Bedingungslos

suchst du eine passende goaliebe dann suche sie hier?
Fallen Angel 3
Platin Member
Platin Member
Beiträge: 1433
Registriert: Mi 8. Apr 2009, 23:55

Re: Bedingungslos

Beitrag von Fallen Angel 3 »

mis problem im bezug uf das thema isch, dass ihr meh oder weniger säged, s'üssere isch unwichtig, und söll ein nöd beiiflusse und mer müssi in sich selber zu liebi finde, und in sich selber liebe und jenschtes so züg, und positiv sii isch dänn quasi d'messlatte wie fescht mer das scho gschafft hät.

und das gsehni halt eifach nöd so.

ihr händ öpis gäge s'wort mitleid, nur will i dem wort "leid" drinsteckt und ihr händ öppis gege "sich sorge mache" oder "bekümmert" sii, will sorge und kumme negativ sind.

und gfühl und liebi und überhaupt die ganzi menschlichi existenz isch mines erachtens halt eifach es zämespii zwüsche mim ego und anderne mensche, bzw. zwüsche mim höhere selbscht und dem vo anderne lüüt (und tier und so wiiter) - ich find eifach nöd, dass es richtig isch, wemmer behauptet, liebi sägi unabhängig vom üssere. ohni s'üssere gäbts gar kei liebi.

ney ich ha nüt geg positivi lüüt, aber mer sött nöd übertriebe und s'gfühl ha mer dörfi NIE liide und nie kummer ha und so wiiter. das isch wie wemer eifach en teil vo de realität usbländet. usserdem funktionierts nöd, und dänn isch mer doch vill frustrierter und zwiiflet a sich will mer nöd so fähig isch zum so positiv sii, statt eifach emal z'läbe.
Das was wir brauchen, das was wir geben - das sind wir.
Benutzeravatar
BuddhaNature
Platin Member
Platin Member
Beiträge: 1484
Registriert: Fr 6. Mär 2009, 17:14
Wohnort: Luzern

Re: Bedingungslos

Beitrag von BuddhaNature »

da ich auch schon mal im forum die etikette als "optimist" oder ähnlich bekommen habe, muss ich schon erwähnen dass was du geschrieben hast, sieht auch kein etikettierter "optimist"

es ist ok, wenn's einem beschissen geht, wenn man nur noch schwarz sieht, wenn man leidet. ich gehe mal aus dass diese alle kennen. es ist nunmal eine menschliche erfahrung. sie gehört zum leben, wie der tod auch.

4 noble truths:

1. Das Leben im Daseinskreislauf ist letztlich leidvoll.
2. Ursachen des Leidens sind Gier, Hass und Verblendung.
3. Erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden.
4. Zum Erlöschen des Leidens führt der Edle Achtfache Pfad.

heute hatte ich ein längeres gespräch mit einer person, welche ihr leben einfach nicht in den griff bekommt. sie fühlt sich als opfer. hat keine chance, alle meinen es schlecht mit ihr. und alle sind sowieso scheisse. und psychotherapie hat sie schon zig mal gemacht (und abgebrochen). die verstehen eh nix.
das geld wird ihr nachgeschmissen. einer tätigkeit nachgehen braucht sie gar nicht. ihr 7j kind lebt bei den schwiegereltern. wenn es auf besuch kommt, muss es selbst schauen wie es zu nahrung kommt. adhs auf höchstem niveau. bei ihr wie auch beim kind.
aber es geht ihr anscheinend gut. sie sieht keinen grund irgendwas zu ändern. auf ratschläge egal welcher art geht sie nicht ein. erzeugt ein umfeld dass kann man gar nicht beschreiben.
weisst du was ich ihr innerlichst wünsche und auch mitteilte? dass sie grausam auf die fresse fällt. dass man sie da unten ein wenig schmoren lässt, und nicht gleich wieder hochpäppelt. dieser wunsch kommt aber aus einer guten intention, denn ich wünsche ihr wirklich die erkenntnis einmal den spiegel vors gesicht zu halten und einmal beginnt ihre dunklen seite zu betrachten. und nicht ständig davon wegzulaufen, sie zu verdrängen. für mich ist sie ein mensch voller kummer und sorgen nach draussen, aber innerlich eine weisse weste trägt.
ist aber ne lange geschichte, anyway

warum haben wir denn hier eine kultur oder eine zeit mit soviel depression?
meine vermutung:
dies liegt daran dass wir viel zuwenig über den tod reflektieren.
in asien wo der tod eher ein bestandteil des lebens ist, kennt man depression fast gar nicht.

