Gleichnisse (wundersame Geschichten)

Mysteriöse Erfahrungen, Weisheiten, Rätselhaftes.
Leuchtherz
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Gleichnisse (wundersame Geschichten)

Beitrag von Leuchtherz »

Ich mag Gleichnisse :D
Deshalb dieser Thread...
es geht auch weniger darum ob man das Gleichnis versteht, es gut heisst oder sich damit identifizieren kann.
Gleichnisse habe für jeden was, manchmal eine erschreckende Synchronität, manchmal Nichtssagend, Vergessenswert.

Also, wer auch Gleichnisse kennt, los, bitte hier rein posten :)

Hier mein erstes Gleichnis :D

"Der Kreis der 99" aus Jorg Bucay's "Komm ich erzähl Dir eine Geschichte"

Es war einmal ein sehr unglücklicher König, der hatte einen Diener, der wie alle Diener von unglücklichen Königen sehr glücklich war. Jeden Morgen weckte er den König, brachte ihm das Frühstück und summte dabei fröhliche Spielmannslieder. In seinem Gesicht zeichnete sich ein breites Lächeln ab, und seine Ausstrahlung war stets heiter und positiv.
Eines Tages schickte der König nach ihm.
»Page«, sagte er. »Was ist dein Geheimnis?«
»Mein Geheimnis, Majestät?«
»Was ist das Geheimnis deiner Fröhlichkeit?«
»Da gibt es kein Geheimnis, Majestät.«
»Lüg mich nicht an, Page. Ich habe schon Köpfe abschlagen lassen für weniger als eine Lüge.«
»Ich belüge Euch nicht, Majestät. Ich habe kein Geheimnis.«
»Warum bist du immer fröhlich und glücklich? Hm, sag mir, warum?«
»Herr, ich habe keinen Grund, traurig zu sein. Eure Majestät erweist mir die Ehre, Euch dienen zu können. Ich lebe mit meinem Weib und meinen Kindern in einem Haus, das uns der Hof zugeteilt hat. Man kleidet und nährt uns, und manchmal, Majestät, gebt Ihr mir die ein oder andere Münze, damit ich mir etwas Besonderes leisten kann. Wie sollte ich da nicht glücklich sein?« »Wenn du mir nicht gleich dein Geheimnis verrätst, lasse ich dich enthaupten«, sagte der König. »Niemand kann aus solchen Gründen glücklich sein.«
»Aber Majestät, es gibt kein Geheimnis. Wie gern wäre ich Euch zu Gefallen, aber ich verheimliche nichts.«
»Geh, bevor ich den Henker rufen lasse!«
Der Diener lächelte, machte eine Verbeugung und verließ den Raum.
Der König war völlig außer sich. Er konnte sich einfach nicht erklären, wie dieser Page so glücklich sein konnte, der sich als Leibeigener verdingen musste, alte Kleidung auftrug und sich von dem ernährte, was von der königlichen Tafel übrigblieb. Als er sich beruhigt hatte, rief er den weisesten seiner Berater zu sich und berichtete ihm von dem Gespräch, das er an diesem Morgen geführt hatte.
»Warum ist dieser Mensch glücklich?«
»Majestät, er befindet sich außerhalb des Kreises.«
»Außerhalb des Kreises?«
»So ist es.«
»Und das macht ihn glücklich?«
»Nein, mein Herr. Das ist das, was ihn nicht Unglücklieh sein lässt.«
»Begreife ich das recht: Im Kreis zu sein macht einen unglücklich?«
»So ist es.«
»Und er ist es nicht.«
»So ist es.«
»Und wie ist er da wieder herausgekommen?«
»Er ist niemals eingetreten.«
»Was ist das für ein Kreis?«
»Der Kreis der neunundneunzig.«
»Ich verstehe nicht.«
»Das kann ich nur an einem praktischen Beispiel erklären.« »Wie das ?«
»Lass deinen Pagen in den Kreis eintreten.«
»Ja, zwingen wir ihn zum Eintritt.«
»Nein, Majestät. Niemand kann dazu gezwungen werden, in den Kreis einzutreten.«
»Also muss man ihn überlisten.«
»Das ist nicht nötig, Majestät. Wenn wir ihm die Möglichkeit dazu geben, wird er ganz von selbst eintreten.«
»Aber er merkt nicht, dass er sich dadurch in einen unglücklichen Menschen verwandelt?«
»Doch, er wird es merken.«
»Dann wird er nicht eintreten.«
»Er kann gar nicht anders.«
»Du behauptest, er merkt, wie unglücklich es ihn macht, in diesen albernen Kreis einzutreten, und trotzdem tut
er es, und es gibt keinen Weg zurück?« »So ist es, Majestät. Bist du bereit, einen ausgezeichneten Diener zu verlieren, um die Natur dieses Kreises zu begreifen?« »Ja, ich bin bereit.« »Gut. Heute Nacht werde ich kommen und dich abholen. Du musst einen Lederbeutel mit neunundneunzig Goldstücken bereithalten. Neunundneunzig, keins mehr, keins weniger.«
»Was noch? Soll ich meine Leibwächter mitnehmen für den Fall, dass. . . ? «
»Nur den Lederbeutel. Bis heute Nacht, Majestät.« »Bis heute Nacht.«
Und so geschah es. In dieser Nacht holte der Weise den König ab. Gemeinsam verließen sie unerkannt den Hof und versteckten sich in der Nähe des Hauses des Pagen. Dort warteten sie auf den Tagesanbruch. Im Haus wurde die erste Kerze angezündet. Der Weise steckte einen Zettel an den Beutel, auf dem stand: Dieser Schatz gehört Dir.
Es ist die Belohnung dafür,
dass Du ein guter Mensch bist.
Genieße ihn
und sag niemandem,
wie Du an ihn gelangt bist.
Dann band er den Beutel an die Haustür des Dieners, klingelte und versteckte sich wieder. Der Page kam heraus, und von ihrem Versteck im Gebüsch aus beobachteten der Weise und der König das weitere Geschehen. Der Bedienstete öffnete den Beutel, las die Nachricht, schüttelte den Sack, und als er das metallische Geräusch aus seinem Inneren vernahm, zuckte er zusammen, drückte den Schatz an seine Brust, sah sich um, ob ihn auch niemand beobachtete, und ging ins Haus zurück. Von draußen hörte man, wie der Diener die Tür verriegelte, und so näherten die Spione sich dem Fenster, um die Szene zu beobachten. Der Diener hatte alles, was sich auf dem Tisch befand, mit einem Handstreich auf den Boden gewischt, bis auf eine Kerze. Er hatte sich hingesetzt, den Inhalt des Beutels auf den Tisch geleert und traute seinen Augen kaum.
Es war ein Berg aus Goldmünzen!
Er, der in seinem ganzen Leben auch nicht eine einzige verdient hatte, besaß nun einen ganzen Berg davon.
Er berührte und er häufelte sie. Er streichelte sie und betrachtete sie im Widerschein der Kerze. Er strich sie zusammen und verteilte sie wieder auf dem Tisch, um sie danach zu Säulen aufzustapeln. So vergnügte er sich mit seinem Schatz, bis er schließlieh begann, Häuflein zu zehn Münzen zu machen. Ein Zehnerhaufen, zwei Zehnerhaufen, drei Zehnerhaufen, vier, fünf, sechs...Er zählte sie zusammen: zehn, zwanzig, dreißig, vierzig, fünfzig, sechzig...Bis zum letzten Häuflein, das nur aus neun Münzen bestand! Zunächst suchten seine Augen den Tisch ab, in der Hoffnung, die fehlende Münze zu finden. Dann schaute er auf den Boden und schließlich in den Beutel.
>Das ist unmöglich dachte er. Er schob den letzten Haufen neben die anderen, und tatsächlich, er war kleiner.
»Man hat mich beraubt!« schrie er. »Man hat mich beraubt! Das ist Diebstahl.«
Wieder schweifte sein Blick über den Tisch, über den Boden, in den Beutel, in seine Kleider, in seine Taschen, unter die Möbel...Aber die gesuchte Münze blieb verschollen. Wie um ihn zu foppen, funkelte auf dem Tisch ein Haufen Goldstücke und erinnerte ihn daran, dass es nur neunundneunzig waren. Nur neunundneunzig. >Neunundneunzig Münzen. Das ist eine Menge Geld<, dachte er. >Aber ein Goldstück fehlt. Neunundneunzig ist keine runde Zahl. Hundert ist rund, doch nicht neunundneunzig.< Der König und sein Ratgeber spähten zum Fenster hinein. Das Gesicht des Pagen hatte sich verändert. Seine Stirn lag in Falten, und die Miene war angespannt. Die Augen hatte er zu Schlitzen gepresst, und um seinen Mund spielte ein verzerrtes Lächeln. Der Diener steckte die Münzen in den Beutel zurück, vergewisserte sich, dass ihn niemand im Haus beobachtete, und versteckte den Beutel zwischen der Wäsche. Dann nahm er Papier und Feder und setzte sich an den Tisch, um eine Rechnung aufzustellen.
Wie lange musste er sparen, um Goldstück Nummer hundert zu bekommen?
Der Diener führte Selbstgespräche.
Er war bereit, hart dafür zu arbeiten. Danach würde er womöglich niemals wieder etwas tun müssen.
Mit hundert Goldstücken konnte man aufhören zu arbeiten.
Mit hundert Goldstücken ist man reich. Mit hundert Goldstücken kann man ein ruhiges Leben führen.
Er beendete seine Berechnungen. Wenn er hart arbeitete und sein Gehalt und etwaige Trinkgelder sparte, konnte er in elf oder zwölf Jahren genügend für ein weiteres Goldstück beisammen haben. >Zwölf Jahre sind eine lange Zeit<, dachte er. Vielleicht konnte er seine Frau überreden, sich für eine Weile im Dorf zu verdingen. Und er arbeitete schließlich nur bis um fünf Uhr im Palast. Nachts konnte er noch etwas hinzuverdienen. Er überlegte: Wenn man seine Arbeit im Dorf und die seiner Ehefrau zusammenrechnete, konnten sie in sieben Jahren das Geld beieinander haben. Das war zu lang. Vielleicht konnte er das Essen, das ihnen übrigblieb, ins Dorf bringen und es für ein paar Münzen verkaufen. Je weniger sie also essen würden, desto mehr könnten sie verdienen. Verdienen, verdienen. Es würde warm werden. Wozu brauchten sie soviel Winterkleidung? Wozu brauchte man mehr als ein Paar Hosen?
Es war ein Opfer. Aber in vier Opferjahren hätten sie Goldstück Nummer hundert.
Der König und der Weise kehrten in den Palast zurück.
Der Page war in den Kreis der neunundneunzig eingetreten.
Während der kommenden zwei Monate verfolgte der Bedienstete seinen Plan genau, wie er ihn in jener Nacht entworfen hatte. Eines Morgens klopfte er übelgelaunt und gereizt an die Tür des königlichen Schlafzimmers.
»Was ist denn mit dir los?« fragte der König höflich.
»Mit mir? Gar nichts.«
»Früher hast du immer gesungen und gelacht.«
»Ich tue meine Arbeit, oder etwa nicht? Was wünschen Ihre Majestät? Soll ich Euch auch noch Hofnarr und Barde sein?« Es dauerte nicht mehr allzu lang, da entließ der König den Diener. Er fand es unangenehm, einen Pagen zu haben, der immer schlecht gelaunt war
Verzweifle nicht an der Gewichtigkeit der Dinge,
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(Harry Pegas)
The Dude

