Das Undenkbare denken

Mysteriöse Erfahrungen, Weisheiten, Rätselhaftes.
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Dragonfly

Das Undenkbare denken

Beitrag von Dragonfly »

1
Als Mensch steht er da in dieser Welt und weis nicht was er soll. Hin- und hergerissen zwischen dem innerlichen Reissen nach einer Erfüllung, die er in den verschiedensten Dingen sucht, doch nirgends findet. Kaum etwas befriedigt ihn so grundlegend, wie er es sich wünscht. Der Mensch am Abgrund, suchend nach Zeichen, verblendet im Materialismus. Wir gehen vorbei an Ruinen, Todesstätten des Seins, das einmal so erfüllt war und jetzt nur noch beherrscht wird von Chronos. So denkt er und fragt sich, was einmal sein wird. Er strebt nach der Erfüllung und glaubt, sein Streben sei stärker. Doch tief in ihrer Seele streben jene, die sich dessen nicht bewusst sind, wohl viel mehr. Ihre tief verankerte Sehnsucht nach Glück und Freude, jedes Mal von Neuem niedergeschmettert vom Dilemma des Sinnes. Der Sinn nagt am Leben und zeigt mit dem Finger in die Richtung des Abgrundes, dessen schwärzeste Tiefe erst in der totalen Erfüllung gründet. Sucht er den Abgrund? Was unterscheidet den Abgrund vom unmanifestierten Leben?
Er will sich nicht eingestehen, dass er sich den Abgrund herbeisehnt. Doch je mehr er nach Sinn sucht, desto mehr verstrickt er sich in Sackgassen. Die Sackgassen, in die sich ein Lebewesen hineinmanövriert hat, dessen Grenzen ähnlich weit weg sind, wie der Gedanke an das Ende der Unendlichkeit. Die wenigsten scheinen nach dem Himmel zu greifen. Sie scheinen ihm wie leere Hüllen auf der Suche nach einem Inhalt. Diesen suchen sie wie streunende Hunde in den dunklen Gassen einer längst ausgestorbenen Stadt. Sie wühlen in vom Russ geschwärzten Containern. Der Russ, der seit langer Zeit über diesem Ort liegt, er entstand aus dem Intellekt. Er entstand aus dem Drang, etwas zu finden, obwohl es nichts zu finden gibt. Er entstand aus dem Drang, jedes Sandkorn in der Wüste umzudrehen, zu wägen und zu analysieren. Sie wissen ganz genau, wie viele Körner in der Wüste liegen, doch sie wissen nicht, warum sie dort liegen. Und würde es nur Sandkörner auf der Erde geben, es wäre keine bessere Welt. Denn es würden aus blossem Sand Zivilisationen entstehen, es würde mit blossem Sand gehandelt und mit blossem Sand gestritten, gekämpft, gemordet. Und schliesslich würde all jenen Sand in die Augen gestreut, die sich fragen, ob unter dem Sand noch etwas anderes liegt.

2
Das Bild blitzte immer wieder in ihm auf in jenen kurzen, freudigen Momenten, die sein Leben zu einem Juwel der Schöpfung machten. Das Bild des Adlers, der mit breiten Schwingen aus dem Russ auftaucht und in den stahlblauen Himmel taucht. Oft bestieg er höhere Stufen. Und alle diese Stufen waren von dem einen Gefühl gekennzeichnet: Dem Gefühl, während dem der Sinn keinen Sinn mehr suchte, dem Gefühl, während dem kein Intellekt mehr da war, dem Gefühl, während dem jedes Sandkorn ein ganzes Universum darstellte. Und trotzdem dass er nur als Mensch dastand und nicht wusste, was er sollte oder musste, trotzdem fühlte er in sich eine Gewissheit, dass ihm alles zu Füssen liegt. Jedes Sandkorn verneigte sich vor seinem inneren Auge. Die Möglichkeit, sich die Unendlichkeit zu Nutzen zu machen war plötzlich kein theoretisches Gedankenkonstrukt mehr, sondern eine Tatsache. Der Russ war gewichen, die Grenzen aufgelöst.