denn was will eine depression? was will sie uns zeigen? wohin führt sie uns?
sie will nichts anderes als dass wir uns mit dem tod und der vergänglichkeit beschäftigen. und wer diese zeichen nicht werten kann, wird vermutlich daran sterben.

also wenn ich jemanden sehe, der andauernd das leid anderer und im allgemeinen klagt wie ich obig beschrieben hatte, der hat meines erachtens einfach noch zuwenig scheisse gefressen. der hat vermutlich noch nie tief in seine abgründe geschaut, läuft davon wenns ungemütlich wird. sitzt in der komfortzone. der hat noch nie richtig gelitten. so einem menschen gebe ich gerne aus Mitgefühl und Liebe einen tritt in den hintern ;)
GEH DEN WEG DES HERZENS

Leuchtherz
Platin Member
Platin Member
Beiträge: 1966
Registriert: Mo 5. Jul 2010, 17:07
Wohnort: Haus WG am Berg

Re: Bedingungslos

Beitrag von Leuchtherz »

@Fallen Angel 3
irgendwie haben wir uns falsch verstanden.
Es wurde nie gesat, dass das Äussere unwichtig sei. Es hat die selbe wichtigkeit wie das Innere.
Aber das was wir Äusserlich sehen ist auch innerlich und umgekehrt. Höhlengleichnis (Plato/Sokrates, da hier ja Autoritäten zur Begründung mitgenommen werden sollten)
Du hast Recht, wenn Du von den positiv Prediger spirchst die auf der siebten Wolke schweben.Die sind aber ziehmlich leicht zu erkennen den die meisten haben eine Idiologie, eine Religion im Rucksack und das Ziel solcher Menschen ist es einfach Glück zu fühlen. In diesem Sinne unterscheiden sie sich kaum von skrupellosen Börsenmarkler die ohne Rücksicht auf Verluste ihrem eigenen Glück nach eifern.

Mitleid ist für mich destruktiv. Es bringt nix. Mitleid blockiert und macht aus uns selbst ein Opfer. Und es geht nicht darum das Leiden zu verneiden. Aber geht es darum das Leid künstlich zu vergrössern. Wenn jemand leidet ist das traurig aber auch natürlich auf seinem weg. Was nützen aber alle anderen die das selbe Leid mitleiden ohne selbstdavon betroffen zu sein?
Wie erwahnt sehe ich im mit fühlen ein viel grösseres Potenzial an konstruktiven Lösunungen auch wenns nur zuhören ist.
Man stell sich vor mit Liebeskummer zum/r besten Freund/in zu gehen, mit ihm/ihr darüber zu sprechen und danach ist er/sie das selbe Frack wie man selbst.
Der DalaiLama hat das mal passend formuliert: Das Ziel des Lebens sollte nicht das Glück sondern spiritueller Wachstum sein.
Verzweifle nicht an der Gewichtigkeit der Dinge,
neben Elefanten gibt's auch

SchMetteRlinge

(Harry Pegas)
Fallen Angel 3
Platin Member
Platin Member
Beiträge: 1433
Registriert: Mi 8. Apr 2009, 23:55

Re: Bedingungslos

Beitrag von Fallen Angel 3 »

Es wurde nie gesat, dass das Äussere unwichtig sei. Es hat die selbe wichtigkeit wie das Innere.
Aber das was wir Äusserlich sehen ist auch innerlich und umgekehrt. Höhlengleichnis (Plato/Sokrates, da hier ja Autoritäten zur Begründung mitgenommen werden sollten)
Du hast Recht, wenn Du von den positiv Prediger spirchst die auf der siebten Wolke schweben.Die sind aber ziehmlich leicht zu erkennen den die meisten haben eine Idiologie, eine Religion im Rucksack und das Ziel solcher Menschen ist es einfach Glück zu fühlen. In diesem Sinne unterscheiden sie sich kaum von skrupellosen Börsenmarkler die ohne Rücksicht auf Verluste ihrem eigenen Glück nach eifern.
Also was das angeht, sehen wir das ja recht ähnlich. O:)

Bezüglich Mitleid... nicht. aber was solls. Wie schon mal irgendwo auf seite 3 geschrieben, ich rede von compassion (engl.) wenn ich von Mitleid rede, weil mir "mitgefühl" zu wenig ist. Mitleid ist stärker betont.
Das was wir brauchen, das was wir geben - das sind wir.
Capablanca