Re: Gleichnisse (wundersame Geschichten)

Beitrag von The Dude »

Danke für den Thread /color
"Die Matrix und Platons Höhlengleichnis

Einige kennen das sogenannte Höhlengleichnis von Platon (427 bis 347 v.Chr.) aus einem seiner Werke genannt „La Politeia“, doch ist der Kern dieser Geschichte - analog zur inneren menschlichen Verwandlung - bewusst?

In diesem Gleichnis wird die gewöhnliche Existenzweise des Menschen mit einer Höhlenwohnung verglichen, in der die Menschen seit ihrer Kindheit an Schenkeln und Hals gefesselt bewegungslos auf eine Felswand der Höhle starren. Auf dieser Felswand werden lediglich SCHATTENbilder - jener wirklichen Gegenstände, die vor dem Höhleneingang, den Höhlenbewohnern unsichtbar vorbei getragen werden - projeziert. Die Schatten entstehen dadurch, dass sich gegenüber dem Höhleneingang ein Feuer befindet.

Diese Höhlenbewohner - sie gleichen uns, den schlafenden, unbewussten Menschen - halten die Schatten für die einzige Wirklichkeit und alle ihre Erkenntnisse beziehen sich auf diese Schattenergebnisse. Was diesen Höhlenbewohnern als angeblich gesicherte Erkenntnis gilt, ist lediglich das InterpreTIERen dieser Schatten. Die Höhlenmenschen wissen nicht einmal, dass sie in einer Höhle, also in einer geschlossenen und damit von einer größeren Wirklichkeit abgeschiedenen Eingrenzung leben. Sie erfahren die Höhle als eine bergende und Sicherheit gewährende Freiheit. Reine Illusion. Ihre Fesselung sind sie sich nicht bewusst.

Um diese Illusion bzw. Scheinhaftigkeit dieser Höhlenexistenz aufzuheben, muß ein Höhlenbewohner diese Existenz hinterfragen und den Mut fassen, sich von den Fesseln befreien und sich gleichzeitig dem hellen Eingang zuwenden. Doch das Schauen auf den lichtvollen Ausgang assoziiert der Höhlenmensch mit Schmerz, da er an das Dunkel gewöhnt ist, das Licht ihn blendet und er nur blendende Helligkeit wahrnimmt, welche er unwissend mit Schmerzen assoziiert. Allmählich aber kann der Entfesselte sich an die Helligkeit gewöhnen und die Wirklichkeit im Licht der erhellenden Sonne (Sohne) vernehmen, wodurch er Freiheit gewinnt.