3
Die Realität, die ein erfülltes Dasein erst ermöglicht, ist jene, in der die Frage nach einem erfüllten Dasein keine Relevanz hat. Das Denken gräbt sich in harte Gesteinsschichten. Es selbst hat eine harte Schale. Doch eines Tages stösst es auf einen Kern, der so hart ist, dass es daran zerschellt. In seinem Inneren offenbart sich ein Samen, der sogleich in der universellen Energie zu keimen beginnt. Das ist der Zeitpunkt, in der das Lebewesen, das sein Leben auf Begrenzung aufgebaut hat, in sich zusammenfällt. Und so werden alle gefangenen Geister befreit und auf eine Reise geschickt.

4
Mit dem leuchtenden Bild des Adlers, der aus dem schwarzen Russ emporsteigt in seinen Gedanken, beschritt er den schnurgeraden Weg, der sich am Horizont verlor.
Dragonfly

Re: Das Undenkbare denken

Beitrag von Dragonfly »

5
Das Haus, in dem er seine Kindheit verbracht hatte, stand wie ein absonderliches Ungetüm vor ihm. Jemand hatte es mit gewaltigen hydraulischen Pressen aus dem Boden gehoben. So, als wollte man es als Ganzes versetzen. Er wusste schon lange, was sich im Keller befand, doch nicht, was sich darunter befand. Neugierig und mit einer gewissen Portion Angst (oder Ehrfurcht) kniete er nieder und schaute in die Schwärze, die sich unter dem Fundament auftat. Es war tatsächlich alles schwarz, doch in der Schwärze wuselten Spinnen und Käfer umher. Plötzlich seilte sich direkt vor ihm eine grosse schwarze Spinne an einem dünnen, gläsernen Faden ab, der ihn an eine Glasnudel erinnerte. An der Spinne hingen zwei Käfer. Der eine war braun und unscheinbar. Der andere jedoch, der grüne, erschreckte ihn durch seine grossen, blutroten Augen und seine kräftigen Zangen. Sofort sprang der Käfer in seine Richtung. Sogleich bereute er seine Neugier und schreckte zurück. Doch kaum hatte er einen Schritt rückwärts gemacht, schlug der Grüne seine Zangen in seinen Fuss. Das Gift, das er absonderte sollte tödlich wirken. Doch auf den Gebissenen hatte es keine Einfluss. Er wusste das. Viel Gift war in seinem Leben. Doch keines der Gifte konnte ihm etwas anhaben. Irgendwie war ihm das in letzter Zeit oft bewusst geworden: In jenen Welten war er unverwundbar. Schon damals, als er durch die umkämpfte Stadt schritt und sich in Häusern verschanzte, während auf den Strassen Schüsse fielen und Glassplitter in der Luft umherflogen, war er sich sicher, dass keine Gewehrkugel ihm etwas anhaben kann. Umso erstaunter war er, als er eines Tages vor der Kirche um die Ecke bog und plötzlich zwei runde Glasscheiben auf ihn zuflogen. Er kehrte sich um und die Scheiben bohrten sich in seinen Nacken. Kurze Zeit später war alles verheilt.

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Manchmal schämt er sich dafür, dass er nicht fliegen kann. Vor kurzem konnte er beinahe, aber wiederum nur mit einem Hilfsmittel. Er stand auf einer grossen, wunderschönen Wiese, man könnte schon fast sagen einem Park. Knorrige Bäume streckten ihre schwer behangenen Wipfel dem Himmel empor. Er schnappte sich zwei Äste, zog daran und wurde dem Blau entgegengeschleudert, 20, 30 Meter hoch. Ein wunderschönes Erlebnis. Es geht auch ohne, aber dann ähnelt die Sache eher einer Art von Levitation. Mit fliegen hat das nicht viel zu tun. Es erfordert unglaublich viel Konzentration und ist äusserst ermüdend.

7
Die Landschaft rauscht gemächlich vorbei und der Sturm, der aufgezogen ist, schickt seine erste Böe in seine Richtung. Sie erfasst ihn und zerfetzt sein Wesen, reisst es in Stücke und verstreut sie überall.

