Kleider machen Leute

Mysteriöse Erfahrungen, Weisheiten, Rätselhaftes.
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Dragonfly

Kleider machen Leute

Beitrag von Dragonfly »

Der Mensch ist auf diesem Planeten das einzige Wesen, das das Bedürfnis verspürt, sich zu kleiden. Und er verbindet sehr sehr viel damit. In unserer modernen Gesellschaft hängt extrem viel davon ab, welche Kleidung wir tragen. Oft ist das der allererste Anhaltspunkt, den zwei Menschen die sich begegnen voneinander haben: Der trägt diese und diese Kleidung, gehört ergo dieser oder dieser Gruppierung an und hat dementsprechend womöglich diesen oder diesen Charakter.

Für mich persönlich war die Selbstdefinition durch Kleidung bis vor ca. 3 Jahren etwas sehr Nebensächliches. Oder besser: es war mir so ziemlich scheissegal! Ich hatte 3 alte Jeans, 3 T-Shirts und 3 Pullover im Kleiderschrank und das wars in etwa. Aber irgendwann begann ich selber Geld zu verdienen, hatte plötzlich mehrere tausend Franken auf dem Konto und mit dem Geld kam der Wunsch nach einem neuen/anderen Selbst.
Das hat sicherlich einerseits auch mit meiner Persönlichkeitskrise zu tun und andererseits mit der Tatsache, dass ich von Natur aus ein Mensch mit einem extrem starken Streben nach Ästhetik bin.

Mir ist aber schnell eines klar geworden: In unserer Gesellschaft GIBT ES KEINE Männer mit starkem Sinn für Ästhetik. Das ist den Frauen vorenthalten. Sicherlich darf Mann auch ein bisschen ästhetisch sein....aber....sind wir mal ehrlich: gehen wir als Mann in ein grosses Kleidergeschäft, fühlen wir uns wie gehetzte Tiere (also ich zumindest). Man streift zwischen den Regalen umher und denkt ständig "scheisse, überall Frauenkleider, ich bin in einer Frauenboutique gelandet, was wird man von mir denken, schnell raus hier". Und irgendwo entdeckt man ein Schild: "MEN". Irgendwo in einem Ecken des (3-stöckigen) Kaufhauses stehen ein paar alte Regale mit einigen wenigen Standard-Streetstyle-Urban-0815-Outfits. Um genau zu sein: Outfit 1, Outfit 2 und Outifit 3, alle sehe in etwa gleich beschissen aus und alle sehen so aus, als würden 80% der Männer auf der Strasse genau eines dieser Outfits tragen.
Oder Jeans: Modell 1, Straight leg. Modell 2, straight leg. Modell 3, straight leg.
Manchmal denkt man sich als Mann, man schaut mal was die Damen für eine Auswahl haben an Jeans: Modell 1.5.2.9.5.7: middle straight leg, low waist slimfit extra large pocket zipper at the ass sexy ballerina street baby gaga style.
Modell 1.7.3.9.1.4.6: extra small slimfit tight ass and super large leg spandex street city oversized
Modell 4.8.1.0.2.864.7534klf-fds-764-hgf324g-d)&/&%): Extra large left leg and small right leg ultra low waist tight pocket at the upper side off the downwards up underpant zipper over under upper super giga gaga haga luga blabla blubblub

Der erste Gedanke ist dann bei mir meistens: Zum Glück bin ich keine Frau. Aber der zweite folgt sogleich: Warum tragen Männer in der Regel immer die selben 5 Einheitsuniformen und Frauen haben Auswahl auf einer Fläche so gross wie der Kanton Bern?
Aber egal. Im Grunde geht es um etwas völlig anderes. Im Grunde geht es ja um Reduktion. Ich wünschte ich wäre wieder so wie früher, als ich 3 Monate lang die selben Jeans trug und alle 5 Jahre einmal einen Kleiderladen betrat, um ihn 3 Minuten später mit zwei Billigjeans wieder zu verlassen. Mittlerweile muss ich darüber nachdenken, mir einen grösseren Kleiderschrank anzuschaffen. Da kommt es gerade richtig, dass ich momentan völlig bankrott bin. Und was ich alles an Kleidungsstücken gekauft habe, die ich sozusagen nie trage, da frage ich mich manchmal echt, von welchem Konsumteufel ich geritten war.