In Platons Gleichnis kehrt der befreite Höhlenmensch mit dieser neuen Erkenntnis in die Höhle zurück und berichtet den anderen von der Unwirklichkeit dieser Schatten. Aber er stösst bei seinen Mitmenschen auf Unverständnis und Ablehnung. Die Gefesselten sehen ihn sogar als bedrohlich an, da er durch das Licht als ver-rückt angesehen wird (was ja auch stimmt, er ist der alten Situation ent-rückt), wodurch die Umkehrung in das Licht als surreal und verderblich, ja sogar als ketzerisch angenommen wird.

Dieses Gleichnis ist ein sehr gutes Beispiel FÜR UNSERE DERZEITIGE TRAUMEXISTENZ, die wir unsere Realität nennen. Der unwissende Menschen ist der göttlichen der Wahrheit – dem Licht – abgewandt, hält die Erscheinungen für wahr, sieht nur mehr die Materie als Ursprung des Seins und vergisst dabei die Existenz seines Geistes.

Jener jedoch, der die Höhle verlässt, erkennt das wahre Wesen der Dinge, kann die Zusammenhänge sehen und begreifen, wodurch sich seine "Persönlichkeit" verändert, indem er die Masken der Persona ablegt und durch ihn das höhere SELBST zu wirken beginnt. Er durchschaut seine frühere Existenz, entlarvt die Scheinwelt durch Erkenntnis und Ein-Sicht. Die von außen herangetragene Erkenntnis einer lichten und wahren Welt bedroht das bestehende Wirklichkeitsbild der weiterhin gefesselten Höhlenbewohner und damit den von ihnen illusorisch geglaubten Frieden der Höhlengemeinschaft.

Somit ist durch dieses Gleichnis ziemlich klar, das der befreite Höhlenbewohner dem inneren Weckruf gefolgt ist, sich von den Fesseln des bisherigen Vermutungswissens zu befreien und mittels Eigenverantwortung und Mut den Schritt in seine eigene Freiheit gegangen ist, wissend, dass ihn das Licht blenden und auch schmerzen kann, aber getragen in der Zuversicht, dass das Neue ihn dennoch befreit.

Daher kann der ›Weg aus der Höhle‹ mit dem ›Weg aus der Krise‹ assoziiert werden, welcher in weiterer Folge als Prozess (Prozessionsweg) bezeichnet wird. Das Problem kann gelöst werden, sobald der Mensch dem Weckruf seines Geistes folgt, seinen Weg zum „ERWACHEN“ beschliesst und die erforderlichen Schritte ge-wissen-haft durchführt.

Wer in dieser alten Matrix nicht mehr mitspielen möchte und sich bereit erklärt, den SCHMALEN EIGENEN WEG anstatt den breiten Weg der Masse zu gehen, erfährt eine Veränderung, ungeachtet was die Welt (die anderen Höhlenbewohner) meinen, denn das ist ein natürliches Gesetz – der Befreite rückverbindet (religio) sich aus der Höhle (alten Matrix) in die Freiheit mit der kosmischen Ordnung und erkennt dadurch das Wirken des Grössere Ganzen - GOTT !!!

Dazu ein geniales Video erstellt aus der Kombination von Platons Höhlengleichnis mit Passagen aus dem Film Matrix: "
Zuletzt geändert von The Dude am Mo 15. Aug 2011, 18:53, insgesamt 1-mal geändert.
u.s.l.

Re: Gleichnisse (wundersame Geschichten)

Beitrag von u.s.l. »

ich nehm sechs von den blauen /happy
The Dude

Re: Gleichnisse (wundersame Geschichten)

Beitrag von The Dude »

edit deadlinks... post somit auch tot ;)
Zuletzt geändert von The Dude am Mo 5. Mär 2012, 21:33, insgesamt 1-mal geändert.
Leuchtherz
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Re: Gleichnisse (wundersame Geschichten)

Beitrag von Leuchtherz »

3 Siebe

Zum weisen Sokrates kam einer gelaufen und sagte:
„Höre, Sokrates, das muss ich dir erzählen!“

„Halte ein!“ unterbrach ihn der Weise, „hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt?“

„Drei Siebe?“, fragte der andere voller Verwunderung.

„Ja, guter Freund! Lass sehen, ob das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe hindurch geht: Das erste ist dieWahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?“

„Nein, ich hörte es jemanden erzählen und ...“

„So, so! Aber sicher hast du es im zweiten Sieb geprüft.
Es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst gut?“

Zögernd sagte der andere: „Nein, im Gegenteil...“

„Hm“, unterbrach ihn Sokrates, „so lass uns auch das dritte Sieb noch anwenden. Ist es notwendig, dass du mir das erzählst?“

„Notwendig nun gerade nicht...“

„Also, sagte lächelnd der Weise, „wenn es weder wahr, noch gut, noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit.“
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timmit
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Re: Gleichnisse (wundersame Geschichten)

Beitrag von timmit »

Ich mag Gleichnisse ebenfalls, hier eines dass mir sehr gefällt, weitere werden dann sicher mal folgen : - ))

"Ein Weiser fragte: "Wenn da jemand alle seine Wege mit Leder auslegt, um nun barfuss ohne Dornen, Scherben und Schmutz gehen zu können, wäre solches sinnvoll?" Die Antwort: "Nein, aber wenn er sich Lederschuhe anzöge, dann hätte er auf einfachere Weise seinen Zweck erreicht." Ebenso, fährt der Weise fort, ist es wenn man aussen die Welt glatt machen wollte: man wird nie damit fertig. Wenn man dagegen sein Herz läutert, dann kann man überall sicher gehen.-"


O:)
The Dude

Re: Gleichnisse (wundersame Geschichten)

Beitrag von The Dude »

Der surfende Buddha

Ein Wirbel erfaßte mich und...


https://dudeweblog.wordpress.com/2013/0 ... de-buddha/
Zuletzt geändert von The Dude am Mo 11. Nov 2013, 23:12, insgesamt 1-mal geändert.
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subjekt
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Re: Gleichnisse (wundersame Geschichten)

Beitrag von subjekt »

Das Nicht

Ein Mönch, der auf der Suche war,
bat einen Händler auf dem Markt
um eine Gabe.

Der Händler hielt noch einen Blick lang inne
und fragte ihn, als er sie gab:
"Wie kann es sein, dass du von mir,
was dir zum Leben fehlt, erbitten,
doch mich und meine Lebensweise,
die es dir gewähren,
für minder achten musst?"

Der Mönch gab ihm zur Antwort:
"Verglichen mit dem Letzten, das ich suche,
erscheint das andere
gering."