8
Wenn die Farben und Formen nicht mehr fassbar sind und alles so scheint, als würde es in sich verfliessen, das ist das wahre Paradies. Wenn Personen nicht fassbar sind und sich ständig wandeln und ihre Namen ständig wechseln, ihre Sprache sich ständig wandelt und man sie zuweilen kaum mehr versteht, dann ist das einfach nur...wunderschön. Aber die Unfassbarkeit der Welt scheint im bewussten Zustand unglaublich beängstigend. Würden im Leben goldene Schüsseln in der Luft hängen und Bäume als Hilfsmittel zum Fliegen fungieren, es wäre alles schwer zu ertragen. Es wäre Chaos.

9
Doch auch aus dem Chaos würde der Adler emporsteigen, seine majestätischen Schwingen ausbreiten und dem stahlblauen Himmel entgegen schweben.
Dragonfly

Re: Das Undenkbare denken

Beitrag von Dragonfly »

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Sie warteten alle an diesem kleinen Bahnhof, der völlig im Nirgendwo zu stehen schien. Interessant an der Sache war, dass keine Geleise vorhanden war, nicht eine einzige. Und trotzdem war sonst alles da: Warteraum, Fahrplan-Tafeln, Billetschalter.
Dummerweise fuhren an diesem Abend keine Züge mehr. Und an zu Fuss gehen war nicht zu denken. Der Regen war viel zu stark und die Distanz zu gross. Irgendwie schien der Bahnhof wie eine Insel, rundherum nur Chaos, Unwetter, Ungewissheit.
Der Gedanke an die Distanz verwirrte ihn zunehmend. Die Landschaft um die Insel herum verlor sich zu allen Seiten in verwaschenem Grün...wie auf einem Aquarellbild. Die Strasse war längt überschwemmt von einer braunen Brühe. Der Wind peitschte um das Wellblechdach des Unterstandes und schob meterhohe Wellen vor sich her, die sich auf der Strasse auftürmten und langsam zum Horizont hin rollten. Angst kroch in ihm hoch, weil er wusste, dass sie die ganze Nacht an diesem Bahnhof verbingen müssen.
Pufflibäng

Re: Das Undenkbare denken

Beitrag von Pufflibäng »

11
Was wäre, wenn es das Universum in seiner heutigen Form nie gegebenen hätte? Zeit und Raum ein Fremdwort. Nichts. Aber halt... ist nichts wirklich nichts? Und falls nein, was ist nichts?
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SO FUCKING DETERMINED
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Re: Das Undenkbare denken

Beitrag von SO FUCKING DETERMINED »

12
Ein Gedanke taucht auf aus dem Nichts und richtet sich aus auf ein Ziel, das kaum fassbar weit weit weg im Universum verschwindet. Der Gedanke ist nicht erklärbar, er entschwindet jedem Wort, das ihn zu fassen versucht. Und doch ist er von einer solchen Stärke, dass er die Welt ins Wanken bringt. Rundherum erbebt das Gemäuer unter den Erschütterungen der sich manifestierenden Schichten, die drüber und drunter gehen. Die rote Spirale im schwarzen Tunnel erscheint leuchtend hell über dem Selbst, über dem Kopf, über dem Sein. Sie dreht und windet sich und verschraubt sich in das Licht, das auf einmal überall aus den Ecken heraus scheint. Als würden sich tausend Tore öffnen, verschwindet die Welt und verwandelt sich in das Unfassbare.
Willkommen zuhause.