Re: Bedingungslos

Beitrag von Capablanca »

Leuchtherz hat geschrieben:Mitleid ist für mich destruktiv. Es bringt nix. Mitleid blockiert und macht aus uns selbst ein Opfer. Und es geht nicht darum das Leiden zu verneiden. Aber geht es darum das Leid künstlich zu vergrössern. Wenn jemand leidet ist das traurig aber auch natürlich auf seinem weg. Was nützen aber alle anderen die das selbe Leid mitleiden ohne selbstdavon betroffen zu sein?
Wie erwahnt sehe ich im mit fühlen ein viel grösseres Potenzial an konstruktiven Lösunungen auch wenns nur zuhören ist.
Man stell sich vor mit Liebeskummer zum/r besten Freund/in zu gehen, mit ihm/ihr darüber zu sprechen und danach ist er/sie das selbe Frack wie man selbst.
Der DalaiLama hat das mal passend formuliert: Das Ziel des Lebens sollte nicht das Glück sondern spiritueller Wachstum sein.
Wenn man Mitleid so definiert, kann man dir, finde ich, Recht geben. Aber ich dachte wir haben den Begriff des Mitleids geklärt und genau diese umgangssprachliche Definition ausgeräumt.

In der Ethik fasse ich Mitleid nicht als ein destruktives Gefühl auf, sondern als die Fähigkeit etwas als traurig zu bewerten.
Du sagst ja selbst: "Wenn jemand leidet ist das traurig". Und genau die Möglichkeit dieser Bewertung ist Mitleid, denn wie könntest du
ohne Mitleid etwas als traurig bewerten? Du müsstest die traurigen Dinge dieser Welt auswendig lernen, wärst du zu der Empfindung unfähig.

Heutzutage hat sich aber der Begriff sehr gewandelt. Wir betrachten Mitleid schon lange nicht mehr als eine große menschliche Tugend, sondern als Zeichen von Schwäche. Ja, es ist fast verwerflich Mitleid zu empfinden. Und uncool ist es auch!

Nimmt man z.B. Schopenhauer, ist sein Mitleid genau das, was du heute als Mitgefühl bezeichnest. Und würde er heute seine Ethik begründen (statt vor 200 jahren), würde er wahrscheinlich Mitgefühl verwenden, um Missverständnisse aus dem Weg zu gehen. Für ihn war Mitleid das einzig authentische Mitgefühl, welches zu einem anderen Lebewesen möglich ist. Und selbst Mitfreude, wenn sie stattfand, war im Grunde genommen nur ein getarntes bzw. durch ein vorangegangenes Mitleid möglich.

Um aber das zu verstehen, sollte seine Philosophie als Ganzes betrachtet werden. Diese werden wir hier nicht erläutern können, aber ich versuche mal in ein Paar wenigen Sätzen etwas Klarheit zu schaffen. Er wurde von vielen als der erste europäische Buddhist gesehen, zu einer Zeit, als Buddhismus hier in Europa völlig unbekannt war. Im Buddhismus geht aus der ersten edlen Wahrheit hervor, dass das Leben letztlich ein Kreislauf des Leids ist.

Auch Schopenhauer betrachtete das Leben als Leiden:
"Denn alles Streben entspringt aus Mangel, aus Unzufriedenheit mit seinem Zustande, ist also Leiden, solange es nicht befriedigt ist. Keine Befriedigung aber ist dauernd, vielmehr ist sie stets nur der Anfangspunkt eines neuen Strebens." (Die Welt als Wille und Vorstellung)

D.h. jedes Befriedigen, folglich auch jede Freude, kann nur deshalb eine Freude sein, weil sie zu irgendeiner Form von Mangel oder Bedürfnis (also Leiden) kontrastiert. D.h. auch wenn ich mich voller Freude im Tanz an einer Party komplett im Rhythmus der Musik auflöse, ist diese Freude nichts anderes als ein Befriedigen irgendeines Fehlens in meinem Leben, sie ist ein Ausgleich.
Es ist also vollkommen egal, ob ich mich für jemanden freue, der sein Leben in den Griff bekommen hat, eine Krankheit geheilt hat oder aber im Lotto gewonnen hat, die Mitfreude ist nur möglich wenn sie mit der Überwindung des Leids unmittelbar zusammenhängt.