Der Händler fragte aber weiter:
"Wenn es ein Letztes gibt,
wie kann es etwas sein,
das einer suchen oder finden könnte,
als läge es am Ende eines Weges?
Wie könnt einer je
zu ihm sich wegbegeben und so,
als sei es unter andern und vielen
seiner habhaft werden?

Und wie könnte umgekehrt
von ihm sich einer wegbegeben
und weniger als andere
von ihm zu Dinsten sein?"

Der Mönch entgegnete:
"Das Letzte findet,
wer dem Nahen und Jetztigem entsagt."

Der Händler aber überlegte weiter:
"Wenn es ein Letztes gibt,
dann ist es jedem nah,
wenn auch, so wie in jedem Sein ein Nicht
und wie in jedem Jetzt ein Vorher und Nachher,
in dem, was uns erscheint
und was verweilt,
verborgen.

Verglichen mit dem Sein,
das wir vorübergehend und begrenzt erfahren,
scheint und das Nicht unendlich,
wie das Woher und das Wohin
verglichen mit dem Jetzt.

Doch offenbart das Nicht sich uns
im Sein
wie das Woher und das Wohin
im Jetzt.

Das Nicht ist wie die Nacht
und wie der Tod
ungewusster Anfang
und schlägt im Sein für uns nur kurz,
so wie ein Blitz,
das Auge auf.
So kommt das Letzte auch nur im Nahen
nah,
und es leutet
jetzt."

Nun Fragte der Mönch:
"Wenn, was du sagst, die Wahrheit wäre,
was bliebe noch
für dich und mich?"

Der Händler sprach:
"Uns bliebe noch,
für eine Zeit
die Erde."
...sei dir selbst ein witz, der dich erheitert...
The Dude

Re: Gleichnisse (wundersame Geschichten)

Beitrag von The Dude »

Antwortete Govinda: "Wir haben gelernt, und wir lernen weiter. Du
wirst ein großer Samana sein, Siddhartha. Schnell hast du jede Übung
gelernt, oft haben die alten Samanas dich bewundert. Du wirst einst
ein Heiliger sein, o Siddhartha."

Sprach Siddhartha: "Mir will es nicht so erscheinen, mein Freund. Was
ich bis zu diesem Tage bei den Samanas gelernt habe, das, o Govinda,
hätte ich schneller und einfacher lernen können. In jeder Kneipe
eines Hurenviertels, mein Freund, unter den Fuhrleuten und
Würfelspielern hätte ich es lernen können."

Sprach Govinda: "Siddhartha macht sich einen Scherz mit mir. Wie
hättest du Versenkung, wie hättest du Anhalten des Atems, wie hättest
du Unempfindsamkeit gegen Hunger und Schmerz dort bei jenen Elenden
lernen sollen?"

Und Siddhartha sagte leise, als spräche er zu sich selber: "Was ist
Versenkung? Was ist Verlassen des Körpers? Was ist Fasten? Was ist
Anhaltendes Atems? Es ist Flucht vor dem Ich, es ist ein kurzes
Entrinnen aus der Qual des Ichseins, es ist eine kurze Betäubung gegen
den Schmerz und die Unsinnigkeit des Lebens. Dieselbe Flucht,
dieselbe kurze Betäubung findet der Ochsentreiber in der Herberge,
wenn er einige Schalen Reiswein trinkt oder gegorene Kokosmilch. Dann
fühlt er sein Selbst nicht mehr, dann fühlt er die Schmerzen des
Lebens nicht mehr, dann findet er kurze Betäubung. Er findet, über
seiner Schale mit Reiswein eingeschlummert, dasselbe, was Siddhartha
und Govinda finden, wenn sie in langen Übungen aus ihrem Körper
entweichen, im Nicht-Ich verweilen. So ist es, o Govinda."

Sprach Govinda: "So sagst du, o Freund, und weißt doch, daß Siddhartha
kein Ochsentreiber ist und ein Samana kein Trunkenbold. Wohl findet
der Trinker Betäubung, wohl findet er kurze Flucht und Rast, aber er
kehrt zurück aus dem Wahn und, findet alles beim alten, ist nicht
weiser geworden, hat nicht Erkenntnis gesammelt, ist nicht um Stufen
höher gestiegen."

Und Siddhartha sprach mit Lächeln: "Ich weiß es nicht, ich bin nie ein
Trinker gewesen. Aber daß ich, Siddhartha, in meinen Übungen und
Versenkungen nur kurze Betäubung finde und ebenso weit von der
Weisheit, von der Erlösung--entfernt bin wie als Kind im Mutterleibe,
das weiß ich, o Govinda, das weiß ich."


(Hermann Hesse - Siddhartha)
Pufflibäng

Re: Gleichnisse (wundersame Geschichten)

Beitrag von Pufflibäng »

Leuchtherz hat geschrieben:3 Siebe

Zum weisen Sokrates kam einer gelaufen und sagte:
„Höre, Sokrates, das muss ich dir erzählen!“

„Halte ein!“ unterbrach ihn der Weise, „hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt?“

„Drei Siebe?“, fragte der andere voller Verwunderung.

„Ja, guter Freund! Lass sehen, ob das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe hindurch geht: Das erste ist dieWahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?“

„Nein, ich hörte es jemanden erzählen und ...“

„So, so! Aber sicher hast du es im zweiten Sieb geprüft.
Es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst gut?“

Zögernd sagte der andere: „Nein, im Gegenteil...“

„Hm“, unterbrach ihn Sokrates, „so lass uns auch das dritte Sieb noch anwenden. Ist es notwendig, dass du mir das erzählst?“

„Notwendig nun gerade nicht...“

„Also, sagte lächelnd der Weise, „wenn es weder wahr, noch gut, noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit.“
Yeah, dieses Gleichnis gefällt mir sehr gut. Würden alle Menschen dieses Sieb benutzen, es würde wirklich verdammt still auf dieser Erde werden. /happy
Leuchtherz
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Registriert: Mo 5. Jul 2010, 17:07
Wohnort: Haus WG am Berg

Re: Gleichnisse (wundersame Geschichten)

Beitrag von Leuchtherz »