Nun, versucht euch einmal die Sonne vorzustellen. Diesen riesigen Feuerball, diese gewaltige, mächtige Energiequelle, deren Auswürfe teilweise Dimensionen erreichen, die grösser sind als unsere Erde.
Oder stellt euch die Entstehung der Erde als ein Jahr vor...Dein Entstehen nimmt in dieser Zeitspanne nur den Bruchteil einer Sekunde vor Sylvester ein. WHAT. THE. FUCK.
Und in dieser Zeitspanne, den wenigen Sekunden vor Mitternacht, entsteht ein Lebewesen, das sich all das vorstellen kann, das schreiben kann, das sich Gedanken macht über die Welt. Es frisst nicht einfach in den Tag hinein oder versucht irgendwie, sein Überleben zu sichern. Es denkt, lebt, fühlt, liebt, hasst, tötet, philosophiert, erörtert, untersucht, forscht, baut, reisst ab, zerstört, zerbombt, foltert...........
Und doch ist es ein Parasit. Und es ist so unwichtig. Und die schlechte Energie seines Waltens strahlt in das Universum bis es sich wünscht, vom Universum selbst geplättet zu werden.

Tod, Zerstörung, Folter, Morden, erdrosseln, erschiessen, Atomkraft, Leichen, Krieg, Apokalypse, Todessehnsucht, Zerstörungswut, gepanzerte Fahrzeuge, Maschinengewehre, Unterdrückung, Diktatur, Totschlag, Vergewaltigung, Enthauptung, verbluten, verstümmeln, erstechen, verprügeln, zerschlagen, zertrümmern, ertränken, quälen, zertreten, ausstechen, aufreissen, brechen, abreissen, Manipulation, Propaganda, Geld, Macht, Einfluss, Verblendung, Untergang, Tsunami............................................................................Liebe

Das Problem in dem System ist das System.

Er steht hier, zu seinen Füssen die Trümmer der Welt die er erschaffen hat. Er kann nicht fliegen, kann nicht lieben, kann nicht schaffen, kann nur denken und analysieren und erkennt sein Scheitern. Längst haben die Wurzeln die grauen Schichten durchstossen, längst ist verschwunden, was einmal so wichtig zu sein schien, aufgelöst in der Erkenntnis der Unwichtigkeit.
Vor sich der Weg zur Sonne, zur Quelle, zum Licht, der Weg ist frei, befreit von all den Steinen, von den Felswänden. Keine Dämonen mit Panzern, das Zeitalter der explodierenden Bomben ist vorbei, vorbei die Zeit des blutenden Himmels, die Zeit der fallenden Vögel, die, verwundet von Bombensplittern zerfetzt wurden von der Gier nach Geld, nach Besitz, Reichtum. Die Erde ist ausgeblutet, sie ist gestorben und erwacht nun zu neuem Leben. Das Grau weicht langsam von ihr.

Es kam die Zeit der Unruhen. Es kam die Zeit der Überwältigung. Es kam die Zeit der Überforderung. Es kam die Zeit des Extremismus. Und letztere dauerte an...und an...und an. Im Zuge der sich entwickelnden Schwingungsveränderungen kam alles ins Wanken. Menschen stürzten sich vor Züge, Gebäude brachen ein, Autos explodierten, Meere traten über die Ufer, überfluteten alles, Energieströme zerfetzten ganze Städte. Alles wurde zerblasen. Was nicht zerblasen und zerstäubt wurde, zerstörte sich selbst. Der unterdrückte Geist des Menschen wurde sich seiner wahren Gestalt bewusst. Menschen kletterten auf Mauern, auf Häuser, auf Bäume, auf Telefonkabinen, denn sie wollten SEHEN.
Menschen rannten in Scheiben, rannten durchs Feuer, sprangen in Flüsse, kopfvoran in Wände, brachen sich Arme und Beine, fuhren konsequent nur noch auf der falschen Fahrbahn, rissen alles nieder, getrieben von einem absolut nicht erklärbaren Drang.
Sie wollten FÜHLEN.
Menschen schrien und brüllten, rannten wild umher, kannten kein Halten mehr, kannten keine Gesetze mehr, keine Regeln mehr...als wäre etwas an die Oberfläche gekommen, das seit Jahrtausenden unterdrückt worden ist.
Sie wollten......
.....FREIHEIT

Und während sich alles überwarf, alles in sich zusammenbrach, alles was einmal stand in Grund und Boden zermalmt wurde, kam die Erkenntnis.