Nach Schopenhauer ist ein Mitfühlen im Sinne einer Mitfreude nicht möglich, wenn diese Bedingung nicht erfüllt ist.
Beispiel: Ein Milliardär, dem es an nichts mangelt, gewinnt durch einen geschickten Deal an der Börse einige hundert Millionen.
Er freut sich über sein Geschick wieder mal einige weniger Geschickte überlistet zu haben. An der Bereicherung eines solchen Menschen kann man nach Schopenhauer sich nicht freuen. Wenn aber jemand unter sehr schwierigen Bedingungen lebt und plötzlich aus irgendeinem Grund viel Geld bekommt und es damit schafft, aus der Gosse herauszukommen, ist Mitfreude möglich, da sie zu einem vorangegangenem Leid in Verbindung steht, somit ist es wieder nichts anderes als das Aufheben eines Zustandes, mit dem jemand unzufrieden war.

Zu Schopenhauers Zeit definierte man Mitleid einfach als die Fähigkeit der Anteilnahme am "Leid" anderer Wesen, verbunden mit dem Willen zu helfen.
Jemand, der zu Mitleid unfähig war, betrachtete man als unbarmherzig.

Und auch heute finde ich nichts über Destruktivität des Mitleids. Und für mich hat Mitleid nichts mit Mit- oder Beileidsbekundungen zu tun. Schade, dass dieser Begriff in der Umgangssprache so beschmutzt wurde.

Heutzutage sagt man (m.e. viel ungenauer) Mitgefühl. Es ist aber ein abstrakter Begriff, der nichts konkretes aussagt. Ein Mitgefühl kann jedes beliebige Gefühl sein. Es muss nichts mit ethisch Wertvollem zu tun haben (z.B. Mitorgasmus, Mithass, Mitwut, Mitgier usw.)
Zuletzt geändert von Capablanca am Fr 30. Jul 2010, 11:43, insgesamt 1-mal geändert.
Leuchtherz
Platin Member
Platin Member
Beiträge: 1966
Registriert: Mo 5. Jul 2010, 17:07
Wohnort: Haus WG am Berg

Re: Bedingungslos

Beitrag von Leuchtherz »

Was soll man da sagen.
Also, der Mensch hat sich ja bekanntlich in den letzten 10'000 Jahren rein biologisch nicht weiter entwickelt.
was er aber weiter entwickelt hat (vielleicht auch verwickelt :p) ist sein Geist.
Für mich bleibt die Definition Mitleid destruktiv, ja wenn nicht überhaupt inexistent.
Den da wir bekanntlich subjektive Wesen sind kann ich gar nicht das Leid empfinden wie es ein anderer empfindet.
Es ist Heuchelei zu sagen ich leide mit wenn ich sehe wie jemandem sich das Bein bricht. Ich fühle den Schmerz, ich fühle mit, aber ich bin in keinster Lage fähig das Leiden wirklich in aller konsequenz nach zu voll ziehen.
Leiden ist ein Prozess, ein intimer Prozess, ein Prozess mit dem ich schluss und endlich alleine da stehe und es alleine in mir lösen muss. deshalb kann ich traurigkeit mit fühlen jedoch nicht mit leiden.
Beileid ist ein gutes Stichwort. Das Bei-leid bekundet ja genau die unfähigkeit mit zu leiden sonden nur bei zu leiden, daneben im eigenen sein. und trotzdem schenkt Beileid trost.
Im übrigen sind die angesprochnen, nicht "mitleidsfähigen" mitbewohner auch weder zu mitgefühl noch zu barmherzigkeit fähig. Wie angesprochen für Menschen die nur das Glück zählt. Den da wird Moral, Ethik und Weisheit so hingebogen damit es dem Glück nicht im Weg steht.