Ich finde mich diesbezüglich des öfteren in einem Dilemma wieder. Denn es ist egal was ich anziehe, ich übe immer irgendwie eine Wirkung auf mein Umfeld aus. Schon auch nur die Frisur macht sooo viel aus. Als ich noch Dreads hatte, wurde ich im Alltag ganz anders behandelt als jetzt mit meiner 5-Millimeter-Frisur. Oder schon nur der Unterschied, ob man ein klassisches Hemd trägt oder ein altes t-Shirt: man wird sofort ganz anders beäugt. Und dann kommt immer wieder die innere Aufforderung: Sei einfach du selbst! Das ist schwierig, wenn man kaum weis, wer man eigentlich ist. :? Und ich lasse mich auch nicht gern schubladisieren, auch wenn ich selber gerne alles möglich schubladisiere. Ich bin nicht (mehr) Goa, ich bin sicher auch nicht mehr Metal, ich bin kein Nerd, kein Intellektueller, kein Punk, nicht Grunge, nicht Trash, nicht Goth und nicht Cyber. Ich bin Mensch. Also am einfachsten wäre es, alle würden nackt rumlaufen. :-#

Viele werden sich jetzt denken, Selbstdefinition ist scheisse. Aber wenn ich an einer Goa all die Freaks sehe in ihren farbigen Umhängen mit Glöckchen und Schleifchen, die typischen Zwergenmützen und Elfenkapuzen, das ist natürlich Selbstdefintion pur. Und es kann nicht so viel mit einer Konsumverweigerung zu tun haben, denn diese Goakleider sind ja zum Teil schweineteuer. Und ich frage mich oft, ob all jene, die auf Goa machen, sich innerlich auch danach fühlen oder ob sie sich nur so kleiden, damit sie einer Gruppe zugehören. Denn der Mensch ist schliesslich ein Herdentier und er fühlt sich wohl unter Gleichgesinnten, die die selbe Musik hören, die selbe Gesinnung haben und eben auch die selben Kleider tragen.
Irgendwie konnte ich damit nie sehr viel anfangen. Ich war nie ein Herdentier. Vielleicht phasenweise, aber ich brach immer wieder aus einer Herde aus, weil sie mir irgendwann zuwider war. Und dementsprechend definiere ich mich heute auch: Ein bisschen von dem, ein wenig von jenem, hauptsache es beisst sich irgendwie. :lol: Will heissen: Ja nicht irgendwie 100%ig zu einer Richtung zugehörig.

Am sympathischsten ist mir heute eigentlich alles was irgendwie währschaft/klassisch daher kommt. Aber es muss immer irgendwie auch eine gewisse Komponente dabei sein, die das ganze aus der Reihe tanzen lässt. Ich meine, trotz der grossen Auswahl die wir heute haben, sehen die meisten Menschen irgendwie alle gleich aus. Und auch ich lasse mich zuweilen vom Strom mitreissen. Denn wer unauffällig ist, kommt besser zurecht. Es ist anstrengender gegen den Strom zu schwimmen. Aber es wäre eigentlich wünschenswert, dass es wieder mehr Menschen gibt, die sich gegen die Normen und Regeln stellen (wobei viele eben genau das wollen, aber es gibt ja nichts mehr was es nicht gibt). Nicht zuletzt ist es immer auch eine Konsumfrage und somit eine wirtschaftliche/ökologische/menschenwürdebezogene Frage. Denn die meisten Kleider in unseren Läden werden heute noch in Billiglohnländern hergestellt, zuweilen unter grossen Belastungen für die ansässige Bevölkerung und der Umwelt (Färbe- und Bleichmittel, Baumwollkulturen => Pestizide etc.). Nicht zuletzt ist auch die Chemie erwähnenswert. All das Polyester-Zeugs, das punkto Sportbekleidung zwar genial ist, wird aus Erdöl hergestellt.
Von dem her wäre eine "back-to-trash"-Ära (oder auch Grunge) wohl am besten: Alles so lange tragen, bis es sich von selbst aufgelöst hat. /bigs
Das wär doch was. Schliesslich beginnt die Jeans-Industrie jetzt immer mehr used-Jeans herzustellen (was ich persönlich einen völligen Gugus finde). Da wäre es doch einfacher, die Jeans die man schon hat eben so lange zu tragen, bis alles zerfleddert.
Hach, das waren noch Zeiten, als man noch mit Sicherheitsnadeln die Löcher an den Knien am weiteren Aufreissen zu hindern versuchte. [-o<

Aber mich würde es mal wunder nehmen, was die Leute hier auf dem Forum dazu so denken. Zieht ihr euch so an, wie ihr euch fühlt? Und wie wisst ihr, dass es wirklich eurem Gefühl entspricht? Oder ist es euch völlig egal? Tatsache ist, dass die Goa-Bewegung schon eher eine konsumverweigernde Bewegung ist. In der Realität sieht es zwar völlig anders aus, eine Goa ist ja eine pure Konsumparty, so wie sowieso fast alle Parties. Aber ich würde sagen von der Gesinnung her sind die meisten Menschen an solchen Party schon eher in Richtung "weniger isch meh" orientiert.
Pufflibäng