Das Energiefeld der neuen Welt hat sich überall ausgebreitet. Wabbernde Strukturen überall. Was sich entwickelt, zerfällt sogleich wieder in Neues, Anderes. Alles fliesst in einem ewigen Fluss. Nichts ist manifestiert.

Willkommen zuhause. Alles war schon immer so wie es ist.......wir konnten es einfach nicht mehr sehen.
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nexus
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Re: Das Undenkbare denken

Beitrag von nexus »

hm.. futurologie, ein erst in unserer zeit geprägter name für eine wissenschaft von der zukunft, die sich zum ziel setzt, alle vorhersehbaren geschehnisse und veränderliche grössen im praktischen leben sowie im wissenschaftlichen fortschritt nicht mehr, wie bisher, der schäzung durch zufällige meinungen und vage prognosen zu überlassen, sondern deren voraussetzung derart systematisch zu erforschen, dass sie einer streng methodischen bearbeitung zugänglich gemacht werden. es sollen dabei nicht nur die vereinzelten prognoseträchtigen erfahrungen einzelner wissenschaften zusammengetragen werden, die sich mathematischer methoden, vorallem der statistik und wahrscheinlichkeitslehre bedienen; darüber hinaus wird eine neuartige zusammenarbeit hauptsächlich auf den anwendungsgebieten der meisten wissenschaften angestrebt, welche die zukunftsdimensionen des gesammten kulturprozess gesellschaftlicher existenz in ihrer vollständigkeit aus allen beteiligten komponenten zu erschliessen haben wird. futurologie ist voraussetzung und zugleich ertrag verfizierbarer hypothesen bei planung in den grossen bereichen der wirtschaft, technick, forschung und der gesamten politisch und sozialen wirklichkeit. dass die futurologie als eine systematische aufgabe erst in unserer zeit zur geltung kam, dürfte wohl mit der ungewöhnlichen dynamik des modernen lebens und fortschritts zusammenhängen, für die es nicht mehr genügt, die gegenwart nur in der vergangenheitsdimension bewusst zu erweitern, wie das im traditionellen denken stets der fall war. sondern man sieht sich herausgefordert, planend in die zukunft zu schauen, deshalb wissen um die zukunft, überprüfung der der gestaltenden kräfte und entsprechende sozialethische überlegungen sich als wichtige aktuelle probleme aufdrängen.
Alles, was wir wünschen, hoffen, planen, vollbringen und denken, ist auf Zukunft bezogen und wird in der Zukunft seine Wirkung haben. Leben vollzieht sich als Vorwegnahme von Zukunft. Wir sind deshalb zur Orientierung über unsere Zukunft und zur Antizipation von Zukunft gezwungen. Sooft wir uns beim Ausblick in die Zukunft verschätzen und uns dabei von falschen Bildern leiten lassen, denken und handeln wir falsch und müssen später dafür büßen.

Ein Denken und Handeln, das sich verantworten läßt, kann deshalb der Verpflichtung nicht ausweichen, sich eine Übersicht über jene Fakten der zukünftigen Weltentwicklung zu verschaffen, die heute schon — in verschiedenen Graden der Wahrscheinlichkeit — berechnet werden können und deshalb schon heute als Realitäten der Politik, der Ökonomie und des gesellschaftlichen Prozesses betrachtet werden müssen. Vor allem muß die Politik von allen Möglichkeiten wissenschaftlicher Prognose Gebrauch machen, über die wir verfügen; versäumt sie das, so ist sie illusionär und dient, wie die Geschichte beweist, der Vorbereitung von Wirtschaftskrisen, Revolutionen und Kriegen.

Die Vorlesungsreihe wird den Nachweis führen, daß sämtliche Staaten sich durch die Ideologien, die sie beherrschen, in einem Netz von politischen Illusionen verfangen haben. Deshalb treibt unsere Welt in rasender Geschwindigkeit einer schwer abzuschätzenden Katastrophe entgegen.