DER PORTIER DES FREUDEN HAUSES


Im Talmud gibt es eine Geschichte, in der geht es um einen ganz gewöhnlichen Mann. Er ist Portier in einem Freudenhaus.« IM GESAMTEN DORF gab es keinen Beruf, der schlechter bezahlt und angesehen war als der des Freudenhausportiers... Aber was hätte dieser Mann denn sonst tun sollen? Fakt war, dass er nie schreiben oder lesen gelernt und auch nie eine andere Tätigkeit oder einen anderen Beruf ausgeübt hatte. Er war zu dem Posten gekommen, weil auch schon sein Vater Portier dieses Freudenhauses gewesen war, und vor ihm dessen Vater. Jahrzehntelang war das Freudenhaus von den Händen der Väter in die Hände der Söhne übergegangen, und so auch der Posten des Portiers. Eines Tages starb der alte Freudenhausbesitzer, und ein ehrgeiziger, kreativer junger Mann mit Unternehmergeist wurde zum neuen Geschäftsführer ernannt. Der Junge hatte vor, den Laden zu modernisieren. Er renovierte die Zimmer und bestellte anschließend die Belegschaft zu sich, um sie neu einzuweisen. Dem Portier sagte er: »Ab heute werden Sie neben Ihrer Arbeit an der Tür jede Woche einen Bericht für mich schreiben. Darin notieren Sie die Anzahl der Paare, die uns Tag für Tag besuchen. Jedes fünfte Pärchen fragen Sie, wie es mit seiner Bewirtung zufrieden war und ob es Vorschläge zur Verbesserung hat. Einmal pro Woche legen Sie mir diesen Bericht mit Ihrer Auswertung vor.« Der Portier zitterte. Noch niemals hatte es ihm an Arbeitswillen gemangelt, jedoch... »So gern ich Ihnen diesen Wunsch auch erfüllen würde«, stammelte er, »aber ich...ich kann weder lesen noch schreiben.« »Oh, das ist bedauerlich. Sie werden verstehen, dass ich mir allein für diese Tätigkeit keinen zusätzlichen Angestellten leisten kann, und genauso wenig kann ich von Ihnen verlangen, dass Sie schreiben lernen, daher...« »Aber, Herr Geschäftsführer, Sie können mich nicht einfach auf die Straße setzen. Ich habe mein ganzes Leben lang hier gearbeitet, genau wie vor mir mein Vater und mein Großvater...« Der Geschäftsführer ließ ihn gar nicht ausreden. »Ich verstehe Sie ja, aber ich kann leider nichts für Sie tun. Natürlich bekommen Sie eine Abfindung, das heißt, eine Summe, die Ihnen hilft, über die Runden zu kommen, bis Sie eine neue Stelle gefunden haben. Es tut mir sehr leid. Ich wünsche Ihnen alles Gute.« Und ohne ein weiteres Wort kehrte er ihm den Rücken zu und ging. Für den Mann brach eine Welt zusammen. Nie hätte er sich träumen lassen, je in eine solche Situation zu geraten. Er kam nach Hause und war das erste Mal in seinem Leben arbeitslos. Was sollte er tun?
Er erinnerte sich daran, wie er manchmal im Freudenhaus, wenn ein Bett kaputtgegangen war oder der Fuß an einem Schrank wackelte, sich der Sache angenommen und sie provisorisch und schnell mit Hammer und Nagel repariert hatte: Das könnte eine vorübergehende Beschäftigung für ihn sein, bis ihm jemand eine neue Stelle anbot. Im ganzen Haus suchte er nach geeignetem Werkzeug, fand aber nur ein paar rostige Nägel und eine schartige Zange. Er musste einen kompletten Werkzeugkasten anschaffen, und dafür würde er einen Teil seiner Abfindung einsetzen. Kurz vor der Haustür fiel ihm ein, dass es in seinem Dorf gar keine Eisenwarenhandlung gab und dass er einen zweitägigen Ritt auf seinem Maultier auf sich nehmen musste, um in das Dorf zu gelangen, in dem er seine Einkäufe tätigen konnte. >Was hilft’s?< dachte er und machte sich auf den Weg. Bei seiner Rückkehr trug er einen wunderbar sortierten Werkzeugkasten bei sich. Er hatte sich die Stiefel noch nicht ausgezogen, da klingelte es an seiner Haustür: Es war sein Nachbar. »Ich wollte fragen, ob Sie nicht einen Hammer hätten, den Sie mir eventuell leihen könnten.« »Nun, ich habe mir gerade einen gekauft, aber den brauch ich selbst, damit ich arbeiten kann, ich habe nämlich meine Stelle verloren.«
»Ich verstehe, aber ich würde ihn gleich morgen früh zurückbringen.«
»Also gut.«
Am nächsten Morgen klingelte der Nachbar wie versprochen an der Tür.
»Hören Sie, ich brauchte den Hammer noch. Könnten Sie ihn mir nicht verkaufen?«
»Nein, ich brauche ihn selbst, für meine Arbeit, und außerdem ist die nächste Eisenwarenhandlung zwei Tagesreisen mit dem Maultier entfernt.« »Vielleicht kommen wir ins Geschäft«, sagte der Nachbar. »Ich zahle Ihnen die zwei Tage An- und Abreise plus den Preis für den Hammer. Sie sind doch arbeitslos und haben die nötige Zeit. Was halten Sie davon?«
Er machte sich klar, dass das vier Tage Beschäftigung bedeutete - und nahm den Auftrag an.
Bei seiner Rückkehr wartete ein anderer Nachbar vor seiner Tür.
»Hallo, Herr Nachbar, Sie haben doch unserem Freund einen Hammer geliehen.« »Ja...«
»Ich brauche ein paar Werkzeuge. Ich bin bereit, Ihnen vier Tagesreisen und eine kleine Gewinnspanne für jedes einzelne Stück zu zahlen. Denn es liegt ja auf der Hand, dass nicht jeder von uns vier Tage Zeit zum Einkaufen hat.« Der ehemalige Portier öffnete seinen Werkzeugkasten, und sein Nachbar suchte sich eine Schraubzwinge, einen Schraubenzieher, einen Hammer und einen Meißel heraus. Er zahlte und ging. »Nicht jeder von uns hat vier Tage Zeit zum Einkaufen«, die Worte klangen ihm noch im Ohr. Wenn das so war, könnte es noch viele andere Menschen geben, denen daran gelegen war, dass er sich auf die Reise machte, um Werkzeug einzukaufen. Bei seiner nächsten Reise beschloss er, einen Teil seiner Abfindungssumme zu investieren und noch mehr Werkzeug zu erwerben, als er bereits verkauft hatte. So könnte er Reisezeit einsparen. Es sprach sich bald im Viertel herum, und immer mehr Nachbarn beschlossen, nicht mehr selbst zum Einkaufen ins Nachbardorf zu gehen. Einmal pro Woche machte sich der frischgebackene Werkzeugverkäufer auf die Reise, um Einkäufe für seine Kunden zu erledigen. Dann wurde ihm klar, dass er, wenn er einen Raum fände, in dem er seine Werkzeuge lagern könnte, noch mehr Reisen einsparen und so noch mehr Geld verdienen würde. Also mietete er einen Laden an. Er vergrößerte den Geschäftseingang, und ein paar Wochen später fügte er einen Lagerraum hinzu. Auf diese Weise wurde der Laden die erste Eisenwarenhandlung im Dorf. Alle waren zufrieden und kauften bei ihm ein. Jetzt brauchte er nicht mehr zu reisen: Die Eisenwarenhandlung im Nachbardorf lieferte seine Bestellungen an, denn er war ein guter Geschäftspartner. Mit der Zeit beschlossen alle Kunden in den umliegenden kleinen Dörfern, ihre Eisenwaren bei ihm zu kaufen und somit die zwei Tagesreisen einzusparen. Irgendwann hatte er die Idee, dass sein Freund, der Schmied, ihm die Hammerköpfe anfertigen könnte. Und dann, warum nicht?, auch die Zangen, Zwingen und Meißel. Später kamen noch Schrauben und Nägel hinzu.
Um die Geschichte abzukürzen: Innerhalb von zehn Jahren hatte es dieser Mann durch Aufrichtigkeit und Fleiß zum millionenschweren Eisenwarenproduzenten gebracht und war zum einflussreichsten Unternehmer der Region geworden. So einflussreich war er, dass er eines Tages zu Beginn des Schuljahres beschloss, seinem Dorf eine Schule zu stiften. Neben Lesen und Schreiben unterrichtete man dort die Künste und lehrte die nützlichsten Handwerksberufe. Der Bürgermeister und der Gemeindevorsteher organisierten ein großes Fest zur Schuleinweihung und ein offizielles Abendessen zu Ehren ihres Stifters. Beim Nachtisch überreichte der Gemeindevorsteher die Stadtschlüssel, und der Bürgermeister umarmte ihn und sagte: »Voller Stolz und Dankbarkeit bitten wir Sie, uns die Ehre zu erweisen und sich auf der ersten Seite des Goldenen Buchs der neuen Schule einzutragen.« »Die Ehre wäre ganz auf meiner Seite«, sagte der Mann. »Nichts täte ich lieber, als dort zu unterzeichnen, aber leider kann ich weder lesen noch schreiben: Ich bin Analphabet.« »Sie?« sagte der Bürgermeister, der es nicht glauben konnte. »Sie können weder lesen noch schreiben? Sie haben ein Industrieimperium aus der Taufe gehoben, ohne lesen und schreiben zu können? Da staune ich aber. Und frage mich, was Sie wohl erst erreicht hätten, hätten Sie lesen und schreiben gekonnt.« »Das kann ich Ihnen sagen«, antwortete der Mann ruhig. »Hätte ich lesen und schreiben gekonnt, wäre ich noch immer Portier im Freudenhaus!«
Verzweifle nicht an der Gewichtigkeit der Dinge,
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(Harry Pegas)
The Dude