Re: Kleider machen Leute

Beitrag von Pufflibäng »

Ich bin eigentlich immer davon ausgegangen, dass Leute Kleider machen und nicht umgekehrt. Aber danke für diesen neuen Einblick in die Sicht der Dinge. /color
Eigentlich müsste ich meine Kleider selber nähen und gestalten, damit ich mich darin wiederspiegeln könnte. Ich möchte ja etwas mit der Kleidung darstellen: Und zwar mich selber, ein Individuum.
Fallen Angel 3
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Re: Kleider machen Leute

Beitrag von Fallen Angel 3 »

ich kann dazu nur sagen, dass ich das genau so sehe - danke für diesen beitrag!
es ist schon nicht leicht ein mann zu sein...
dafür verstehen frauen im normalfall nix von computerspielen. (wobei es hin und wieder ganz vereinzelte exemplare gibt, die sich damit auskennen, so wie es ja auch männer gibt, die modedesigner werden, aber eben: ausnahmen).
das mit der geringen auswahl ist auf alle fälle beschissen. als ich das problem (kleider kaufen) zuletzt angegangen bin, hab ich einfach mal auf den geldbeutel gesch... und das teuerste gekauft was es da so gab, und etwa die hälfte davon ist immer noch tragbar. hat sich also gelohnt. so gesehen. nur ist jetzt wieder sommer, und ich brauch dünnere klamotten.
goakleider zu tragen hab ich aufgegeben. nicht nur, dass diese an mir nach einmal waschen einfach nur doof aussehen, so oft geh ich nun doch nicht (mehr) an goas als dass ich mich damit "identifizieren" könnte.
tja deine idee mit dem "grunge" ist eine idee. aber spätestens wenn du ein loch in deinen kleidern hast, wird es nicht lange gehen bis die umgebung mit anfangs gutgemeinten später immer drängenderen "kauf endlich mal was neues!!!!-"hinweisen reagiert. die herdentiere sind einfach so.
Das was wir brauchen, das was wir geben - das sind wir.
The Dude

Re: Kleider machen Leute

Beitrag von The Dude »

meine bescheidene meinung dazu ist (und sry zusammen hab den thread nur sehr flüchtig überflogen ;)):

Kleider müssen lediglich ihren Zweck erfüllen..
Ein paar Schuhe müssen bequem sein und gut passen, man sollte nicht darin schwitzen und ebensowenig frieren, und sie sollten nicht nach dem dritten Marsch oder der dritten Party auseinanderfallen ;)
Ein paar Hosen müssen passen, möglichst reissfest sein, genug Taschen haben zum Transport von Nützlichem ,und man sollte nicht darin schwitzen und ebenso wenig frieren :-D
Ein Gürtel muss einzig die Hose halten...
Ein T-Shirt muss eigentlich gar nichts, ausser bequem sein :lol:
Und eine Kappe... ?? ...tja.. die hat man oder nicht :lol:
..obwohl... ...sie sollte auch noch anständigen Sonnenschutz gewähren, sollte man sich mal den Kopf verbrannt haben :mrgreen:
Pufflibäng

Re: Kleider machen Leute

Beitrag von Pufflibäng »

The Dude hat geschrieben:meine bescheidene meinung dazu ist (und sry zusammen hab den thread nur sehr flüchtig überflogen ;)):

Kleider müssen lediglich ihren Zweck erfüllen..
Ein paar Schuhe müssen bequem sein und gut passen, man sollte nicht darin schwitzen und ebensowenig frieren, und sie sollten nicht nach dem dritten Marsch oder der dritten Party auseinanderfallen ;)
Ein paar Hosen müssen passen, möglichst reissfest sein, genug Taschen haben zum Transport von Nützlichem ,und man sollte nicht darin schwitzen und ebenso wenig frieren :-D
Ein Gürtel muss einzig die Hose halten...
Ein T-Shirt muss eigentlich gar nichts, ausser bequem sein :lol:
Und eine Kappe... ?? ...tja.. die hat man oder nicht :lol:
..obwohl... ...sie sollte auch noch anständigen Sonnenschutz gewähren, sollte man sich mal den Kopf verbrannt haben :mrgreen:
Sehr schön. Und wenn das ganze noch optisch gefällt, dann hat man was man braucht :-)
The Dude

Re: Kleider machen Leute

Beitrag von The Dude »

Optisches Gefallen halte ich für komplett Nebensächlich... aber natürlich ist es auch mir lieber, wenn's mir optisch gefällt... nur ist es kein wirkliches Kriterium ;)
Pufflibäng

Re: Kleider machen Leute

Beitrag von Pufflibäng »

War zur Ergänzung gedacht - stimmt natürlich /bigs
Dragonfly

Re: Kleider machen Leute

Beitrag von Dragonfly »