Es ist von dem die Rede, was alle wissen müßten und was fast niemand weiß. Ich bin weit davon entfernt, den Anspruch zu erheben, daß ich selbst dieses unentbehrliche Wissen besitze. Die Wissenschaft der technischen Zivilisation hat sich die Institutionen noch nicht geschaffen, die nötig wären, wenn wir Prognose und Planung, ohne die unsere Welt nicht zu bestehen vermag, auf eine zuverlässige Basis stellen wollten. Deswegen sind wir bisher nicht in der Lage, die riesige Masse von Informationen über die Zukunft, welche die Wissenschaft besitzt, zu übersehen und kritisch auszuwerten; jenen Universal­wissenschaftler, der einer solchen Aufgabe gewachsen wäre, kann es nicht geben.

Ich habe dankbar eine große Zahl von Publikationen über diese Probleme zu Rate gezogen. Aber zur kritischen Prüfung der oft höchst widersprüchlichen Auskünfte, die sich dort finden, wäre in jedem Fall ein spezial-wissenschaftlicher Sachverstand erforderlich, der mir nicht zur Verfügung steht und den ich durch Konsultation von sachkundigen Freunden, so hilfreich sie waren, nicht ersetzen konnte.

Bevor man jedoch darangeht, die einzelnen Informationen zu analysieren, zu gruppieren und in partielle Voraussagen zusammenzufassen, ist eine Vorarbeit nötig, zu der auch die Wissenschaft, die ich zu üben versuche, nämlich die Philosophie, gebraucht wird. Informationen sind wertlos, solange man das Koordinaten­system nicht kennt, in das sie gehören. Die wichtigsten Zukunftsprognosen ergeben sich nicht aus der Erkenntnis isolierter Tatbestände, sondern aus der Analyse des Geflechtes von Interdependenzen, von denen jeder dieser Tatbestände abhängig ist. Deshalb kam es mir vor allem darauf an, eine Methode zu entwickeln, nach der wir die tragenden Strukturen der künftigen Welt und ihre Determinanten ermitteln können.

Diese Strukturen sind nicht statisch, sondern dynamisch. Erst wenn wir von der »Physik« dieser Dynamik und ihrem offenen System etwas verstehen, werden wir in der Lage sein, die uns verfügbaren Informationen über die zukünftige Weltentwicklung auszuwerten. Das ist die Leitfrage dieser Vorlesungs­reihe; die Auswahl der Informationen, die sie enthält, ist nur im Hinblick auf die Klärung dieser »systematischen« Problemstellung zu beurteilen.

Ein solches Unternehmen ist ein Abenteuer, das ich im vollen Bewußtsein meiner unzureichenden Ausrüstung unternommen habe. Es rechtfertigt sich durch die Hoffnung, daß andere, die es besser können, sich durch Zustimmung oder Widerspruch anreizen lassen, das unbekannte und stürmische Meer der Zukunft des Menschen­geschlechtes zu erkunden. (georg picht 1969)
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nexus
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Re: Das Undenkbare denken

Beitrag von nexus »

:-k ich, ausdruck für den bewusstheitskern, d.h. für den träger des selbstbewusstseins der leiblich-seelisch-geistigen ganzheit des menschen, oder um einen teil dieser gesamtheit gegenüber einem anderen teil zu bezeichnen, wenn und insofern dieser andere teil vom ganzen sich besonders abhebt oder abgehoben werden soll (zb. ich habe einen arm, einen gedanken). vom standpunkt der psychologie aus wird das "als quellenpunkt des eigenen verhaltens und als verankerungspunkt der person in ihrer menschlichen umgebung betrachted". ausser seiner eigenschaftsarmut fällt dabei eine gewisse seite des freiheitsbewusstseins auf: der gewaltige unterschied nämlich, den es für menschen ausmacht, ob man, um ihn zu einem bestimmten verhalten zu veranlassen, sich "anihm selbst" wendet, sich der vermittlung des ichkerns bedient, oder ob man, zu äusserlich genau dem selben endzweck, unmittelbar an seinen gliedern (beim "zwang"), unmittelbar an seinen trieben oder gelüsten (bei der "verführung") oder unmittelbar an seinen unerwünschten gewohnheiten (bei der "heilsuggestion") angreift. nur beim ersten "natürlichen" weg der beeinflussung haben wir das gefühl, als menschen behandelt zu sein, während wir beim zweiten uns zur sache erniedrigt fühlen, sogar auch, wenn der örtliche eingriff (in der autosugestion) von uns selber ausgeht.
das ichbewusstsein diffenziert sich im verlauf der frühkindlichen entwicklung des menschen aus einem einheitlichen urbewusstsein, das "aussenwelt" und "ich" in ungeschiedener einheit umfasst. es ist ständig vom bewusstsein des mit-sich-selbst-identisch-seins begleited: so deutlich auch der mensch seine leiblich-seelisch-geistigen veränderungen erkennt, er weiss dass er trotzdem,,,im grunde genommen (d.h. in seinem ichkern) immer derselbe ist.
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Re: Das Undenkbare denken