Re: Gleichnisse (wundersame Geschichten)

Beitrag von The Dude »

Eigentlich bini ja nöd da, aber dä chani mer jetz nöd verkneife als Zuesatz zum Talmud ;)
Ein Investmentbanker stand in einem kleinen mexikanischen Fischerdorf am Pier und beobachtete, wie ein kleines Fischerboot mit einem Fischer an Bord anlegte. Er hatte einige riesige Thunfische geladen. Der Banker gratulierte dem Mexikaner zu seinem prächtigen Fang und fragte wie lange er dazu gebraucht hatte. Der Mexikaner antwortete: "Ein paar Stunden nur. Nicht lange."

Daraufhin fragte der Banker, warum er denn nicht länger auf See geblieben ist, um nach mehr zu fangen. Der Mexikaner sagte, die Fische reichen ihm, um seine Familie die nächsten Tage zu versorgen. Der Banker wiederum fragte: "Aber was tun Sie denn mit dem Rest des Tages?" Der mexikanische Fischer erklärte: "Ich schlafe morgens aus, gehe ein bisschen fischen, spiele mit meinen Kindern, mache mit meiner Frau Maria nach dem Mittagessen eine Siesta, gehe in das Dorf spazieren, trinke dort ein Gläschen Wein und spiele Gitarre mit meinen Freunden. Sie sehen, ich habe ein ausgefülltes Leben."

Der Banker erklärte: "Ich bin ein Harvard Absolvent und könnte Ihnen ein bisschen helfen. Sie sollten mehr Zeit mit Fischen verbringen und von dem Erlös ein größeres Boot kaufen. Mit dem Erlös hiervon wiederum könnten Sie mehrere Boote kaufen, bis Sie eine ganze Flotte haben. Statt den Fang an einen Händler zu verkaufen, könnten Sie direkt an eine Fischfabrik verkaufen und schließlich eine eigene Fischverarbeitungsfabrik eröffnen. Sie könnten Produktion, Verarbeitung und Vertrieb selbst kontrollieren. Sie könnten dann dieses kleine Fischerdorf verlassen und nach Mexiko City oder Los Angeles und vielleicht sogar New York umziehen, von wo aus Sie dann Ihr florierendes Unternehmen leiten."

Der Mexikaner fragte: "Und wie lange wird dies dauern?"
Der Banker antwortete: "So etwa 15 bis 20 Jahre."
Der Mexikaner fragte: "Und was dann?"

Der Banker lachte und sagte: "Dann kommt das Beste. Wenn die Zeit reif ist, könnten Sie mit ihrem Unternehmen an die Börse gehen, Ihre Unternehmensteile verkaufen und sehr reich werden. Sie könnten Millionen verdienen."

Der Mexikaner fragte: "Millionen, und dann?"

Der Banker antwortete: "Dann könnten Sie aufhören zu arbeiten. Sie könnten in ein kleines Fischerdorf an der Küste ziehen, morgens lange ausschlafen, ein bisschen fischen gehen, mit Ihren Kindern spielen, eine Siesta mit Ihrer Frau machen, in das Dorf spazieren gehen, am Abend ein Gläschen Wein genießen und mit Ihren Freunden Gitarre spielen."
Ps.
Hier die satanische Marketing-Strategie, die jeden im Hamsterlaufrad hält, seine Beziehungen kaputt macht und insbesondere vom Denken und Erkennen der Wahrheit abhält.

Der Marketing-Guru hatte eine weltweite Versammlung einberufen. In der Eröffnungsansprache sagte er zu seinen Managern:

"Wir können die Menschen nicht davon abhalten, ihr Leben zu genießen.

Wir können sie auch nicht davon abhalten, Bücher zu lesen und dadurch Ihr Leben besser zu verstehen.

Wir können sie aber davon abhalten, dass sie persönliche Beziehungen voller Liebe zu ihren Mitmenschen entwickeln und beibehalten.

Wenn ihnen das gelingt, ist unsere Macht über sie gebrochen.
Und wenn sie lieben, sind wir in Gefahr.

Also, lasst sie mit ihren Freunden und Verwandten zusammen sein.

Lasst ihnen ihren Lebensstil, aber stehlt ihre Zeit, sodass sie keine Liebesbeziehungen zu ihren Mitmenschen aufbauen können - und auf keinen Fall - miteinander reden!

Das ist mein Auftrag an Euch, Manager für weltweites Marketing. Lenkt sie davon ab!"

"Wie sollen wir das anstellen?" fragten seine Manager.

"Beschäftigt sie ständig mit der ganzen Fülle unwichtiger Nebensächlichkeiten des alltäglichen Lebens und denkt Euch immer wieder etwas Neues aus, um ihre Gedanken zu beherrschen ", antwortete der Marketing-Guru.
"Verleitet sie dazu, dass sie viel Geld ausgeben, viel Materielles verbrauchen und verschwenden, viel ausleihen und auch vieles ausborgen.