The Dude hat geschrieben:meine bescheidene meinung dazu ist (und sry zusammen hab den thread nur sehr flüchtig überflogen ;)):

Kleider müssen lediglich ihren Zweck erfüllen..
Ein paar Schuhe müssen bequem sein und gut passen, man sollte nicht darin schwitzen und ebensowenig frieren, und sie sollten nicht nach dem dritten Marsch oder der dritten Party auseinanderfallen ;)
Ein paar Hosen müssen passen, möglichst reissfest sein, genug Taschen haben zum Transport von Nützlichem ,und man sollte nicht darin schwitzen und ebenso wenig frieren :-D
Ein Gürtel muss einzig die Hose halten...
Ein T-Shirt muss eigentlich gar nichts, ausser bequem sein :lol:
Und eine Kappe... ?? ...tja.. die hat man oder nicht :lol:
..obwohl... ...sie sollte auch noch anständigen Sonnenschutz gewähren, sollte man sich mal den Kopf verbrannt haben :mrgreen:
JA! Du sagst es! Genau so müsste es sein. So war ich früher auch und wie gesagt: Ich wünschte ich wäre wieder so. Es ist jetzt auch nicht so, dass ich mich jeden Tag frage, welche Hosen und welches T-Shirt ich anziehen soll und Stunden damit verbringe, ein passendes Outfit zu finden. Ich trage noch immer während 2-4 Wochen die selben Jeans (auch aus ökologischen Gründen. Gibt Menschen die tragen ein Outfit genau EINEN Tag, dann landet es in der Wäsche => enorme Strom- und Wasserverschleuderung. ) So komme ich in 2-3 Wochen etwa auf eine einzige Wäsche. Das ist sowieso nicht das Problem. Das Problem ist eher, dass ich ständig glaube, ich müsse ein anderer Mensch sein und glaube, dass ich das werde indem ich mich anders kleide. Dabei ist das ja nur eine Veränderung der Hülle, der Mensch bleibt immer gleich. Eigentlich völlig logisch, aber im Konsumrausch vergisst man bekanntlich oft so einiges und denkt schnell, dass man das was man kauft auch wirklich braucht. Dabei brauchen wir 95% von dem was wir kaufen eigentlich gar nicht.
The Dude

Re: Kleider machen Leute

Beitrag von The Dude »

Dragonfly hat geschrieben:Ich wünschte ich wäre wieder so.
Wo ein Wille, da auch ein Weg!
Das Problem ist eher, dass ich ständig glaube, ich müsse ein anderer Mensch sein
Pipapo... bleib so! :-) ausser DU SELBST willst anders sein ;)
im Konsumrausch vergisst man bekanntlich oft so einiges
WORD!

Ps. apropos Ergänzung... die Jacke hab ich noch vergessen 8-[
Eine Jacke muss passen (guter Schnitt, nicht zu gross oder zu klein), möglichst reissfest (und im Idealfall freuerresistent) sein, genug Taschen haben zum Transport von Nützlichem ,und man sollte nicht darin schwitzen und ebensowenig frieren :-D
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nexus
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Re: Kleider machen Leute

Beitrag von nexus »

ma:
treit ahzughose = bänker, versicherer, spiesser
treit jeans = mittelschicht, undefinierbar
treit machester = hippie
treit schlaghose jeans odr manchester = freak
treit baumwullhose = gmüetlich, goafratze

frau:
treit rok = frau
treit jeans = äh ahpasst emanzipiert schlampe
treit leggins = sexy :-)
treit mini = provokativ

aber aber, nur bekleidig umd bei betrachted, und häsch kei ahnig was füren mensch das isch #-o
Ich brauch Atom für meine Modelkarriere
Wie soll ich denn meine Haare glätten und ich brauch auch viel Strom für meine Modelschootings. Das kann doch wohl nicht wahr sein, dass die Leute mir einen Strich durch die Rechnung machen? Habt ihr denn Sonntags nichts besseres zu tun. Ich war beim Catwalk-Training, als ich von dieser Demo gehört habe, aber auf mein Luxusleben werde ich nicht verzichten! Ich bin für Atom, damit ich noch genügend Strom für meine Modelkarriere habe! Oder denkt ihr es gibt ohne Atom noch Strom für Models?
](*,)
Liebe Respekt Anarchie
Pufflibäng

Re: Kleider machen Leute

Beitrag von Pufflibäng »

Irgendwie lustig und zu gleich beängstigend ....
snaky
Beiträge: 1
Registriert: Do 21. Jun 2012, 07:04

Re: Kleider machen Leute

Beitrag von snaky »

wenn dir Luscht hännd, den gönnt emol do go luege :) www.tripodium,ch isch au rächt billig ;)
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