Fear And Loathing In Las Vegas

Mysteriöse Erfahrungen, Weisheiten, Rätselhaftes.
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Dragonfly

Fear And Loathing In Las Vegas

Beitrag von Dragonfly »

Ich wollte mir den Film schon lange einmal kaufen. Vor etwa 2 Jahren hab ich ihn einmal bei meiner damaligen Freundin auf Französisch gesehen. Da der Depp in dem Film die ganze Zeit irgendwas über die Hippiebewegung und "The American Dream" philosophiert, habe ich aber längst nicht alles verstanden. Nun habe ich den Film nach langem Suchen endlich einmal in einem Laden gefunden, gekauft und gestern abend geschaut, auf Englisch selbstverständlich (aber mit Untertiteln 8-[ ).

Mich fasziniert der Film extrem. Das mag sicherlich zu einem grossen Teil an den Drogen liegen, die im Laufe des Films konsumiert werden. Andererseits zeigt der Film auch einen Lebensstil, eine Denkensart auf, die mich auf eine Art sehr anspricht. Um genau zu sein: Ich wünschte, ich hätte die 68er-Bewegung miterleben können. Natürlich führt das Ganze in eine Sackgasse, wie auch im Film zu sehen ist: Der Depp wird fast wahnsinnig, vergisst völlig wer er eigentlich ist und was er eigentlich will und sein Anwalt wird gewalttätig (ob er die junge Künstlerin tatsächlich vergewaltigt hat oder ob das in der allgemeinen Horrortrip-Panik von der Theorie plötzlich in die geglaubte Realität überschwappte, das ist mir bis jetzt nicht ganz klar). Aber irgendwie steckt da etwas dahinter.....diese Dynamik damals in Amerika muss absolut gewaltig gewesen sein. Ob sowas heutzutage wohl noch möglich ist?

Gerade in der Goaszene lebt der Geist der 68er-Bewegung auch noch ein bisschen mit. Drogen, tanzen wie man will, sich auflösen in der Musik, so kommen wie man will, so sein wie man will, einfach mal abschalten, völlig deliriös einfach mal reinwerfen was man in die Finger bekommt und dann eine Nacht lang abheben. Nur sind die Ideale ein bisschen in den Hintergrund gerückt, habe ich das Gefühl. Natürlich ist man gegen Krieg und für Blümchen-Frieden-Smile-und-so, aber im Grunde gehts in erster Linie darum, zusammen zu kommen, einige Stunden abzuschalten, fern zu sein von den Pflichten des Alltags, um nach der Party wieder in den gewohnten Trott zurückzukehren. Die Hippiebewegung war da wohl einiges konsequenter: Da kam man einfach dazu und blieb dann dabei, kehrte nicht mehr zurück in die alte, verklemmte Welt der Gesellschaft (so stelle ich es mir zumindest vor).

Der Depp sagt irgendwann mal in dem Film etwas wie: "das Ganze scheiterte daran, dass wir uns zu sicher waren, dass wir gewinnen." Er beschreibt es wie einen Ritt auf dem Kamm einer Welle, die aber ziemlich schnell wieder bricht, abflacht und schliesslich verschwindet. Aber irgendwie glaube ich, dass wenn das 1968 in diesem Ausmass möglich war und wenn die Nachwirkungen dieser gigantischen Bewegung bis heute zu spüren sind, dann wäre ein erneuter Aufruf, ein erneutes sich Erheben und in die Welt hinausschreien: "SO KANNS NICHT WEITERGEHEN!" durchaus möglich. Natürlich müssten viele Ideale gründlich überarbeitet werden. Und man müsste sich wirklich mit den nackten Tatsachen konfrontieren. Das war wohl ein weiteres Problem der Hippiebewegung, womit wir auch wieder beim Kontext des Films sind: Dieses konsequente sich berauschen, sich zudröhnen, der Realität um jeden Preis entfliehen, einfach mal wahllos Substanzen reinwerfen und ins Nirvana aufsteigen. Wie war das? /pille => /color => /pille => /doof => /pille => /aaahh => /pille => Bild