Das Schopenhauer Beispiel mit dem Millionär ist ja köstlich. Da es die unfähigkeit vieler Menschen aufzeichnet wahren Mangel zu erkennen.
ich habe dazu eine kleine Geschichte.
Ein guter Freund ging vor bald 20 Jahren immer wieder in seinen Ferien nach Indien nach Kalkutta in das "Spital" von der Mutter Theresa. Er arbeitete und half dort freiwillig mit. Als er wiedermal kurz vor der Abreise war sprach er mit der Mutter Theresa und sagte: Er ginge nicht gerne und lässe sie hier mit dieser schweren arbeit und diesem schweren schicksahl zurück. Sie sagte nur: Dort wo Du hin gehst ist es viel schwieriger wirklich zu leben.
Nach dieser Geschichte könnte man auch "mitleid" mit dem Millionär haben der noch viel mehr verdient und weiter in der "ich will mehr" spirale sitzt.
Schopenhauer lässt den Betrachter aus dem Spiel.
- ein Freund des Millionärs kann sich sicherlich mitfreuen über die Verkaufsgeschicke seines Freundes.
- ein Nachbar des Armen Gewinners könnte auch neid anstatt mitfreude empfinden.
Der Mangel, das Gleichgewicht und die Sättigung sind ja keine definierten Grössen.
Der Betrachter entscheidet, wanns genug ist.


Das mit leiden hat vielleicht auch so eine negative anhaftung weil sich vieles in der katholischen Kirche auf das Leiden des Christi stützt. Er litt und starb für uns am Kreuz. und heute fragen sich viele (eben durch geistige entwicklung), wie soll ich mit so einer Aussage umgehen. Da lässt sich "einer" (sorry) irgendwann märthyrerhaft ans Kreuz nageln und ich soll jetzt damit mitleid haben, mit leiden den er hat das ja für mich und alle gemacht. finde das schon ein psychodampfhammer.
Verzweifle nicht an der Gewichtigkeit der Dinge,
neben Elefanten gibt's auch

SchMetteRlinge

(Harry Pegas)
Capablanca

Re: Bedingungslos

Beitrag von Capablanca »

Leuchtherz hat geschrieben:Den da wir bekanntlich subjektive Wesen sind kann ich gar nicht das Leid empfinden wie es ein anderer empfindet.
Ich hab in diesem Thread bereits erklärt, dass es beim Mitleid nicht darum geht, das Leid eines leidenden Wesens zu kopieren. Das hat auch schon Adam Smith (ein schottischer Moralphilosoph) klar gemacht und ist in dem Wikipedia-Artikel zum Mitleid nachzulesen, den ich einige Seiten davor gepostet habe:
Adam Smith teilt Humes Auffassung, dass der Grund für die Anteilnahme am Schicksal anderer in der menschlichen Natur liegt: Mitleid stelle sich ein, sobald wir einen anderen leiden sehen oder uns sein Leiden lebhaft geschildert wird. Allerdings macht er auf den Unterschied aufmerksam, der darin besteht, dass der Schmerz, den wir beim Anblick des Leidens eines anderen empfinden, nicht der gleiche Schmerz ist, den der Leidende selbst empfindet. Die Rolle der Einbildungskraft für die Vorstellung tritt bei ihm gegenüber Hume noch verstärkt hervor: Die Gefühle der anderen sind für uns nicht unmittelbar erfahrbar, sondern nur vermittels eines Bildes, das wir uns davon machen, d. h. der Vorstellung, die wir uns von den Gefühlen machen:[16]

„Mag auch unser eigener Bruder auf der Folterbank liegen, solange wir uns wohlbefinden, werden uns die Sinne niemals sagen, was er leidet.“

– Adam Smith, Theorie der ethischen Gefühle[17]
Aus diesem Artikel geht auch hervor, welchen Wandel dieser Begriff erfahren hat und wie unterschiedlich er von verschiedenen Menschen/Kulturen/Epochen interpretiert wurde.

Außerdem.....
Leuchtherz hat geschrieben:Es ist Heuchelei zu sagen ich leide mit wenn ich sehe wie jemandem sich das Bein bricht.
habe ich bereits 5 mal gesagt, dass das hier diskutierte Mitleid nichts mit Äußerung von Mitleid (resp. aktive Anteilsnahme) zu tun hat, da es um eine innere Fähigkeit geht. Deswegen kann es auch keine Heuchelei sein, weil das nichts mit dem Ausdruck einer Emotion zu tun hat, sondern die Emotion selbst ist. Ausdrücken kann ich dennoch was anderes.
Benutzeravatar
nexus
Platin Member
Platin Member
Beiträge: 1993
Registriert: Mi 7. Nov 2007, 15:08
Wohnort: am See

Re: Bedingungslos

Beitrag von nexus »

de mensch isch imr ufde kippi.. Versuche die Menschen glücklich zu machen,

und du legst das Fundament für das Elend.

