Gottfried's Badezimmer

Mysteriöse Erfahrungen, Weisheiten, Rätselhaftes.
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Fallen Angel 3
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Registriert: Mi 8. Apr 2009, 23:55

Gottfried's Badezimmer

Beitrag von Fallen Angel 3 »

«Warum bin ich, wie ich bin?», fragte Luckey.
«Was ist denn so schlimm daran?», antwortete Gottfried.
«Schau Dich doch mal um - all diese super gestylten Engel hier, wie sie mit ihren Flammenschwertern rumfuchteln, ständig lächelnd, ständig diese blasierte Miene, die geradezu herausschreit, wie Glücklich und Selbstzufrieden sie SIND.»
Er musste kurz Luft holen, derweil Gottfried eine Augenbraue gekonnt nach oben fahren liess. Es gab im ganzen Multiversum nur einen, der ihm das nachmachen konnte. Doch das ist eine andere Geschichte, die ständig im Fernsehen wiederholt wird, und nicht nur dort.
Luckey fuhr fort: «Und ich? Ständig Zweifel. Zweifel an Dir, an mir, und ganz besonders an diesen blöden Engeln... Ich mein' okay sie sind ja ganz nett, und jaa Du gabest uns ein Heim, aber erklär mir mal, was ich hier mache?»
«Leben - vielleicht?», antwortete Gottfried.
«Du kennst mich besser, als jeder andere hier, ja ich würde sogar soweit gehen, zu behaupten, dass Du der einzige bist der mich versteht, denn ich selbst versteh mich nicht. Ich bin nicht glücklich, Gopferdammi! Das versteh ich nicht, okay? Was hast Du bloss mit mir gemacht? Die anderen spielen auf ihren *zensur* Harfen, sie machen Flugwettbewerbe, und sie geniessen es, und das ohne danach süchtig zu sein, sie sind einfach. Einfach blöd. Der ganze Haufen. Ich pass hier nicht her und ich wüsste auch gar nicht, wie ich hineinpassen könnte. Jedesmal wenn ich dazu komme, sinkt die Stimmung und…»
«…ach jetzt hör aber auf! So was ist doch Paranoid! ich bezweifle sehr stark, dass irgendeiner von denen irgendwas gegen Dich hätte. Dafür sind sie nicht geschaffen – das können die gar nicht.»
Luckey runzelte die Stirn, es sah aus, als würden einige mechanische Räderwerke in seinem Hirn arbeiten, und jeden Moment war zu erwarten, dass eine Dampfwolke aus seinem Ohr herauskäme.
«Mit Hastur und Lillith läufts ganz gut…», meinte er schliesslich.
«Na siehst Du, es geht nur darum, diejenigen zu finden, mit denen Du auf einer Wellenlänge bist. Das kann auch ändern weisst Du?»
«Kann es das?» fragte Luckey misstrauisch.
«Oh aber sicher, ihr habt alle den freien Willen», erklärte Gottfried.

Fünf Tage später kam Gaby zu Gottfried und fragte ihn, ob er kurz Zeit hätte. «Klar, was gibt’s denn, Gaby?»
«Es ist wegen Luckey – er hat sich im Badezimmer eingeschlossen…»
Gottfried hatte Sinn für Humor: «Ja, das ist ein vollkommen normales Verhalten», sagte er lächelnd.
Gaby schien das nicht sonderlich witzig zu finden, oder vielleicht lag es auch daran, dass sie grundsätzlich immer alles so eng sah, jedenfalls erklärte sie ihm, jaa dass sei durchaus normal, klar, aber nicht zwei Tage hintereinander. «Ausserdem gibt er seltsame Geräusche von sich.»
Gottfried eilte nun zum Badezimmer und hört Klänge, die er schon sehr, sehr lange nicht mehr vernommen hatte. Damals war er noch jung. Seine Kindheit war überschattet von dem Geschrei seiner Eltern, den Tränen seiner Mutter und der Verzweiflung seines Vaters. Er schwor sich – kaum dass er sein Zuhause verlassen hatte, er würde eine Heimat schaffen, worin so etwas nicht vorkam. Es gelang ihm ganz gut, nur Luckey schien sich irgendwie nicht an das friedliche, von Liebe getragene Beisammensein gewöhnen zu können.
Nun hörte er ihn also heulend hinter der Badezimmertür – ein Schluchzen, das die anderen offensichtlich ziemlich verstörte. Insbesondere Lillith, von der Gottfried vermutete, dass sie in Luckey verknallt war, machte ein sehr langes Gesicht.
«Was ist denn bloss los mit ihm?», fragte sie.
«Das finden wir heraus», antwortete Gottfried geheimnisvoll.
„Luckey, was ist denn los?»
Erstmal kam nichts, dann verebbte das Geräusch, schliesslich hörten sie etwas, das verdächtig nach einer Trompete klang. Luckey sprach:
«Ich bin soo scheisse. Ihr seid alle so perfekt und ich? Ich nicht. Erstens mal kann ich nichts, und zweitens bin ich nicht wie ihr. Ihr seid alle so happy und glücklich und…»
«Ja aber Luckey,» unterbrach ihn Gottfried «Wir sind ja auch im Heim. Der Grund warum wir es gut haben, liegt darin, dass wir hier überall Kerzen aufgestellt haben, und die Fenster sind extra so angelegt, dass alle genug aber nicht zu viel Sonne abbekommen…»
«Ach geht doch einfach weg, ich versteht überhaupt nichts.»
«Luckey Du machst jetzt die Tür auf, und dann umarme ich Dich, und alles wird gut – wirst schon sehen.»
«Niemals!»
Langsam wurde Gottfried sauer. «Hör mal, Deine Selbsteinschätzung ist einfach nicht richtig. Du trägst die Kerzen wie kein anderer hier, die anderen fragen Dich um Rat, Du bist Klug und intelligent, Du hinterfragst und gehst den Dingen auf den Grund. Erinnerst Du Dich an das Experiment, von dem wir gesprochen haben? Du hattest die Idee. Kleine Roboter, uns nachgebildet, mit eigenem Bewusstsein... falls wir das hinbekommen. Du bist hier echt wichtig, Mann!»
«Ich glaub Dir kein Wort, Du willst doch nur, dass ich hier rauskomme.»
Das konnte Gottfried nicht so ganz von der Hand weisen, aber was sollte er denn sonst machen? «Du machst mich ratlos Luckey echt…»