Irgendwie ist es auch ein Liebäugeln mit dem Tod. All diese Stoffe sind ja eigentlich Gift und bei Überkonsum, erhascht man schnell einmal einen Blick auf den "Tunnel mit dem Licht am Ende". Und da der Mensch und die Welt eins sind (Rüdiger Dahlke, hab das Buch nicht gelesen, nur der Titel fasziniert mich), zerstört er sich selbst in dem selben Masse, wie er seine Bleibe, die Erde, zerstört.

Trotzdem hoffe ich, dass eines Tages sich wieder etwas regt in der Gesellschaft. Dass einige beschliessen, dass etwas anders werden muss, dass sich "die Freaks dieser Welt" aufraffen und der Gesellschaft zünftig eins auf die Rübe donnern. Ob das dann wieder in ewigen gigantischen Drogenexzessen endet, ok, das ist doch eigentlich genau genommen auch ein Weg. Hängengebliebene sind ja meiner Meinung nach alles andere als unglücklich (siehe Tilo Kaiser). Ausserdem kann ein BEWUSSTER Umgang mit Drogen meiner Meinung nach sehr heilsam sein. Mit bewusst meine ich, so, wie es die Schamanen machten: In Verbindung mit Ritualen, so dass sich der Konsumierende wirklich bewusst ist: "Ich gehe jetzt auf eine Reise, ich werde andere Dimensionen sehen, ich ersuche die Geister, mich in ihrem Reich willkommen zu heissen und meine Anwesenheit, meine Neugier zu akzeptieren." Mit einem solchen bewussten Umgang kann meiner Meinung nach kaum etwas schiefgehen.
Mir kommt da gerade ein interessanter Gedanke: Man stelle sich vor, die ganze Menschheit würde mit einer heftigen Dosis LSD so zugeballert, dass sie nicht mehr vom Trip runterkommt. Wie würde die Menschheit wohl aussehen, wenn alle hängengeblieben wären? Ich bin mir sicher, dass wir weniger Krieg hätten. :lol:

Auf jeden Fall: Lasst uns die Revolution einleiten, lasst und in die Welt hinausschreien: REISST DIE MAUERN NIEDER! :-D
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crawltothesky
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Re: Fear And Loathing In Las Vegas

Beitrag von crawltothesky »

Dragonfly hat geschrieben:aber im Grunde gehts in erster Linie darum, zusammen zu kommen, einige Stunden abzuschalten, fern zu sein von den Pflichten des Alltags, um nach der Party wieder in den gewohnten Trott zurückzukehren
Das find ich schade, wenn Du das so siehst. Ich nehme von einer Party eine unheimliche Menge an Energie mit.
Dragonfly hat geschrieben:Auf jeden Fall: Lasst uns die Revolution einleiten, lasst und in die Welt hinausschreien: REISST DIE MAUERN NIEDER! :-D
Ich denke, inwiefern man versucht im Alltag etwas zu verändern ist jedem Einzelnen überlassen. Dass Du nicht von heute auf morgen ein System kurz und klein schlagen kannst, ist durchaus klar. Dass aber um etwas an einem System effektiv zu ändern etwas in den Köpfen der Leute geschehen muss, ist meine Sicht der Dinge. Wie Du die Veränderung erreichen willst, wenn nicht im Alltag, das ist die Frage... /color
Dragonfly hat geschrieben:Mir kommt da gerade ein interessanter Gedanke: Man stelle sich vor, die ganze Menschheit würde mit einer heftigen Dosis LSD so zugeballert, dass sie nicht mehr vom Trip runterkommt. Wie würde die Menschheit wohl aussehen, wenn alle hängengeblieben wären? Ich bin mir sicher, dass wir weniger Krieg hätten. :lol:
Ausser grinsenden Idioten wie mich, habe ich den Eindruck, dass man auf einer Goa-Party überaus intelligente Leute trifft und dass da kaum jemand hängengeblieben ist. Darüberhinaus ist Hängenbleiben wohl auch nur eine Definitionssache. Eine Antwort der Gesellschaft, in der ich lebe, auf die Frage: "Bin ich normal?"
Ich will jetzt hier nicht die Goa-Kultur oder den Drogenkonsum verherrlichen oder sonstwas, aber ich denke es gibt immer zwei Sichtweisen... mindestens und genauso gibt es auch sehr viele unterschiedliche Motivationen, auf eine Goa-Party zu gehen. Das muss nicht unbedingt eine Flucht vor dem Alltag sein, das kann auch durchaus mit der Absicht geschehen etwas von der positiven Energie mit in den Alltag zu bringen.
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Psychedelicious
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Re: Fear And Loathing In Las Vegas