Beitrag von nexus »

...ideal, musterbild, bedeutungsvolles urbild, sittliches vorbild, inbegriff der sehnsucht nach vollkommenheit; idealisieren heisst, ein unvollkommenes wirkliches in gedanken von seinen unvollkommenheiten befreien, etwas an der idee gemäss gestalten, wie es besonders die grossen dichter und künstler getan haben. ideale sind historisch bedingte, lebendige und wirksame hohe vorstellungen und ziele; sie können praktische kraft gewinnen. sie geben ein unentbehrliches richtmass der vernunft ab, die des begriffs von dem, was in seiner art ganz vollkommen ist, bedarf, um danach den grad und die mängel des unvollkommenen zu schätzen und abzumessen. das ideale der wirklichen welt sich nicht darstellen lassen, wissen wir; wir behaupten nur, dass nach ihnen die wirklichkeit beurteilt und von denen, die dazu kraft in sich fühlen, modifiziert werden müsse..
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Re: Das Undenkbare denken

Beitrag von SO FUCKING DETERMINED »

13
Wäre es denn möglich?
Alles deutet darauf hin. Die Zeichnungen. Das Denken. Der Drang. Das Gefühl des ständigen befremdet sein. Er wünschte es wäre so. Dann wäre alles klar.
Und eines Tages würden sie ihn holen kommen und er könnte endlich seine Heimreise antreten. Die Reise zu dem Ort, den er nie gesehen hat. Tief in seinem Inneren weis er aber, dass dies hier nicht seine Heimat sein kann.

Willkommen in der Fremde.
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Re: Das Undenkbare denken

Beitrag von nexus »

freiheit, die möglichkeit, so zu handeln, wie man will. freiheit ist willensfreiheit. der wille seinem wesen nach stets freier wille. das problem der freiheit hat sich im verlauf der geschichte dadurch kompliziert, dass von vielen denkern versucht wurde, aus dem wesen der freiheit auf die pflicht des menschen zu schliessen, von seiner freiheit keinen oder nur einen in bestimmter weise eingeschränkt. gebrauch zu machen. eine solche pflicht kann sich aber nie aus der freiheit selbst, sondern nur aus ethischen erwägungen ergeben. eine dem wesen nach uneingeschränkte freiheit muss gerade die ethik voraussetzen, um den menschen für sein tun und lassen uneingeschränkt verantwortlich machen zu können; atheismus, determinismus, erbsünde, finalität, indeterminismus, liberalismus.- die realität der freiheit als solcher wird von der ontologie im rahmen der sichtenlehre geschildert, von der psychologie durch die analyse der normalerweise beleidigenden kennzeichnung eines menschen als "unzurechnungsfähig", d. h. als so beschaffen , dass ihm die folgen seines handelns, da er unfrei ist, nicht zugerechnet werden können.

so fucking. determinismus, die lehre von der bestimmtheit des gesamten weltgeschehens einschliesslich aller menschlichen lebensläufe von gott her oder naturgeschehens oder geschichte und im besonderen des menschlichen willens, für dessen freiheit und verantwotung dann kein raum bliebe. der determinismus kann zum fatalismus werden. :-k
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Re: Das Undenkbare denken