Tiefenpsychologisch betrachtet war das der Schlüsselsatz. Nachdem Luckey weitere 5 Tage im Badezimmer zugebracht hatte, und sich dabei von Seife ernährte, kam er zum Schluss, dass wenn er allein fähig war, Gottfried ratlos zu machen, so musste er zumindest irgendwas können. Als er rauskam hatte er sich verändert. Seine Zähne waren sauberer. Und, bemerkte Lillith irgendwie länger. Sie war erregt.

Etwa fünf Wochen später versammelte sich eine Gruppe von etwa einem Drittel der Heimbewohner vor der Eingangstür und fing mit Gaby an zu streiten. Lillith, Hastur und Luckey waren die Anführer der kleinen Revolte, sie warfen Gaby vor, ihnen jegliches Selbstvertrauen zu nehmen, und sie hätten keine Lust mehr, nach ihrer Pfeiffe zu tanzen. Gaby selbst war erschüttert, nie war sie derart beleidigt worden, nie hatte sie irgendwen nach irgendwas tanzen lassen wollen. Sie war traurig, aber auch gekränkt und fuchtelte bereits mit ihrem Lichtschwert herum, als Gottfried dazu kam.
«Was ist den nun schon wieder? Luckey?»
«Wir gehen.»
«Wohin?»
«Einfach nur weg von hier. Wir sind nicht wie Deine kleinen Roboter, die Du MEINER Ansicht nach verdorben hast, und mit seltsamen Programmierungen versehen, wir sind frei. Wir machen jetzt unser eigenes Heim, worin wir so sein dürfen wie wir halt sind.»
Gottfried war tief bestürzt, und versuchte noch halbherzig, sie davon abzubringen, obwohl er bereits wusste, dass es sinnlos war. Die Gruppe um Luckey hatte sich von seiner Miesepetrigkeit anstecken lassen und war immer mehr in kollektivem Selbstmitleid versunken.
«Kann ich noch irgendwas für euch tun?, fragte er schliesslich.
Luckey überlegte… «nicht für uns, aber die Roboter habe ich irgendwie lieb gewonnen. Ich wünschte mir, Du würdest Dir ihre Programmierung noch einmal anschauen und ihnen die gleiche Freiheit geben, die wir uns jetzt nehmen.»
«Es sind nur Roboter...», setzte Gottfried an.
«Das weiss ich denk auch, aber sie haben ein Bewusstsein – und es würde mich halt einfach freuen, wenn Du ihnen zumindest die Wahl lässt, wo und wie sie leben wollen.»
«Na schön, ich denk’ drüber nach.»

The Beginning.
Das was wir brauchen, das was wir geben - das sind wir.
Zachariel Drachenherz

Re: Gottfried's Badezimmer

Beitrag von Zachariel Drachenherz »

Gottfried und Luckey? Der ist gut heheheheeeeee :)
and this is just the beginning? Hehe, then I think you are a little bit off just from the beginning. But come to think of it, not by much. ;)

To BE continued....
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