Versuche die Menschen moralisch zu machen,

und du legst das Fundament für das Laster.
Liebe Respekt Anarchie
Leuchtherz
Platin Member
Platin Member
Beiträge: 1966
Registriert: Mo 5. Jul 2010, 17:07
Wohnort: Haus WG am Berg

Re: Bedingungslos

Beitrag von Leuchtherz »

@Capablanca
oh sorry hab es jetzt auch kapiert wie das Wort deviniert wurde, nämlich als Mitgefühl.
Die Gefühle der anderen sind für uns nicht unmittelbar erfahrbar, sondern nur vermittels eines Bildes, das wir uns davon machen,
Du sagst Mitgefühl sei ein undevinierbares Gefühl, schwammig. Nach dieser Devinition ist dies nun aber Mitleid auch. Wenn wir uns selbst ein Bild machen dann tuts der "Memme" mehr weh und dem Masochisten gefällts.

Ich find genau diese Durchmischung der von Dir genannten Devinition fraglich bis fatal*. Es ist eigentlich nicht schlimm, dass das Mitleid Heutzutage "verpönt" ist. Vielleicht ist es ein natürlicher, menschlicher Geistreifprozess, der trotz einer Devinition des späteren "Begründer der klassischen Volkswirtschaftslehre", stattgefunden hat.

Hab bitte Mitgefühl und Nachsicht mit mir (Mitleid brauch ich aber keins) :P

*(wenn man auch bedenkt vom wem sie stammt, was mich selbst nochmals zum wundern brachte)
Verzweifle nicht an der Gewichtigkeit der Dinge,
neben Elefanten gibt's auch

SchMetteRlinge

(Harry Pegas)
Fallen Angel 3
Platin Member
Platin Member
Beiträge: 1433
Registriert: Mi 8. Apr 2009, 23:55

Re: Bedingungslos

Beitrag von Fallen Angel 3 »

Es ist eigentlich nicht schlimm, dass das Mitleid Heutzutage "verpönt" ist. Vielleicht ist es ein natürlicher, menschlicher Geistreifprozess...
Vielleicht.
Oder dann eben doch nur der Grund, warum die Welt der Menschen aus ziemlich vielen Egoisten besteht, die nicht eine Sekunde lang, an Umwelt und Mitmenschen denken (sofern sie nichts von ihnen haben wollen, zumindest).

Dass sich die Menschheit verändert hat, ist auch nur eine Vermutung. Es kann sein, dass frühere Gesellschaften irgendwie anders funktioniert haben, weil weniger Leute da waren, somit jedes Individuum wichtiger war, als auf einer völlig überfüllten Erde, worin die eigene Bedeutung nicht über den erwirtschafteten Steuerertrag hinausgeht (gesellschaftlich gesehen).

Aber wer weiss - wenn die Menschheit früher wirklich "weiter" war, was das gegenseitige Aus- und Erleben von Gefühlen angeht, so stellt sich doch die Frage, warum unsere Ahnen so beklopptes Zeug wie Religion und Macht erfunden haben.
Eine Möglichkeit wäre natürlich, dass sie irgendwie Angst bekommen haben, vor dieser Freiheit. Oder Einzelne nutzten es aus, und so mussten Regeln und Sitten her, damit man sicher sein konnte, dass die bösen Sünder bestraft werden.

An die Stelle von Mitleid und Mitgefühl trat der Wunsch zu bestrafen, zu missionieren, erfolgreich zu sein, und zu bleiben. (Gerade dieser Smith hat dahingehend ja ein sehr passendes Wirtschaftskonzept entworfen...) - ohne Rücksicht auf Verluste. Bigger, Better, Faster - und wer nicht mitkam, hatte halt Pech gehabt. Chancengleichheit für alle? Warum überhaupt? deren Gefühle haben mich nicht zu interessieren, die sind ja nicht ich, ich weiss eh nicht wie es ist, er zu sein, also Scheiss drauf - solangs mir gut geht...

Es wird also oftmals argumentiert und gerade in Politik und Wirtschaft, aber eigentlich auch überall sonst, wird der Wunsch nach (eigener) Lebensfreude weit über die möglicherweise vorhandenen Gefühle anderer gestellt. Und wer sich dem entgegenstellt, der wird NATÜRLICH verpönt oder zumindest belächelt, schliesslich passt das nicht ins Konzept.