Beitrag von Psychedelicious »

Wenn du Fear and Loathing magst, les und schau dir mal Sachen von und über Hunter S. Thompson an.
Der Film Where The Buffalo Roam ist der vorgänger von Fear and Loathing. Auch durchgeknallt auf seine Art und Weise, aber noch nen Tick realistischer wie der mit Johnny Depp.

Hunter S. Thompson ist ja auch in Counter Culture- Alternativ- und Hippie- Kreisen eine eher umstrittene Person.
Dana Beal ist IMHO politisch von weitaus mehr Bedeutung bzw. macht sich eben auf ganz anderer Ebene für die Hippie- Ideale stark, und hält von Hunter S. Thompson so rein gar nichts... und da ist er nicht alleine.

Thompson war ein netter Autor und Schreiberling, auch sein Gonzo-Journalismus ist ne ganz lustige Idee. Das was er schrieb kam halt damals bei den jungen Leuten ganz gut an, hatte halt diese verruchte, rebellische Anarchokomponente. Er hat den irren Drogenwahnsinn plakativ vorgelebt, ob das aber im Sinne von den Hippie- Idealen war ist eine andere Frage.


zu deinem letzten Absatz: "Was wäre wenn die ganze Welt gleichzeitig auf nen gigantischen Trip geschickt wird?" <- Gehirnvergewaltigung!

aber dazu gibt es ein echt tolles Buch: Barfuss im Kopf... da wird auf recht psychedelische Art beschrieben wie ein 'Gift'gasanschlag der östlichen Welt auf die Metropolen und Finanzhochburgen der westlichen Welt verläuft.... mit psychedelischem Gas welches einen recht lange äußerst druffe hält. Wird toll beschrieben wie sich so eine Art neuer Messias heraus tut und wie das System am zusammenbrechen ist... kann ich nur empfehlen!
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Dragonfly

Re: Fear And Loathing In Las Vegas

Beitrag von Dragonfly »

crawltothesky hat geschrieben:
Dragonfly hat geschrieben:aber im Grunde gehts in erster Linie darum, zusammen zu kommen, einige Stunden abzuschalten, fern zu sein von den Pflichten des Alltags, um nach der Party wieder in den gewohnten Trott zurückzukehren
Das find ich schade, wenn Du das so siehst. Ich nehme von einer Party eine unheimliche Menge an Energie mit.
So hab ich das nicht gemeint. Natürlich nimmt man von einer Party jeweils viele tolle Eindrücke mit, ich auch. Aber es ist doch so: Die Parties sind für viele ein Weg, einfach 24 Stunden oder mehr abzuschalten, nicht an die Pflichten des Alltags denken zu müssen. Dann, am Montag geht aber alles wieder weiter wie gewohnt. Natürlich mit einem breiten innerlichen Lächeln und einem warmen Herz, verursacht durch die wunderschönen Eindrücke der Party. Aber im Grunde geht alles wieder so weiter wie immer. Routine eben. Die meisten von uns machen ja schon eine sehr starke Trennung zwischen Wochenende und unter der Woche....aber das ist wieder eine andere Geschichte.