Überredet die Ehefrauen, sich ganz auf ihren Job zu konzentrieren und unendliche Stunden an ihrem Arbeitsplatz zu verbringen.

Reduziert die Löhne so stark, dass alle jede Woche fünf, am besten sechs Tage arbeiten müssen, jeden Tag 10 bis 12 Stunden. Nur so können sie sich ihren sinnlosen Lebensstil leisten.

Haltet Väter und Mütter davon ab, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, ihnen zuzuhören und mit Ihnen zu reden.

Wenn ihre Familien schließlich auseinandergebrochen sind, wird ihr Zuhause ihnen keinen Schutz mehr bieten.
Stopft ihre Köpfe so voll, dass sie ihre innere Stimme nicht mehr hören können.

Verführt sie dazu, ständig das Radio oder den mp3-Player einzuschalten, wenn sie unterwegs sind. Seht zu, dass unermüdlich der Fernseher, der DVD-Player, der CD-Player und die Computer in ihrer Nähe laufen.

Und passt auf, dass in keinem Geschäft und in keinem Restaurant dieser Welt irgendwann während des Tages oder der Nacht etwa eine schöne und harmonische Musik zu hören ist, bombardiert sie vielmehr mit zotiger und aufpeitschender Musik, so laut ihr könnt. Das wird allmählich ihre Gedanken vergiften, und die Einheit und Verbundenheit mit Nachbarn, Freunden und Arbeitskollegen zerstören.

Überschwemmt die Frühstückstische mit Zeitungen und Zeitschriften. Hämmert ihnen 24 Stunden lang am Tag die neuesten Nachrichten ein.

Bedeckt die Strassen mit Schildern und Plakaten für irgendwelche Produkte, und redet ihnen ein, dass sie diese unbedingt zum glücklich sein brauchen.

Überflutet ihre Briefkästen mit Werbung, mit Angeboten von Gratis-Produkten und Diensten, die falsche Hoffnungen wecken.

Bildet in den Zeitschriften und auf den Titelseiten schöne, gut geformte Männer und Frauen ab, damit die Ehe- und Lebenspartner immer mehr glauben, dass äußere Schönheit entscheidend ist und sie ihre Partner nicht mehr attraktiv finden.
Auch das wird dazu beitragen, die Familien ganz schnell zu zerstören.

Lasst sie auch nicht im Urlaub zur Ruhe kommen. Gebt Euch alle Mühe, sie ständig abzulenken und zu beschäftigen, sodass sie erschöpft und voller Unruhe zurück zu ihrer Arbeit gehen.

Seht zu, dass sie sich nicht durch Spaziergänge und Wanderungen an der Natur erfreuen und auf keinen Fall etwa die Schönheiten der Natur wahrnehmen.

Schickt sie statt dessen in Vergnügungsparks, Discos, zu Sportveranstaltungen, Konzerten und ins Kino. Euer Ziel muss sein, dass sie beschäftigt, beschäftigt und noch einmal beschäftigt sind, dass sie bloß keine Zeit mit der Frage nach dem Sinn des Lebens und in liebevollen Beziehungen verbringen.

Und wenn sie sich mit anderen Menschen treffen, dann lasst sie nicht über Liebe sprechen, sondern reizt sie an zu Mobbing, Klatsch und Small Talk, sodass sie sich mit einem schlechten Gewissen und unguten Gefühlen verabschieden. Vor allem sage ich euch immer wieder, haltet sie davon ab, dass sie Zeit finden, miteinander zu reden. Sie sollen nur übereinander reden, am besten über die, die gerade nicht anwesend
sind.

Ich kann es nicht ausstehen, wenn Leute harmonisch zusammensitzen und sich am Leben erfreuen!

Lasst ja nicht ab in euren Bemühungen. Sie müssen immerzu beschäftigt sein, damit sie keine neuen Kontakte knüpfen und neue Freunde gewinnen können.

Liefert ihnen für diesen angeblichen Mangel an Zeit so viele gute Entschuldigungen, dass sie keine Kraft mehr aus ihren Freundschaften und Liebesbeziehungen schöpfen.

Bald werden sie aus ihrer eigenen Kraft leben und ihre Gesundheit, ihre Familie und Freunde für die Sicherheit, das Ansehen vor der Welt und ein gutes Gehalt opfern.

Es wird funktionieren!"

Es war ein tolles Treffen. Die Manager flogen zurück in ihre Heimatländer, um die Menschen überall auf der Welt noch mehr als bisher zu beschäftigen, um sie rastlos und ruhelos zu machen, ihnen noch mehr einzuflüstern, sie müssten hierhin und dorthin rennen."
Leuchtherz
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Re: Gleichnisse (wundersame Geschichten)

Beitrag von Leuchtherz »

Über die Versuchung der spirituellen Kräfte
Ein Mann kam zu Lin Chi und sagte: „Mein Meister verfügt über große mediale Fähigkeiten. Wie sieht es mit deinem Meister aus? Welche Wunder kann er vollbringen?“ 
Lin Chi fragte zurück: „Welche Wunder sind es, die dein Meister vollbringt?“ 
Der Schüler antwortete: „Eines Tages bat er mich, mich ans andere Ufer des Flusses zu stellen und ein Blatt Papier in der Hand zu halten. Der Fluss war sehr breit, fast anderthalb Kilometer. Mein Meister stand am gegenüberliegenden Ufer und begann, dort mit einem Füllfederhalter zu schreiben, wobei die Schrift auf meinem Blatt Papier auftauchte. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen, ich bin Zeuge. Was kann dein Meister?“ 
Lin Chi entgegnete: „Wenn er hungrig ist, isst er, und wenn er müde ist, geht er zu Bett.“ 
Der Mann sagte: „ Was erzählst du denn da? Das nennst du Wunder? Das macht doch schließlich jeder!“ 
Und Lin Chi antwortete: „Niemand macht das. Wenn du müde bist, beschäftigst du dich mit hunderttausend verschiedenen Dingen, und während du isst, denkst du ebenfalls an hunderttausend verschiedene Dinge. Wenn mein Meister schläft, dann schläft er einfach nur; er wälzt sich nicht herum, er träumt nicht einmal. In dem Moment existiert nur der Schlaf, sonst nichts. Und wenn er Hunger hat, dann isst er. Er ist immer völlig präsent in dem, was er gerade macht.“ 
„Worin liegt der Sinn, an einem Ufer zu stehen und auf etwas zu schreiben, das sich am anderen Ufer befindet? Es ist einfach nur dumm. Nur dumme Menschen interessieren sich für so etwas. Wofür soll das gut sein?“ 
Jemand hat einmal zu Ramakrishna gesagt: „Mein Meister ist ein großer Mann. Er kann über Wasser gehen.“ 
Ramakrishna antwortete: „So ein Unsinn! Ich gebe dem Fährmann zwei Pennis und schon bringt er mich ans andere Ufer. Dein Meister ist ein Dummkopf. Geh zu ihm und mach ihm klar, dass er sein Leben nicht verschwenden soll. Es passiert so leicht.“ 
Aber der Verstand sehnt sich nach solchen Spielchen. Er ist ständig damit beschäftigt und wünscht sich, irgendetwas möge passieren. Manchmal denkt er an Geld oder daran, ein größeres Haus zu haben, mehr respektiert zu werden oder über mehr politische Macht zu verfügen. Wenn du dich schließlich der Spiritualität zuwendest, ist dein Verstand immer noch der Gleiche. Jetzt sehnst du dich nach einem Mehr an geistigen Kräften – Telepathie, Hellsichtigkeit und all den anderen Unsinn. Aber so ist der Verstand nun einmal, und deshalb willst du ständig mehr. Und so wiederholt sich das ganze Spiel.“ 

