichte epochalen ausmasses kreiert oder dass jemand wie asimov ungefähr 5 doktortitel hat und diese in ein science fiction "abenteuer" verpackt, dass etwa 5000 jahre umfasst (oder 10'000) oder wie charles stross der die aller aller neusten erkenntnisse der physik verwendet um zum beispiel das buch singularität zu schreiben, oder doch eher bekannte schriftsteller die die baghda vita tatsächlich GELESEN haben, bevor sie solche sachen schreiben wie Siddharta...

2. trifft teilweise zu, also bzw. das wäre die einzige form, die mir bleibt, weil für 3 habe ich zu wenig geduld.

aber bob ist nun wirklich weit davon entfernt "druckbar" zu sein... aber es ist ein anfang um überhaupt mal was zu schreiben und nicht immer nur rumzunölen. wie das Douglas Adams nach eigenen angaben immer getan hat *lol* aber der war auch einfach unglaublich, sooo kreativ, wie kaum einer vor oder nach ihm. war übrigens das erste *richtige* buch das ich in meinem leben so mit 7 jahren gelesen habe...
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Amanita
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Re: Bob der Raumfahrer

Beitrag von Amanita »

Fallen Angel 2 hat geschrieben:aber es ist ein anfang um überhaupt mal was zu schreiben und nicht immer nur rumzunölen.
Ah, danke! Sehr zuvorkommend, dein rumgenöle macht mich nämlich wahnsinnig :-# .

Musst ja nicht gleich als Erstes einen Bestseller schreiben, es reicht wenn er dann dank deiner Popularität nach ein paar Büchern zu einem wird. Und Kurzgeschichten sind ja auch nett und heute sicher auch gefragt.

Und bezüglich Bildung.. Ich konnte mit sieben nur Bilderbücher "lesen".
Es sagt ja auch Niemand, dass man tausend Bücher lesen muss, bevor man ein historisches Buch schreibt. Man kann auch mal einen Geschichtsprofessor oder so interviewen.
Schlecht recherchierte Bücher finde ich aber doof, wie auch ewige Besserwisser (die keine Ahnung haben) 8-[ .
Ach ja und was genau ist an Bildung aus Büchern schlecht /frage (solange man nicht die Ralität verpasst und sich nur zwischen PC und Büchern vergräbt).
Zuletzt geändert von Amanita am Mo 27. Okt 2008, 16:15, insgesamt 1-mal geändert.
lg Amanita ૐ

Das Wirkliche ist ebenso zauberhaft, wie das Zauberhafte wirklich ist. (Ernst Jünger)

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