@ Psychedelicious: Danke für den Tip, werd der Sache mal nachgehen.
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Nachtwandler
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Re: Fear And Loathing In Las Vegas

Beitrag von Nachtwandler »

Bild
http://de.wikipedia.org/wiki/Gonzo-Journalismus

„Wir hatten zwei Beutel Gras, fünfundsiebzig Kügelchen Meskalin, fünf Löschblattbögen extrastarkes Acid, einen Salzstreuer halbvoll mit Kokain und ein ganzes Spektrum vielfarbiger Upper, Downer, Heuler, Lacher … sowie eine Flasche Tequila, eine Flasche Rum, eine Kiste Bier, einen halben Liter unverdünnten Äther und zwei Dutzend Poppers. Den ganzen Kram hatten wir in der Nacht zuvor zusammengerafft, auf einer wilden Höllenfahrt durch den gesamten Los-Angeles-Bezirk; von Topanga bis Watts griffen wir uns alles, dessen wir habhaft werden konnten. Nicht, daß wir das ganze Zeug für den Trip wirklich brauchten, aber wenn man sich einmal darauf einläßt, eine ernsthafte Drogen-Sammlung anzulegen, neigt man eben dazu, extrem zu werden.“


Ich lieb de Film und han en sicher scho tuuuuuuuuusig mol glueget.
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Bloodhound
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Re: Fear And Loathing In Las Vegas

Beitrag von Bloodhound »

We can't stop here, this is bat country!

Once you get locked into a serious drug collection, you have the tendency to push it as far as you can.

Siehst du, was Gott uns gerade angetan hat?
Dragonfly

Re: Fear And Loathing In Las Vegas

Beitrag von Dragonfly »

Das ist auch bekannt:

"One thing that you learn after years dealing with drugs is, that you can turn your back on a person, but never turn your back on a drug."

Den Satz hab ich schon vor 2-3 Jahren in einem Psytrance-Mix der Audiognomes gehört. Als ich den Satz im Film hörte dachte ich sofort: Das kenn ich doch irgendwo her. :-D

Gibts übrigens recht oft, dass ich Filme sehe und plötzlich einen Satz wiedererkenne aus einem Techno-Stück. So auch, als ich mir vor einigen Monaten Pulp Fiction das erste Mal angesehen habe. Da gibt es eine Szene, in der Samuel L. Jackson einen Typen verhört und er sagt etwas wie: "Do you speak english or what? ENGLISH! Do you speak it? Then you know what I'm saying". Das kommt auch vor in einem Stück einer Speedcore Compilation, die ich vor Jahren einmal gekauft habe.
dex

Re: Fear And Loathing In Las Vegas

Beitrag von dex »

Filme werden oft und gerne als Quelle für sprachsampels verwendet. Wieso? Tjo weill es in filme coole aussagen gibt.

Fear an Loathing in Las Vegas .. ja was ein Film. Ein Sinnbild des Sinnlosen. Die Reflektion einer Gesselschaft die in all der Ordnung das Chaos sucht.

"Schau was Gott uns angetan hat"
"Das war nicht Gott, das warst Du!"

"Das ist ein Zeichen!"
"Für was?"
"Für eine Sache."
"Umbedingt!"

Das leben mit, nebem, gegen, auf oder im System.... Mal dies mal das. Irgendwie verstehe ich diese aufschreie gegen das system nicht immer. Irgendwie hat ja jeder hier die freie wahl, auszusteigen wenn es ihm icht passt. Aber die wenigsten scheinen den mut zu haben. Ich glaube ich habe ihn auch nicht oder nur teilweise oder es ist mir wichtiger in ruhe gelassen zu werden. Bin ich normal? Bist Du verrückt? was ist normal? was ist verrückt? ...

naja ist wohl alles am thema vorbei. aber egal wollt nur bischen schreiben *g*

schönen Abend allerseits.
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