Altruismus ohne Mitleid? Aus logischen Überlegungen? gefällt mir nicht so, es hat nicht die gleiche "Schwingung". Altruismus weil man Leid vermindern will, weil man selbst weniger mitleiden will, oder sogar wegen eines schlechten Gewissens, oder einfach weil man gerne hat, wenn ein anderer Mensch lächelt - das ist viel ..tiefgründiger.

finde ich jedenfalls ;)
Das was wir brauchen, das was wir geben - das sind wir.
Leuchtherz
Platin Member
Platin Member
Beiträge: 1966
Registriert: Mo 5. Jul 2010, 17:07
Wohnort: Haus WG am Berg

Re: Bedingungslos

Beitrag von Leuchtherz »

Zitat:
Es ist eigentlich nicht schlimm, dass das Mitleid Heutzutage "verpönt" ist. Vielleicht ist es ein natürlicher, menschlicher Geistreifprozess...
Vielleicht.
Oder dann eben doch nur der Grund, warum die Welt der Menschen aus ziemlich vielen Egoisten besteht, die nicht eine Sekunde lang, an Umwelt und Mitmenschen denken (sofern sie nichts von ihnen haben wollen, zumindest).
jo vielleicht ist es auch eine Erinnerung an ein früheres, korrektes Zusammenleben.
Aber fragen wir doch die Menschen die anscheinend Mitleid benötigen...
Menschen mit einer Behinderung zB. Ich hatte nie das Gefühl das dort Mitleid willkommen ist.
Menschen mit einer Behinderung oder einem Handycap fühlen sich meist selbst nicht behindert.
Da fühlt sich der Stadtmensch beim abgefahrenen Tram viel mehr behindert.

und wie schon einmal deutlich erwähnt ist es dann schnuppe ob mitleid oder mitgefühl oder toleranz oder weitsicht oder nachsicht, die soo egoistischen Menschen sind zu keinem dieser Gefühle fähig.
Aber sprechen wir doch von denen die für Gefühle empfänglich sind, und so ihre Interpretation der Gefühle kund tun.
Altruismus ohne Mitleid? Aus logischen Überlegungen? gefällt mir nicht so..
Wenn Du Altruismus ins spiel bringst, dann stimmst Du also zu das Pflanzen und Tiere auch Mitleid empfinden?¿

Ich sags hald nicht gern aber vielleicht ist es nicht ganz durchgedrungen. Leid ist ein Prozess, klar hätten wirs gern anderst. Autsch und fertig, is aber nicht so. Und desshalb ist für mich alles was mit Leid zu tun hat persönlich. Man kann jemanden bei diesem Prozess unterstützen und begleiten. Wir alle haben schon selbst Leid erfahren und wir wissen das dieser Prozess einem durchschüttelt. Desshalb ist es enorm wichtig eine unabhängige, mitfühlende Quelle zu haben die einem immer wieder abholt.
Zuletzt geändert von Leuchtherz am Mo 2. Aug 2010, 12:46, insgesamt 2-mal geändert.
Verzweifle nicht an der Gewichtigkeit der Dinge,
neben Elefanten gibt's auch

SchMetteRlinge

(Harry Pegas)
Fallen Angel 3
Platin Member
Platin Member
Beiträge: 1433
Registriert: Mi 8. Apr 2009, 23:55

Re: Bedingungslos

Beitrag von Fallen Angel 3 »

Du verwechselst nach wie vor Mitleid (die Fähigkeit Mitleid empfinden zu können) mit "bemitleiden". Ich weiss nicht, warum Du diesbezüglich so stur bist? jemanden zu bemitleiden ("oh du armer kerl") ist respektlos, und logischerweise haben das die wenigsten sonderlich gern. aber mitempfinden zu können, wenn jemand leidet, ist was völlig anderes.
Desshalb ist es enorm wichtig eine unabhängige, mitfühlende Quelle zu haben die einem immer wieder abholt.
was ist damit gemeint?
Das was wir brauchen, das was wir geben - das sind wir.
Leuchtherz
Platin Member
Platin Member
Beiträge: 1966
Registriert: Mo 5. Jul 2010, 17:07
Wohnort: Haus WG am Berg

Re: Bedingungslos

Beitrag von Leuchtherz »

*schmunzel* (sorry)
aber mitempfinden zu können, wenn jemand leidet, ist was völlig anderes.
jetzt erklär Du mir mal mitempfinden, mitgefühl?