Beitrag von SO FUCKING DETERMINED »

14
Vom Drachen getragen
ständig suchend
vom Glück verfolgt
doch niemals eingeholt
verspielt reitend
täglich schreitend
immer denkend
geht es dahin im Sturm des Lebens
Gewitterstürme begleiten
das ständige Gleiten
im Meer des Suchens
von ständigen Wogen geglättet
im Würfel geplättet
und immer schlagend
gegen die Wände
des innerlichen Selbst
befremdet vom Ich
entfremdet durch sich
verirrte ich mich
im Licht

15
Johns Rede an die Unendlichkeit:

Liebe Anwesenden
Habt ihr Träume? Seht ihr sie auch, die Spiralen? Rote und orange, gelbe und feurig glänzende, umrandet von schwarzen Tunnels.
Könnt ihr euch DAS EINE Sandkorn vorstellen? Oh nein!

Es träumt. Von einer Welt ohne Gedanken. Als läge sie da in einer Wiese, die sich zu allen Seiten bis zum Horizont erstreckt. Regungslos. Nichts als atmen, träumen. Und wenn uns die Furcht ergreift, stehen wir auf und beginnen zu rennen, im Kreis, zertrampen die Halme unter unseren Füssen, zerschlagen die Blüten. Aber die Wiese endet nicht.

Würde es uns nicht besser gehen, wir würden liegen bleiben? Die Wiese kann uns nicht beängstigen. Wenn sie uns beängstigt, dann nur wegen ihrer Unendlichkeit.

Liebe Unendlichkeit
Woher kommst du eigentlich? Träumst du auch so viel wie ich? Manchmal erahne ich dich im Traum. Und wenn ich aufwache oder gedankenlos durch die Gegend schweife, fühle ich dich in mir. Doch nur kurz. Leider. Und selbst das Gefühl ist vielleicht nur eine Ahnung. Und die Ahnung ist vielleicht nur der Funken einer Eingebung.

Liebe Anwesenden, liebe Unendlichkeit. Ich verneige mich vor euch und wünsche allen eine schöne Welt.

16
Heilig im Sein
getrieben vom Sein
getrieben vom Werden
vertrieben auf Erden
wir wünschen uns mehr denn
alles was leer wenn
wir begriffen im Finden
durch alles gefunden
und nichts mehr zu suchen
doch
ich
bin
befremdet vom Ich
entfremdet durch sich
verirrte ich mich
im Licht
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The Dude

Re: Das Undenkbare denken

Beitrag von The Dude »

Ich markiere mal churz, damiti dä Thread au ja nöd vergiiss in Gänzi z'läse :-)
Zum Morgäkafi wär das chli heftig ;)

Edit Ps. Dieser Spam wird mal noch durch etwas schlaues ersetzt, sobald ich gelesen habe :-D
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Re: Das Undenkbare denken

Beitrag von SO FUCKING DETERMINED »

17
Johns Rede an den Rhythmus

In mir bist du
und
über mir fliegst du
zugleich
seit Anbeginn
aller Zeiten

Komm her zu mir, edles Gefüge. Komm her zu mir, edles Pferd. Komm her zu mir, edler Rhythmus. Siehst du wie sie tanzen? Auf Bergen und Hügeln, in Tälern und auf allen Dächern der Welt. Jeder Schritt ist eine Ewigkeit und spiegelt das ganze Universum wieder. Gestampft in den Boden, haltbar gemacht durch all das Denken. Und doch ständig verflogen zwischen Splittern, die sich nie ganz festigen wollten.

Es geht weiter, immer weiter. Es lebt in dir und in mir, in der Erde und im Mond. Wir leben durch das grosse Rad am Himmel, um das sich alles dreht im ewigen Wandel der Zeit. Und in dem Rad drehen die Zahnräder alles Wesenheiten mit. Verfliessen ineinander durch ewiges Klackern und Tackern. Nur um da zu sein.
Nur um da zu sein.
Nur um da zu sein.
Nur um da zu sein.
Da, wo der Horizont schlussendlich endet.
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