Jetzt dreht sich alles um Telepathie, um Hellsichtigkeit oder andere geistige Kräfte: „Wenn ich dies kann, kann ich auch jenes. Ich kann die Gedanken von Menschen lesen, die tausende von Kilometern entfernt sind.“ 
Das Leben selbst ist ein Wunder, aber das Ego ist nicht bereit, diese Tatsache zu akzeptieren. Es möchte etwas Besonderes leisten, etwas, das niemand sonst kann, etwas Außergewöhnliches.

Wunder zu vollbringen ist etwas Schönes, aber es reicht nicht aus. Wunder zu vollbringen bedeutet, noch immer in der Welt des Egos verhaftet zu sein. Wahre Größe dagegen ist so gewöhnlich, dass sie nicht einmal vorgibt, irgendetwas zu sein. Sie ist so gewöhnlich, dass sie niemals versucht, etwas zu beweisen.
Verzweifle nicht an der Gewichtigkeit der Dinge,
neben Elefanten gibt's auch

SchMetteRlinge

(Harry Pegas)
Zachariel Drachenherz

Re: Gleichnisse (wundersame Geschichten)

Beitrag von Zachariel Drachenherz »

Geschichten aus alter Zeit: „Acht Winde“

Su Dongpo war ein großer Kultivierender des Zen-Buddhismus und befasste sich mit alchemistischer Herstellung von Pillen, die Unsterblichkeit verleihen. Obgleich er witzig und humorvoll war, war er doch als Kultivierender sehr ernsthaft und selbstdiszipliniert. Er sagte: „Niemand, der die Erleuchtung erreicht, ist sehr selbstdiszipliniert.“ Es gibt viele interessante Geschichten über ihn und seinen guten Freund, den Zen-Buddhisten Meister Foyin. Es folgt eines der Berühmtesten:

Eines Tages wurde Su Dongpo inspiriert und schrieb folgendes Gedicht:
Ich neige mein Haupt vor dem Himmel der Himmel,
haarfeine Strahlen erleuchten das Universum
die acht Winde können mich nicht bewegen,
wenn ich still auf dem purpurgoldenen Lotos sitze.


Mit den acht Winden sind gemeint: Lob, Lächerlichkeit, Ehre, Schande, Gewinn, Verlust, Vergnügen und Kummer - die Kräfte, die Menschen antreiben und beeinflussen.
Su Dongpo wollte mit seinem Gedicht ausdrücken, dass er eine höhere Bewusstseinsebene erreicht hatte, wo ihn diese Kräfte nicht mehr berühren konnten.

Von sich selbst beeindruckt schickte er einen Diener aus, um das Gedicht zu Foyin zu tragen. Er war sicher, dass sein Freund genauso beeindruckt sein würde, wie er selbst. Als Foyin das Gedicht las, schrieb dieser Zen-Meister auf das Manuskript: „Furz“ und schickte es an Dongpo zurück. Dieser war entsetzt, als er las, was der Zen-Meister geschrieben hatte. Er fuhr aus der Haut: „Wie kann er mich derartig beleidigen? Dieser lausige alte Mönch! Er muss mir eine Erklärung geben!“ Voller Empörung befahl er ein Fährboot heran, um sich so schnell wie möglich ans andere Ufer bringen zu lassen. Kaum angekommen sprang er herab und stürmte zum Tempel. Er wollte Foyin finden und eine Entschuldigung von ihm haben. Foyins Tür war aber verschlossen. An der Tür befand sich ein Stück Papier mit den folgenden zwei Zeilen:

Die acht Winde können mich nicht bewegen
Ein Furz blies mich quer über den Fluss.


Sofort kam Dongpo wieder zur Besinnung. Foyin hatte seinen hitzköpfigen Besuch vorausgesehen. Su Dongpos Ärger verschwand sofort, als er begriff, was sein Freund ihm sagen wollte. Wenn er wirklich ein Mann von so hoher geistiger Ebene wäre, unberührt von den acht Winden, wie konnte er sich dann so leicht provozieren lassen? Beschämt aber klüger ging Su Dongpo schweigend fort. [...]

Von hier
Capablanca

Re: Gleichnisse (wundersame Geschichten)

Beitrag von Capablanca »

@Leuchtherz

ein großartiger text. erinnert mich irgendwie an die lehren von linji, einem der begründer des zen im alten china.

vielleicht ist es sogar die selbe person, von der da die rede ist. nach wiki hieß linji mit dem vollen namen:
Linji Yixuan (chinesisch 臨濟義玄 Línjì Yìxuán, W.-G. Lin-chi I-hsüan; jap. Rinzai Gigen; † 866/867)
http://de.wikipedia.org/wiki/Linji_Yixuan

er war es jedenfalls, der mal zu seinen schülern sagte: "Wenn ihr Buddha trefft, tötet Buddha", wonach man den grundsatz ableiten kann:

"Wenn du Buddha siehst, töte Buddha."

bedeutet so viel wie: sobald man glaubt, buddha zu sehen oder ihn in irgendeiner weise zu erkennen (z.b. indem man sich selbst für erleuchtet hält), man einem irrtum oder einem trugbild des egos verfallen ist .... also der versuchung bzw. verführung der spirituellen kräfte.

ein anderer großer zen-patriarch (Tozan) schrieb mal etwas ähnliches, aber auf eine völlig andere weise:

"The blue mountain is the father of the white cloud. The white cloud is the son of the blue mountain. All day long they depend on each other, without being dependent on each other. The white cloud is always the white cloud. The blue mountain is always the blue mountain."

es gibt zu diesem text sogar ein emptymind-kurzfilm
(This is a clip from The Zen Mind documentary, filmed in Japan. It serves as a nice overview of zen - a topic very few people can fully understand.)

@drache

auch ein lehrreicher text. thx.

diese lehren zeigen, wie leicht man sich im leben was einbilden kann und wie schwer es ist, die dinge hinznehmen wie sie sind.
Antworten