und ja be-mitleiden kommt ja vom mitleiden. es ist ja selbstsprechen das es kein be-mitgefühlen gibt.
ich streube mich enorm dagegen weil es für mich weder bei Pflanzen noch Tieren vorkommt. Mitleid trägt ganz komische Früchte wie eben Bemitleiden.

und ich habe das Gefühl wir verstehen uns prima FallenAngel :)
Zitat:
Desshalb ist es enorm wichtig eine unabhängige, mitfühlende Quelle zu haben die einem immer wieder abholt.

was ist damit gemeint?
Damit ist eben ein Mensch gemeint ,der das eigene Leid "mitempfinden" kann *doppelschmunzel* und weiss wo, in welcher "frage" in welchem "zweifel" man hängt und dann wie es so schön heisst:
Ein Freund kennt die Melodie Deines Herzens und spielt Dir sie vor wenn Du sie vergessen hast.


was wir aber überhaupt nicht ausser acht lassen dürfen ist zB ,dass Rega Ärzte mit mitleid nicht viel anfangen können bei ihrer täglichen Arbeit. Desshalb würd ich vorsichtig sein die fähigkeit mitleid über zu bewerten. Genau Notärzte wollten aus Mitgefühl einmal anderen Menschen helfen, aber bei Ihrer täglichen Arbeit wäre dieses Gefühl und Mitleid nur hinderlich bei wichtigen schnellen Entscheidungen.
Zuletzt geändert von Leuchtherz am Do 12. Aug 2010, 20:24, insgesamt 6-mal geändert.
Verzweifle nicht an der Gewichtigkeit der Dinge,
neben Elefanten gibt's auch

SchMetteRlinge

(Harry Pegas)
Fallen Angel 3
Platin Member
Platin Member
Beiträge: 1433
Registriert: Mi 8. Apr 2009, 23:55

Re: Bedingungslos

Beitrag von Fallen Angel 3 »

du bist ein harter brocken... O:)
meines erachtens macht es keinen sinn, wörter auseinander zu reissen und derart aufgesplittete teilwörter zu besprechen.

mit Leid
Mitleid
bemitleiden

sind NICHT das gleiche von der Bedeutung her. sie sind auch nicht wirklich "verwandt" oder kommen voneinander, weil jedes völlig was anderes bedeutet.

aber was eigentlich noch viel tragischer ist, als das, ist die Tatsache dass wir seit ungefähr 4 Seiten über EIN WORT diskutieren, statt mal irgendwie zu akzeptieren (äh tolerieren?) dass andere Leute halt einfach ein anderes empfinden im bezug auf worte besitzen.

könnte es nicht sein - dass wir hier alle mehr oder weniger das gleiche schreiben, und auch meinen, nur dass wir uns an details aufhängen (worin ja bekanntlich der toifel steckt, der böse).
Das was wir brauchen, das was wir geben - das sind wir.
Leuchtherz
Platin Member
Platin Member
Beiträge: 1966
Registriert: Mo 5. Jul 2010, 17:07
Wohnort: Haus WG am Berg

Re: Bedingungslos

Beitrag von Leuchtherz »

gibts schon auf? ;) :P :cry: :lol:

nein, hast ja recht. Nur haben das solche Gespräche ja an sich :)
und alles braucht seine zeit, argumente sind samen die erst mal
keimen. wenn wir in einem halben jahr nochmals darüber diskutieren würden
hätten sich die Ansichten schon wieder weiter ent-wickelt.
Apropos ich finds wichtig und richtig bei der komunikation
auf die wörter acht zu geben. gerade Deutsch ist eine deut-liche Sprache mit
viel be-deut-ung. und alles hat seinen ur-sprung. und es ist interessant, gerade weil
Du es auch vorhin angesprochen hast (sind vielleicht unsere vorfahren weiter gewesen).
Gemäss dem Vortrag von Detlefsen hat die Sprachforschung in den ursprüngen von wörtern eine gegenteilige Sinngebung .
Without sei das berühmteste und bis in den heutigen Sprachgebrauch bekannt. Aber es gibt noch etliche Beispiele, lohnt sich wirklich mal rein zu hören. Ich kenn noch ein anderes Luzifer was der Lichtträger heisst. Bezeichnend wie Gegenteilige Ansichten in einem Wort vereint sind.

Aber Leid und Fühlen haben vielleicht noch ihre verwandschaft im OM :D
Verzweifle nicht an der Gewichtigkeit der Dinge,
neben Elefanten gibt's auch

SchMetteRlinge

(Harry Pegas)
Antworten